Pinneberg. Das Berliner Unternehmen Tier stellt 150 Geräte in Pinneberg zum Verleih auf. Allerdings sind noch einige Fragen offen.
Sie sind so weit verbreitet wie umstritten: E-Scooter-Leihangebote gibt es inzwischen in allen großen Städten – und nun werden die Elektro-Roller zum Leihen auch in Pinneberg angeboten, allerdings ohne detaillierte Absprache mit der Stadtverwaltung. Die Roller werden vom Berliner Unternehmen Tier gestellt, das den Betrieb und den Verleih der 150 Gefährte übernimmt. Gewährleistet werde aber nur eine regelmäßige Batterieladung, Wartung und Reparatur sowie eine gleichmäßige Verteilung im Stadtgebiet.
Elektromobilität: E-Scooter gibt es jetzt auch in Pinneberg
Als grüne Stadt im größten Baumschulgebiet Europas werde dieses neue Angebot toleriert, so das Rathaus. Denn die Kreisstadt mit ihren drei innerstädtischen Flussläufen und zahlreichen Wald- und Grünflächen könne nun in einem Mobilitätsmix erschlossen werden – per Rad, per Auto, mit Bus und Bahn sowie zu Fuß oder eben mit dem E-Scooter.
Als sogenannte 15-Minuten-Stadt sei in den vergangenen Jahren die Fahrradinfrastruktur kontinuierlich ausgebaut und verbessert worden. Und schon mit der fertigen Westumgehung habe der Schwerlastverkehr weitgehend aus der Innenstadt herausgehalten werden können. Neue Busverbindungen hätten das Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr erweitert. Und das Stadtzentrum sei innerhalb einer Viertelstunde aus dem gesamten Stadtgebiet umweltfreundlich mit dem Fahrrad erreichbar. Jetzt sollen die E-Roller die Kombiniermöglichkeiten erweitern.
Im benachbarten Hamburg gab es zuletzt massive Kritik an den Leih-Fahrzeugen. Roller liegen überall herum, blockieren Gehwege und Flächen, verschandeln das Stadtbild und sind gefährliche Stolperfallen, so die Kritiker. Und wenn sie in Gewässer wie der Alster landen, werden sie zur Umweltgefahr. Zwei Jahre nach der Einführung in der Hansestadt haben sich die E-Roller eher als Fluch denn als Mobilitätssegen erwiesen. Es hagelte Beschwerden.
Elmshorn ist Vorreiter bei Elektromobilität im Kreis Pinneberg
Vor einem Monat sind die Roller auch in Elmshorn an den Start gegangen. Mit restriktiven Vorschriften will die Stadt verhindern, dass die Roller das Stadtbild unangenehm beeinflussen, sie in der Krückau landen oder zur Gefahr für Kinder, Ältere oder Behinderte werden. So hat die Stadt an vielen zentralen Stellen Flächen zum Abstellen der Roller ausgewiesen. Und es gelten klar definierte Parkverbotszonen wie beispielsweise Parkhäuser, Spielplätze oder Brücken. Die Realität zeigt in Elmshorn aber vielerorts: Auch dort liegen oder stehen die Roller im Weg.
Die Regeln aus Elmshorn haben in Pinneberg aber ohnehin keinen Bestand: „Wir haben keine Kooperation mit dem Unternehmen Tier“, sagt Stadtsprecher Marco Bröcker. Das Unternehmen aus Berlin habe der Stadt Pinneberg am 8. August per Mail mitgeteilt, dass sie ihren Start zum 19. August vorbereiten. „Ihr Geschäftsmodell sei bundesweit gestattet und durch die Berufsfreiheit im Grundgesetz und durch die Gewerbeordnung geschützt, so das Unternehmen gegenüber der Stadt“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt gegenüber dem Abendblatt.
Die Stadt teilt mit, „E-Scooter dürfen am Straßenrand oder auf dem Gehweg abgestellt werden“. Dabei sei jedoch zu beachten, dass Fußgänger, Rollstuhlfahrer und andere Verkehrsteilnehmer nicht behindert oder gefährdet werden. Dass in Pinneberg aber auch ein generelles Park- und Abstellverbot für Grünflächen, Gewässer und Fußgängerzonen gilt, führt dann erst Tier-Sprecher Patrick Grundmann aus. „Wir bemühen uns seit Februar um Termine mit der Stadt. Wir wollten uns vorstellen und natürlich über mögliche Abstellflächen diskutieren, haben jedoch bis jetzt keinen Termin bekommen. Es scheint, die Stadt habe kein Interesse“, erklärt Grundmann.
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Pinneberg: Welche Regeln für die E-Scooter gelten
„Die E-Scooter von Tier dürfen überall innerhalb des von Tier definierten Bereichs gefahren und wieder abgestellt werden. Der Parkplatz für den Roller muss öffentlich und allen zugänglich sein“, heißt es auch auf der Internet-Seite des Anbieters. So gibt es in Pinneberg bisher 22 sogenannte „No-Parking-Zonen“. Dazu gehören unter anderem das Pinnauufer, der Drosteipark, Grüngebiete an der Mühlenau, an Friedhöfen und Schulen.
Die E-Roller-Fahrer werden in diesen Zonen von Tier durch technische Maßnahmen per Geofencing am Beenden des Leihvorgangs gehindert. Beim Abstellen des Rollers außerhalb der Sperrzone muss der Nutzer beim Parken ein Foto, das sogenannte After Ride Picture, in der App hochladen. Erfolgt dies nicht, muss er weiterhin zahlen. Parkhäuser, Brücken oder Spielplätze gehören nicht zu diesen Zonen. „Wir sind jederzeit zum Nachjustieren bereit. Die Stadt muss sich nur melden“, sagt Grundmann.
Bürger haben die Möglichkeit, den Anbieter 24 Stunden am Tag über eine telefonische Hotline oder per E-Mail zu erreichen. Bei Beschwerden über gewerbliche E-Scooter bittet die Stadt, sich ebenfalls direkt an Tier oder die Polizei zu wenden.