Halstenbek. Mitbegründer beklagt Langsamkeit der örtlichen Verwaltung. Wo die Aktivisten Potenzial für ihre Idee sehen.

Alles ist bestens vorbereitet. Die Gründung einer Genossenschaft könnte sofort erfolgen. Und dennoch sind die Mitglieder der Solar-Initiative Halstenbek zur Untätigkeit verdammt. „Wir können die Gründung nicht vorantreiben, weil wir keinen gesicherten Standort haben“, bedauert Matthias Döring – und wirft der Gemeindeverwaltung vor, in diesem Punkt in Untätigkeit zu verharren.

Solarinitiative kritisiert Bürgermeister

Adressat des Vorwurfs ist Bürgermeister Claudius von Rüden. Ihn hatte die Gemeindevertretung am 15. Juni ermächtigt, mit der Solarinitiative eine Absichtserklärung über den Bau einer Solaranlage auf dem Dach des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums abzuschließen. Auch die Baufirma Hochtief als Bauherr und Verwalter des Gebäudes sollte einbezogen werden, die damit einverstanden war. Doch auch dreieinhalb Monate nach dem Votum der Politik liegt der Solarinitiative noch nicht einmal ein Entwurf vor.

„Diese Absichtserklärung würde uns als Signal reichen“, sagt Döring. Damit könnte man auf Firmen zugehen und Angebote einholen, den Stromlieferungs- und Dachnutzungsvertrag vorbereiten – und die Gründung der Genossenschaft einleiten. „Ohne die Sicherheit eines Standorts geht das nicht“, sagt Döring und rechnet vor: Der Beitritt zum Genossenschaftsverband würde circa 3500 Euro kosten, zudem müsste für dieses Jahr ein Jahresabschluss erstellt und testiert werden „Alles in allem würde uns das 5000 Euro kosten, die wir vorstrecken müssten.“

Initiative plant sechs Standorte für Solaranlagen

Ohne schriftliche Zusage seitens der Gemeinde sei das zu riskant. Bereits seit mehr als eineinhalb Jahren versuchen Döring und seine Mitstreiter, eine derartige Zusage von der Gemeinde zu erhalten. „Bisher sind wir kaum einen Schritt weitergekommen“, sagt Döring. In der gesamten Zeit habe er von der Gemeinde eine Telefonliste der Schulhausmeister und eine Bauzeichnung des Gymnasiums erhalten. Noch nicht einmal eine Vor-Ort-Besichtigung möglicher Standorte sei erfolgt.

Rainer Bornholdt (v. l.), Broder Christiansen, Michael Artmann und Stefan Philipps werben vor dem Rathaus unverdrossen für die Solarinitiative.
Rainer Bornholdt (v. l.), Broder Christiansen, Michael Artmann und Stefan Philipps werben vor dem Rathaus unverdrossen für die Solarinitiative. © Matthias Döring | Solarinitiative

Denn bei dem Standort auf dem Gymnasium, wo eine eine 100 kWp PV-Solaranlage entstehen soll, will es die Solar-Initiative nicht bewenden lassen. Eigentlich sollten in der Gemeinde sechs Standorte entstehen – zwei Kitas, zwei Schulen, die Volkshochschule und das Rathaus. Dafür waren Kosten in Höhe von 300.000 Euro veranschlagt. Finanziert werden sollte dies über die Anteilseigner der künftigen Genossenschaft. Ein Anteil soll 200 Euro kosten. 1500 Anteilseigner wären notwendig, um das Kapital aufzubringen, Mehrfachzeichnungen sind möglich.

Wandert die Initiative nach Rellingen ab?

Weil Halstenbek nicht in die Puschen kommt, denken die Mitstreiter der Solarinitiative inzwischen darüber nach, ihr erstes Objekt ausgerechnet in der Nachbargemeinde Rellingen zu starten. Nachdem die Initiative im Frühjahr den Weg in die Öffentlichkeit suchte, meldete sich Rellingens Bürgermeister Marc Trampe. „Bei ihm habe ich den Eindruck, es könnte schneller gehen“, sagt Döring. So könnte etwa die Caspar-Voght-Schule, die vor Kurzem um einen Neubautrakt erweitert worden ist, ein lohnenswerter Standort sein.

Trampe hat laut Döring auch versprochen, die Initiative der Halstenbeker im Rellinger Wirtschaftskreis vorzustellen. Auch daraus erhoffen sich die Initiatoren mögliche neue Standorte. So will die Solarinitiative perspektivisch nicht nur auf öffentliche Gebäude setzen, sondern Solaranlagen auch auf den Dächern von Gewerbeobjekten realisieren.

Auch Kontakt in Richtung Pinneberg aufgenommen

Auch mit Verantwortlichen in Schenefeld und Pinneberg hat Döring inzwischen Kontakt aufgenommen. Während Schenefeld lieber auf stadteigene Solaranlagen setzt, könnte es in Pinneberg anders aussehen. Döring: „Wir stehen dort aber noch ganz am Anfang.“ Er und seine Mitstreiter bemühen sich derweil weiter, öffentlichkeitswirksam auf sich aufmerksam zu machen, bauen Stände auf dem Halstenbeker Wochenmarkt, vor Edeka Böge und am Krupunder See auf. „Die Resonanz ist gut“, sagt Döring. Er hofft jetzt, Anfang 2022 die Genossenschaft gründen und endlich loslegen zu können.

Und Bürgermeister Claudius von Rüden? Der macht in seiner Stellungnahme deutlich, dass die politischen Gremien „ihre Zustimmung zu der Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und der Solarinitiative Halstenbek“ gegeben hätten und dass „mehrere Standorte in der Gemeinde ob Ihrer Eignung für die Installation von PV-Anlagen diskutiert“ würden. Was das Wolfgang-Borchert-Gymnasium angehe, würden „die baulichen Voraussetzungen zur Installation einer PV-Anlage auf dem Dach“ vorliegen.

Die Inhalte der Absichtserklärung sowie die Bereitstellung der Informationen über die avisierten Standorte würden derzeit weitergehend bearbeitet. Von Rüden: „Das Ziel der Gemeinde Halstenbek ist es, die Absichtserklärung unter Berücksichtigung der weiteren Entwicklung des Standorts Wolfgang-Borchert-Gymnasium gemeinsam mit dem ÖPP-Partner Hochtief sowie der Solarinitiative in Kürze zu unterzeichnen.“