Pinneberg/Elmshorn. In Pinneberg und Elmshorn gibt es seit Neuestem elektrische Leihroller. Wie kommt das an? Und welche Probleme gibt es?
Vieldiskutiert sind sie, vielleicht sogar zu viel. In jedem Fall spalten sie die Geister und teilweise auch die Generationen: Miet-E-Scooter. Die Elektroroller zum Leihen sind seit Juli in Elmshorn und seit August in Pinneberg im Straßenbild zu finden. Jeweils 100 Roller von den Anbietern Tier sowie Lime gibt es in Elmshorn, 150 Stück in Pinneberg ebenfalls von dem Anbieter Tier. Zwei Städte im Kreis, die ganz unterschiedlich mit der Neuerung umgegangen sind; doch die Probleme bleiben die gleichen.
E-Scooter: Wie wird das Angebot in Pinneberg und Elmshorn angenommen?
Die Stadtverwaltung Elmshorn hatte bereits vor der Indienststellung mit den Anbietern kooperiert. Spezielle Parkflächen für die Roller und Anreize für die Mieter wurden geschaffen, um dem altbekannten Problem der herumstehenden und -liegenden Scooter vorzugreifen. Trotzdem blieb die „Verkehrshürde Roller“ nicht aus.
„Es gibt immer wieder Scooter, die nicht ordnungsgemäß abgestellt werden, vor allem auf den Gehwegen. Und wir hatten auch schon Scooter, die in der Krückau lagen“, sagt Tanja Steenbock, Sachgebietsleitung öffentlicher Raum und Verkehr. Jedoch scheinen die Anbieter bis jetzt ihrer Verpflichtung nachgekommen zu sein und innerhalb von 24 Stunden die Ordnungswidrigkeiten zu beheben. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt Elmshorn läuft sehr gut, wir sind hier in enger Abstimmung“, sagt Patrick Grundmann, Sprecher von Tier Mobility.
E-Scooter: Bürger sind bei den Thema geteilter Meinung
Ganz anders bei der Stadtverwaltung Pinneberg, die keine Kooperation mit dem E-Scooter Anbieter eingehen möchte: „Die Stadt Pinneberg hat bisher keinen Willen zur Planung der Mikromobilität in ihrer Stadt gezeigt“, konstatiert Grundmann. Dass es die Roller trotzdem in der Stadt gibt, liegt an einer Bundesgesetzgebung, die es den Anbietern erlaubt ihre E-Scooter überall im öffentlichen Straßenraum aufstellen zu dürfen. Die gleiche Problematik, die es in Elmshorn gibt, bleibt demnach auch in Pinneberg nicht aus. Hier berichtet die Stadt jedoch davon, dass der Anbieter seine Verpflichtung nicht einhält: „Das in Berlin ansässige Unternehmen weist die Verantwortung für falsch abgestellte E-Scooter zurück“, so Marco Bröcker, Sprecher der Stadt Pinneberg.
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So gespalten die Städte im Umgang mit den neuen zweiräderigen Gefährten sind, so gespalten sind auch die Bewohner. Auf der einen Seite zeigen die Zahlen, dass die Scooter durchaus benutzt werden. In Elmshorn wurde seit dem 1. Juli bereits eine Strecke von 45.800 Kilometern von insgesamt 4200 Nutzern zurückgelegt.
In Pinneberg wurden seit dem 19. August 12.900 Kilometer von 1600 Nutzern gefahren. Auf der anderen Seite ist jedoch auch Unmut, gerade bei älteren Bewohnern, zu bemerken: „Ich habe die schon überall gesehen, sogar in Seitengängen, wo man sich fragt, was die da machen. Manchmal stehen sie so im Weg, dass ein Rollstuhl oder Rollator gar nicht vorbeikommt und die Fahrer sind schnell und rücksichtslos“, berichtet etwa Uwe Schulte. Als Postbote ist er viel in Pinneberg unterwegs.
E-Scooter: Manche fühlen sich gestört, andere sehen kein Problem
Eine ältere Dame mit Rollator, die nicht beim Namen genannt werden möchte, erzählt: „Ich mag die gar nicht, ganz furchtbar. Ich sehe die überall.“ Andere gehen mit der Neuerung etwas gelassener um: „Ich habe schon einige gesehen, gestört fühle ich mich nicht durch die Roller, ist halt ein Fortbewegungsmittel“, sagt Fred Lindner, 67, ebenfalls mit Rollator unterwegs. Anderen fallen die neuen E-Scooter in Pinneberg kaum auf: „Ich habe hier bisher kaum welche gesehen. Da sind bei uns im Dorf in Tangstedt noch mehr“, so Jane Senf, Handelsfachwirtin in Ausbildung.
Tatsächlich kommt es vor, dass trotz Systemsperre einige der Roller nach kurzer Zeit in den umliegenden Dörfern gelandet sind. Patrick Grundmann von Tier Mobility dazu: „Ja, das kommt gelegentlich vor. Die betroffenen E-Scooter werden dann von unseren Mitarbeitern wieder abgeholt und in unser Betriebsgebiet zurückgebracht.“
Eine allgemeine Kontrolle durch das Ordnungsamt oder die Polizei – sei es weil die Roller falsch abgestellt wurden oder über die Grenzen hinaus gefahren wurden – ist anscheinend nur schwer möglich, da die rechtlichen Besitzer die Anbieter sind und die Mieter, wenn überhaupt bekannt, kaum für eine Ordnungswidrigkeit im Zusammenhang mit den Rollern belangt werden können. Die Kontrolle der geparkten Roller sowie die sogenannten Park-Fotos, die Benutzer nach dem Abstellen machen müssen, ist für die Anbieter rechtlich nicht bindend. Da helfe nur gute Kooperation.
E-Scooter: Polizei hat kaum Zahlen über Verstöße vorliegen
Auch wenn in Pinneberg die E-Scooter nur wenig kontrolliert werden und auch die Statistiken der Polizei für den Zeitraum noch nicht ausgewertet sind, gibt es schon Anzeigen, etwa wegen alkoholisierten Fahrens der unerlaubter Handynutzung während der Fahrt, heißt es aus dem Rathaus.
Vom Hamburger Niveau ist die Kreisstadt dennoch weit entfernt. Dort landen etwa 1500 Anzeigen pro Monat wegen falsch geparkter Roller bei den zuständigen Stellen. Auch für Unfälle im Zusammenhang mit den neuen Roller-Angeboten gibt es noch keine Zahlen. Polizeisprecher Lars Brockmann sagt: „Wir können aus polizeilicher Sicht zurzeit keine besonderen Auffälligkeiten in Bezug auf Miet-E-Scooter in Elmshorn oder Pinneberg feststellen.“
Trotz der vielen kontroversen Debatten um das Thema „Miet-E-Scooter“ scheint die Geschichte und die Zukunft der relativ neuen Gefährte noch nicht ausdiskutiert zu sein. Für viele sind E-Scooter wirklich eine klimafreundliche und bequeme Alternative der Fortbewegung? Für andere erschweren die Nutzer das ohnehin nicht einfache Miteinander zwischen Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern im Straßenverkehr. Zumal in Pinneberg und Elmshorn vage bleibt, wer für Verstöße haftet. Ist es der letzte Nutzer oder der Anbieter?