Elmshorn. Das Haus der Technik in Elmshorn setzt zwar Maßstäbe – aber es ist viel teurer und sehr viel später fertig als geplant.

Der Stadtumbau in Elmshorn hat ein weiteres sichtbares Zeichen gesetzt. Nachdem der Bauantrag für den Rathaus-Neubau Anfang Juli eingereicht wurde und die Knechtschen Hallen vor einer Woche an das Elmshorner Wohnungsbauunternehmen von Theodor Semmelhaack verkauft worden sind, ist nun auch ein wichtiges Neubauprojekt abgeschlossen worden: Als erster städtischer Hochbau im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen wurde das Haus der Technik eingeweiht.

Elmshorn: Vier Millionen Euro für Haus der Technik

Das Gebäudemanagement der Stadt ist bereits am 22. August in den Neubau eingezogen. Von hier aus wird ab sofort der Bau des neuen Rathauses gesteuert, das gleich gegenüber in den kommenden Jahren gebaut werden soll.

Das neue Haus der Technik entstand nach Plänen des Architekturbüros Hannemann & Krützfeldt GmbH. Mit einer ansprechenden Klinkerfassade gilt es als verbindendes Element zwischen den Industriebauten am Hafen und dem neuen, ebenfalls geklinkerten Rathaus. Die Stadt Elmshorn investierte vier Millionen Euro in den Hochbau, weitere 130.000 Euro flossen in die Ausstattung der Büroräume.

Von außen ist das Haus der Technik noch eingerüstet, aber innen wird schon gearbeitet.
Von außen ist das Haus der Technik noch eingerüstet, aber innen wird schon gearbeitet. © Torben Hinz | Torben Hinz

Im ersten öffentliche Gebäude in Krückau-Vormstegen sind auf einer Fläche von 573 Quadratmetern für Mitarbeiter der Stadtverwaltung 29 Arbeitsplätze in 19 Büros, ein multifunktionaler Besprechungsraum, kleine Ecken für Meetings sowie Server- und Technikräume über dem bereits fertiggestellten und in Betrieb genommenen Pumpwerk entstanden. Der Betrieb im Haus der Technik erfolgt den Angaben nach kohlendioxidneutral.

Elmshorn setzt beim Haus der Technik auf Nachhaltigkeit

„Eigentlich müsste es Haus der Umwelt heißen“, so Baustadtrat Lars Bredemeier bei der Einweihung. Denn nicht nur wegen des Unterbaus mit Schöpfpumpwerk, Schmutzwasserpumpwerk, Notstromaggregat, Lichtwellenleiterstation und zwei Traforäumen sowie Wärmepumpen, einer Photovoltaik-Anlage, Abwärme-Nutzung und Dämmung im Passiv-Haus-Standard setze der dreigeschossige Neubau umweltgerechte Maßstäbe.

So sehen die Büros aus. Die Schreibtische sind höhenverstellbar und erinnern die Mitarbeitenden automatisch daran, regelmäßig die Position zu verändern.
So sehen die Büros aus. Die Schreibtische sind höhenverstellbar und erinnern die Mitarbeitenden automatisch daran, regelmäßig die Position zu verändern. © Kitty Haug | KITTY HAUG

Zugleich sei das Haus der Technik am Südufer ein Schöpfwerk, das Regenwasser auch bei hohen Wasserständen in die Krückau heben kann. So stellt es beispielsweise die Entwässerung eines insgesamt 140 Hektar großen Gebietes sicher, das sich vom Sanierungsgebiet aus entlang der Ansgarstraße und der Ollnstraße bis auf Höhe der Schönaich-Carolath-Straße erstreckt. Der hierfür benötigte Keller speichert das Wasser in bis zu sieben Meter Tiefe unter dem Gebäude. Für den Bau des Kellers war eine 27 Meter tiefe Bohrpfahlwand notwendig. Der Hochbauteil ist auf 16 Meter tiefen Pfählen gegründet. Das Ingenieurbauwerk wurde bereits zwischen November 2015 und August 2019 errichtet und hat sieben Millionen Euro gekostet – alles ohne öffentliche Förderung. Das Pumphaus wird über Gebühren finanziert.

„Mit seiner integrierten Technik ist das Haus der Technik der Dreh- und Angelpunkt im Sanierungsgebiet“, betont Bredemeier. Es ermögliche die weitere Entwicklung des Geländes und „setzt hohe Maßstäbe für den weiteren Stadtumbau.“

Elmshorn: Haus der Technik deutlich teurer als geplant

Auch Vera Hippauf ist begeister: „Das modernste Gebäude der Stadt ist ein Vorgeschmack auf das neue Rathaus. Es ist ein Testballon für modernste Bürotechnik und digitale Arbeitsplätze“, sagt die Leiterin des Gebäudemanagements. Wie funktionieren Besprechungsräume in Zeiten von New Work? Welche Möbel stellen sich als besonders geeignet heraus? Antworten auf diese und andere Fragen soll das Haus der Technik liefern.

Der Bau des Hauses der Technik stand zuvor allerdings unter keinem guten Stern. Ende 2015 begannen die Arbeiten am Südufer. Diese mussten jedoch monatelang unterbrochen werden, nachdem mehrere Bauarbeiter gleichzeitig erkrankten und Vergiftungserscheinungen aufwiesen. Dann sprang 2018 der private Investor für die Entwicklung der Obergeschosse ab, weil sich der Bau immer weiter verzögerte. Die Stadt entschied im September 2018, selbst zu Ende zu bauen und es als Verwaltungsgebäude, quasi als „Mini-Rathaus“ selbst zu nutzen.

Die Baukosten wurden anfangs mit 2,1 Millionen Euro beziffert. Im September 2020 waren daraus bereits 3,8 Millionen Euro geworden. Grund waren fehlerhafte Planungen, denn ursprünglich wurde das Gebäude ohne einen Serverraum, ohne Auskragung und ohne innovatives Heiz- und Kühlsystem geplant. Aber auch die Corona-Krise sowie der Ukraine-Krieg sorgten für erschwerte Bedingungen.