Pinneberg. Am Rübekamp ist ein neues Wohnhaus entstanden. Der Bauherr hat viele weitere Projekte in Pinneberg und im Norden geplant.

Unmerklich, aber in hohem Tempo verändert sich das Bild der Stadt, was besonders in der stärker besuchten Innenstadt schneller auffällt als anderswo. Auch am Rübekamp 7–9 wird gerade einem Wohnhaus der letzte Schliff verpasst, in dem 15 Einheiten mit Wohnküche untergebracht sind. Die ersten Mieter sind in den anthrazit geklinkerten zweigeschossigen Bau mit Staffelgeschoss schon eingezogen, fünf Wohnungen (68 bis 128 Quadratmeter) und die beiden Gewerbeflächen sind noch frei. Der Quadratmeterpreis liegt bei 13,50 Euro kalt – allerdings ist mit niedrigen Nebenkosten zu rechnen. Für den nächsten verkaufsoffenen Sonntag am 4. September wurde zwischen 13 und 17 Uhr eine „offenen Besichtigung anberaumt. Wohnungssuchende und Interessierte sind willkommen.

Stadtentwicklung: Was sich in der Pinneberger Innenstadt tut

Mit dem neuen Gebäuderiegel wird die alte Straße aufgewertet, der historisch-authentische Charakter aber weiter zurückgedrängt. Zwar steht noch das denkmalgeschützte, rot-weiße ehemalige Kreishaus, in dem die Neue GeWoGe ihren Sitz hat, die beiden hübschen alten Häuser gegenüber und wenige weitere, für Pinneberg typische Bauten. Auch die dunkel geklinkerte ehemalige Kreissparkasse (im Jahr 1934 gebaut von Klaus Groth) zum Drosteiplatz ist erhalten. Das meiste andere auf diesem Abschnitt des Rübekamps ist aber entweder neueren Datums oder wirkt in die Jahre gekommen und weicht voraussichtlich bald Neubauten wie diesem.

„Wir schließen nicht aus, dass unsere Architekten sich an der Umgebung orientieren“, sagt Projektleiter und -entwickler Cihat Nazirli. „Hier haben wir aber einen starken Kontrast gesetzt.“ Solche kulturell-ästhetischen Fragen seien abhängig von der Lage, und der Rübekamp sei heterogen bebaut. Generell baue das Hamburger Unternehmen gern mit Flachdächern, Balkonen und Terrassen. Wie fast überall in der Gegend.

Vom Abrackern auf der Baustelle zum Unternehmer

Es heißt Köse Immobilien und steht für hochwertiges, energieoptimiertes Bauen, wo gewissermaßen alles aus einer Hand kommt, von der Grundstücksakquise bis zur Schlüsselübergabe an die Mieter oder – seltener – Käufer der Wohnungen.

Der Kopf an der Spitze heißt Pehlül Köse. Der ehemalige Putzer ist 49 Jahre alt und hat 2011 beschlossen, statt sich selber weiter auf Baustellen abzurackern, eigene Projekte zu erwerben und sie hochwertig und so energieeffizient wie möglich zu bauen. Zunächst in Kiel, inzwischen längst auch in Hamburg und ganz Norddeutschland bis nach Augsburg runter. Er hat das jahrelang allein und ohne Angestellte geschafft und langsam sein Unternehmen aufgebaut. Sein großes Pfund: Er kannte sehr viele Handwerker persönlich. Schließlich ist er selber einer. 2019 holte er Nazirli dazu, um die wirtschaftliche Kompetenz zu stärken. 2021 hatte er sieben und heute hat er schon 22 Mitarbeiter. Das Motto: „Hochwertige Produkte zu tragbaren Kosten für die Nutzer“.

Stadtentwicklung: Bislang hat Köse kaum Sozialwohnungen gebaut

Allein in Pinneberg hat Köse Immobilien acht Projekte in der Bau-Vorbereitung, etwa am Damm 39 a/b, am Osterloher Weg 25 und 36 und an der Oeltingsallee 44. Eines an der Saarlandstraße nahe der Hochbrücke wurde 2020 fertig und verkauft. Momentan sollen drei Häuser wieder verkauft werden. „Die aktuelle Lage ist schwierig“, erklärt Baris Yurteri, zuständig für Vermarktung und Vertrieb. „Viele Projektentwickler legen ihre Bauvorhaben auf Eis.“ Das liege an gestrichenen Fördermitteln, explodierten Baukosten, gestiegenen Zinsen und erschwerter Finanzierung. Durchschnittlich liegt der Energiestandard der Köse-Bauten entsprechend der Nachhaltigkeitsklasse der Kreditanstalt für Wiederaufbau bei 40 bis 45. Geheizt wird nahezu unabhängig von Gas, auf den Dächern steht eine Photovoltaikanlage, die Fenster sind mindestens dreifach verglast.

Bislang hat Köse kaum Sozialwohnungen gebaut. Diese zu bauen, sei eine wirtschaftliche Frage, sagt Cihat Nazirli. Bei den hohen Qualitätsstandards der Köse-Bauten verwundert das nicht. Am Damm 39 a/b in Pinneberg will das Unternehmen nun aber erstmals einen Anteil von maximal 30 Prozent geförderter Wohnungen einplanen. Dort sollen insgesamt 62 Wohneinheiten entstehen. Auch in Hen­stedt-Ulzburg und Hamburg baut Köse erstmals mit einem Anteil an Sozialwohnungen. Das sei letzten Endes ein Türöffner bei den Behörden, ein Geben und Nehmen, sagt Nazirli. Und: „Wir sind doch nicht ausschließlich wirtschaftlich unterwegs.“