Pinneberg. Pläne für neue Wachen in Pinneberg von Politik ignoriert. Wehrführer macht seinem Ärger im Rat Luft. Seine Kritikpunkte.

Marode, veraltet, gesundheitsgefährdend: Zudem werden die Räumlichkeiten der Freiwilligen Feuerwehr Pinneberg als unwirtschaftlich und einsatztaktisch nicht mehr nutzbar beschrieben. Ein Unding bei der Masse an Einsätzen, sagen die Retter. Stand jetzt haben Wehrführer Claus Köster und sein Team allein in diesem Jahr 706 Alarmierungen erhalten, mussten schon mehr als 500-mal ausrücken, um Leib und Leben zu schützen.

Pinneberg: Unhaltbare Zustände in den Feuerwachen der Stadt

Der seiner Beschreibung nach unhaltbare Zustand der Hauptwache an der Friedrich-Ebert-Straße sowie der Wache in Waldenau ist den Politikern seit vielen Jahren bekannt. Diskutiert wird darüber seit 2015. Schon 2018 hat die Ratsversammlung einstimmig die Umsetzung des auf einem professionellen Gutachten basierenden 150-seitigen Feuerwehrbedarfsplans beschlossen. Nur getan hat sich bisher wenig.

Auf ein nachdrückliches Schreiben des Wehrführers vom 5. Juli haben sich „die SPD und Die Bürgernahen nicht einmal gerührt“, sagt er. „Ich weiß mir nicht mehr zu helfen.“ Deshalb ist Köster am Donnerstagabend einen Schritt gegangen, den er sich zuvor kaum zugetraut hatte: Mit neun weiteren Mitgliedern aus dem Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr kreuzte er bei der Sitzung der Ratsversammlung auf, um seinem Ärger Luft zu machen und seine dringlichen Anliegen noch einmal in persona vorzubringen. Die Politik war zuvor nicht informiert.

Pinneberg: „Planerischer Schwebezustand“ nicht länger hinnehmbar

„Ich weiß sehr wohl, dass ich mit so einer Aktion in ein Wespennest steche“, sagt Köster, „und eigentlich bin ich auch kein Krawallmensch.“ Jedoch sei er der bisher leeren Versprechungen der Lokalpolitik überdrüssig: „Immer wieder war ich beinahe euphorisch aufgrund der Resonanz aus der Politik – aber jedes Mal war anschließend nur Schweigen im Wald.“

Die prekären Zustände in den beiden Wachen, laut Köster „eine unendliche Geschichte ohne Happy End“, sollen den Plänen nach wie folgt aufgelöst werden: Als Hauptwache soll ein neuer Standort dienen, der zugleich die Wache in Waldenau ersetzt. Die jetzige Hauptwache in der Innenstadt soll anschließend in verkleinerter Form erneuert werden und als zweiter Standort dienen. Den „planungstechnischen Schwebezustand“ dieser Feuerwachen-Neubauten, wie Köster formuliert, kann er angesichts des beschlossenen Bedarfsplans nicht nachvollziehen.

Pinnebergs Feuerwehrchef: „Botschaft ist angekommen“

Seine dringlichen Fragen zum weiteren Fortgang wurden bislang nicht beantwortet, weshalb er sie während der Ratsversammlung erneut stellte: Wohin soll die neue Hauptfeuerwache? Und wie soll die Wache in der Innenstadt weiter genutzt werden, wenn die Fahrzeughalle mit notwendigen Nebengebäuden, Wohnungen und erforderlichen Parkplätzen für Einsatzkräfte definitiv nicht auf das bestehende Grundstück passen?

„Totenstill“ sei es nach Kösters Redebeitrag im Rathaus gewesen, sagt er. Die Fraktionen hätten ihm weiterhin zugesagt, dass seine Fragen zeitnah in Schriftform beantwortet würden. „Die Botschaft ist angekommen, würde ich mal so unbescheiden sagen wollen“, meint der Wehrführer, der neue Hoffnung geschöpft hat.

Ginge es nach ihm, würde die Bauplanung der Freiwilligen Feuerwehr schon Ende dieses Jahres beginnen. Die neue Hauptwache wünscht er sich am Eggerstedter Weg. Denn von dort aus können die Lebensretter mögliche Einsatzorte schnell und sicher erreichen und so ihre Eingreifzeit verringern. Auch laut einem professionellen Gutachten aus dem vergangenen Jahr ist das der ideale Standort. „Zumal die jetzige Wache einfach nicht mehr reparabel ist“, so der Wehrführer.

Pinneberg sucht Standort für neue Feuerwache

Allerdings: Auf das von der Feuerwehr favorisierte Gelände spekuliert auch eine Reihe von Investoren. „Wenn die Flächen dann erst einmal verkauft sind, ist es zu spät“, begründet Köster den Druck, den er der Politik machen möchte. Außerdem, fügt er an, nähme die Hauptfeuerwache nicht die gesamte Fläche am Eggerstedter Weg ein, sondern nur rund 15.000 der 23.000 Quadratmeter. Es könnten sich dort also auch Investoren verwirklichen.

Der andere Standort, der für die neue Wache im Gespräch ist, liegt an der Datumer Chaussee. Auch wenn es dazu keine expliziten Aussagen gibt, hat Köster den Eindruck, dass die Stadt die neue Hauptwache lieber dort sehen würde.

Feuerwehr Pinneberg: Hauptwache soll zum Zweitstandort werden

Dem Wehrführer zufolge eignet sich dieser Standort wiederum nicht für die Zwecke, die die Feuerwehr verfolgt. In seinem Schreiben vom Juli weist er darauf hin, dass die unübersichtliche Verkehrsführung der Datumer Chaussee, die schlechte Parksituation und die Tempo-30-Zone im Bereich der Theodor-Heuss-Schule problematisch für eine Feuerwache wären. Was ebenfalls für den Eggerstedter Weg spricht: Die entsprechenden Flächen gehören bereits der Stadt, die in der Datumer Chaussee müssten erst erworben werden.

Die zweite Wache in der Innenstadt soll nach einer Sanierung in der jetzigen Hauptwache entstehen. Mit dieser Lösung ist Köster auch nur bedingt glücklich, da die Fläche eigentlich zu beengt ist und das Gebäude ihm zufolge nicht renovierungsfähig ist. Kurzzeitig waren für die Innenstadt-Wache Teile der PiZ-Fläche im Gespräch. Diese Kösters Ansicht nach „ideale Lösung“ ist mittlerweile auch wieder hinfällig.