Elmshorn. Stadt und die zwei Anbieter ziehen positives Zwischenfazit. Jetzt stehen 400 Fahrzeuge bereit – aber nur für begrenzte Zeit.

Einen Monat nach Einführung der Miet-E-Scooter zieht die Stadt Elmshorn ein positives Fazit. „Die E-Scooter sind sehr gefragt“, sagt der Zweite Stadtrat Lars Bredemeier. Es würden die Stadt nur vereinzelte Beschwerden über falsch abgestellte Fahrzeuge erreichen. Vor diesem Hintergrund habe die Stadtverwaltung den beiden Anbietern Lime und Tier die Erlaubnis erteilt, seit dieser Woche statt bisher jeweils 100 nun jeweils 200 Fahrzeuge zum Verleih anzubieten.

Elektromobilität: Elmshorn verdoppelt Zahl der E-Scooter

Bis zum 30. September soll das Pilotprojekt vorerst laufen. Zielgruppe sind vor allem Pendler sowie Studenten der Nordakademie. Laut dem Pressesprecher von Tier, Patrick Grundmann, sind die E-Scooter in Elmshorn gut angekommen: „Mit der bisherigen Bilanz in Elmshorn sind wir sehr zufrieden und freuen uns, dass unser E-Scooter-Service so gut angenommen wird. Insgesamt konnten wir im Juli circa 11.500 Fahrten von 2500 Nutzeren verzeichnen.“

Auch Sarah Schweiger von der Lime Unternehmenskommunikation sagt: „Unser Angebot wird von den Elmshornern gut angenommen, worüber wir uns sehr freuen.“ Beide Firmen verraten trotzdem noch nicht, ob und wenn ja, wie es nach dem 30. September mit dem Angebot weiter gehen soll.

Im Elmshorner Stadtbild gehören die E-Scooter irgendwie schon dazu. Wer durch die Stadt fährt, sieht fast überall die Geräte herumstehen. Personen, die damit fahren, sind nicht ganz so oft zu sehen. Ein Elmshorner, der anonym bleiben möchte, ärgert sich, dass die E-Scooter Fahrrädern den Platz weg nehmen.

E-Scooter werden vor allem von Jüngeren genutzt

Auch Sarah Schweiger von Lime erkennt grundsätzlich eine Herausforderung in der ungleichen Verteilung des öffentlichen Raums. Deswegen befürworte Lime die Schaffung von freiwilligen Abstellflächen für Mikromobilität, also auch für E-Scooter. Besonders gut sei dafür die Umwandlung von Pkw-Parkplätzen in entsprechende Stellflächen geeignet. Sie ergänzt: „Auf einen Pkw-Parkplatz passen bis zu 12 E-Scooter!“

Laut der Lime-Sprecherin ist die Anzahl an Fahrten am Freitagnachmittag und am Sonnabend besonders hoch. Wochentags würden die Lime E-Scooter von den Elmshornern am häufigsten morgens zwischen 7 und 9 Uhr sowie nachmittags zwischen 17 und 19 Uhr genutzt. Das zeige, dass Pendler Mikromobilitätsangebote für die erste und die letzte Meile gerne nutzten.

Laut Patrick Grundmann von Tier hat eine Umfrage ergeben, dass 38 Prozent der Tier-Nutzer zwischen 25 und 34 Jahren alt sind. Es folgt die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit 27 Prozent und den 35- bis 44-Jährigen mit 20 Prozent. Nur 16 Prozent der Nutzer seien älter als 45 Jahre. Auch die Lime E-Scooter werden laut Sarah Schweiger überwiegend von jungen Menschen genutzt. Der durchschnittliche Fahrer sei 31 Jahre alt.

Elmshorner Studierende sind Hauptzielgruppe der E-Scooter-Firmen

Zu diesen Zahlen passt, dass die Studenten der Nordakademie neben den Pendlern zur Hauptzielgruppe von Lime und Tier gehören. Allerdings haben viele Studenten das Angebot in Elmshorn noch nicht bewusst wahrgenommen, wie eine Umfrage des Abendblattes an der Fachhochschule der Wirtschaft zeigt.

Bei den Fahrradstellplätzen der Nordakademie ist ein einziger Miet E-Scooter zu sehen, außerdem ein angeschlossener privater E-Scooter. Die Ursache dafür könnte sein, dass der Unterricht an der Nordakademie erst seit dem 1. August nach den Ferien wieder angelaufen ist. Einige Studenten können sich zwar vorstellen, hin und wieder einen E-Scooter in Elmshorn zu nutzen, allerdings wollen die meisten das nicht regelmäßig tun.

Das könnte an den Preisen liegen. Bei Lime kostet zum Beispiel eine Minute 24 Cent, zusätzlich muss pro Fahrt eine Aktivierungsgebühr von einem Euro bezahlt werden. Laut Google Maps braucht man mit einem E-Scooter vom Bahnhof etwa sieben Minuten bis zur Nordakademie. Demnach kostet die Fahrt zur Nordakademie geschätzte 2,68 Euro.

Elmshorn: Studierende sind bei E-Scootern skeptisch

Die drei BWL Studentinnen Pia Nadolny (22), Jasna Putzbach (21) und Vivian Joyce Pagalies (21), die sich gerade auf dem Campus eine Packung Donuts teilen, würden nach eigenen Angaben auch eher selten zum E-Scooter greifen. „Ich fahre mit der Bahn nach Elmshorn und laufe vom Elmshorner Bahnhof zu Fuß zur Nordakademie“, sagt Pia Nadolny. Sie gehe ganz gerne zu Fuß. „Wenn ich den Weg mit dem E-Scooter fahren würde, würde ich mich unsportlich fühlen. Falls es zeitlich eng wird, würde ich aber vielleicht einen E-Scooter vom Bahnhof zur Nordakademie nehmen“, sagt die Studentin weiter.

Vivian Joyce Pagalies kann sich auch nicht vorstellen, das sie das E-Scooter Angebot in Elmshorn häufig nutzen wird. Sie erklärt auch weshalb: „Ich wohne in Hamburg und fahre mit dem Auto zur Nordakademie. Deswegen brauche ich in Elmshorn keinen E-Scooter. E-Scooter fahren wird auch schnell teuer. Generell würde ich aber nicht ausschließen, das Angebot zu nutzen.“

Ihre Freundin Jasna Putzbach hat Bedenken, was die E-Scooter betrifft. So sagt sie: „Man darf den Sicherheitsaspekt nicht vernachlässigen. Die E-Scooter fahren auch echt schnell. Durch den E-Antrieb und durch die Tatsache, dass man nur einen Knopf drücken muss, um schneller zu werden, kommt mir E-Scooter fahren gefährlicher vor als Fahrrad fahren. Beim Fahrrad kann ich alles besser kontrollieren.“

Elmshorn setzt auf Erweiterung des E-Scooter-Angebots

Die BWL-Studentin Sanna Schulte (19) bedenkt auch den ökologischen Aspekt. Sie sagt: „Falls ich einmal ganz schnell zur Bahn muss, würde ich vielleicht auch mal E-Scooter fahren. Weil Fahrrad fahren ökologischer ist, ziehe ich das Fahrrad dem E-Scooter vor.“ Allerdings sei ein geliehener E-Scooter auch flexibler als das eigene Fahrrad. „Wenn ich auf dem Hinweg mit dem E-Scooter zur Nordakademie fahre, kann ich auf dem Rückweg entscheiden, ob ich wieder E-Scooter fahre, oder ein anderes Verkehrsmittel nutzen. Außerdem muss ich mir bei einem geliehenen E-Scooter keine Sorgen machen, dass er gestohlen wird.“

Die ökologischen Bedenken der Studentin beziehen sich darauf, dass die E-Scooter eine Reichweite von ungefähr 30 bis 35 Kilometern aufweisen. Nach dieser Strecke müssen sie neu aufgeladen werden. Hierfür müssen sie von den Mitarbeitern der beiden Firmen per Auto eingesammelt, geladen und anschließend wieder zu den vorgesehenen Abstellflächen gefahren werden. Anders als es Lime und Tier behaupten, sind die E-Scooter nicht unbedingt besonders umweltfreundlich.

Der 21 Jahre alte Tischler Justin Bauer freut sich trotzdem über das Angebot von Lime und Tier. Er benutze die E-Scooter fast täglich und schon seitdem es sie in Elmshorn gebe. „Mit den E-Scootern komme ich einfach schneller zum Bahnhof!“, sagt er. Unter der Woche müsse er nämlich immer nach Pinneberg pendeln. Er wohne in Elmshorn in der Nähe der Trabrennbahn. Die Fahrt zum Bahnhof koste von dort aus mit Lime zwei Euro und mit Tier 1,70 Euro. Aber „ich habe den Lime-Pass und das Tier-Monatsabo“ erzählt er.