Pinneberg/Barmstedt. Zum 80. Geburtstag richtet die Pinneberger Drostei dem Künstler Freddy Rode eine kleine Werkschau aus. Was sein Werk ausmacht.

Weil das Leben und die Welt voller Wunder sind, haben diese Wunder den Künstler Freddy Rode sein Leben lang beschäftigt. Die Wunder und der Umgang des Menschen mit ihnen, den er in seinen Werken über die Jahrzehnte hinweg immer wieder zum Thema macht. Vielleicht, weil er ein Kriegskind ist, vielleicht auch, weil er sehr früh erwachsen wurde.

Im weiteren Sinne steht sein Stil dem fantastischen Realismus nahe: „Nur so habe ich die Möglichkeit, das mitzuteilen, was ich möchte. So zeige ich einen Weg, den jeder nachvollziehen kann“, sagt er beim Gespräch in der Drostei. Zum 80. Geburtstag des Barmstedters wird in den dortigen Gartensälen eine feine kleine Ausstellung vorbereitet. Sie läuft vom 13. bis zum 21. August und heißt „Tango“.

Pinneberg: Drostei zeigt Werke von Freddy Rode

Früher, da sei er mal ein guter Tänzer gewesen: „Ich habe gerne getanzt. Denn Tanzen ist fast wie das Leben. Mal kraftvoll und emotional, vorwärts, rückwärts, dann gucken, Richtungswechsel, Wiegeschritt...“ Aus den gut 60 Jahren Malerei sind in dieser Ausstellung nicht alle Schaffensphasen vertreten, sondern eine charakteristische Auswahl mit vielen aktuelleren Werken. „Die Essenz“, sagt Rode da und zieht seine blassen Augenbrauen über die Ränder seiner runden Brille hoch.

Freddy Rode vor seinem Bildnis eines Greises mit weiß-grauem Bart.
Freddy Rode vor seinem Bildnis eines Greises mit weiß-grauem Bart. © Katja Engler | Katja Engler

Gut 60 Jahre, die an der Kunstschule Bad Harzburg begannen und bis heute andauern, wo er trotz diverser Beeinträchtigungen noch immer zwei, drei Stunden täglich malt. „Eigentlich ist die Malerei ein Handwerk. Das Handwerkliche muss stimmen. Und ein bisschen Ethik.“

Pinneberg: Lebendigkeit, Grazie und der Blick fürs Besondere

Ja, damit beschreibt er ziemlich genau die Zutaten, aus denen seine Bilder gemacht sind. Das Porträt eines bärtigen Greises – ganz in der großen Tradition der Kunstgeschichte seit Leonardo über Rembrandt bis zu Cézanne – hat er ganze fünf Mal gemalt, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Jetzt hängt es an zentraler Stelle in der Ausstellung. Daneben ein Kinderbildnis, dessen Augen so lebendig wirken, als springe das Mädchen gleich aus dem Rahmen heraus. Ja, solche Lebendigkeit kann Freddy Rode in der Ruhe seines Ateliers mit seinem Pinsel erzeugen. Auch wenn er hinterher so erschöpft ist, dass er sich fühlt, als habe er im Bergwerk gearbeitet.

Die wenigen Akte oder Bildnisse halb entblößter Frauen sind von großer Feinheit und Grazie, und oft verheißen sie mehr als ihre Titel. Groß in der Ecke des Hauptraumes steht das Porträt einer Orientalin mit riesigen schönen Augen – und wundervollerweise hat sich Rode nicht dazu hinreißen lassen, ihr irgendeinen Märchen-Kopfputz zu verpassen, sondern ihr Haar wird von einer billigen, zerknautschten Plastiktüte bedeckt, was sich als subtiler Kommentar zu manchen Gepflogenheiten lesen lässt.

Pinneberg: Zeitreise in der Drostei durch das Werk von Freddy Rode

Im zweiten Raum geht die Reise in die Vergangenheit bis in die 1980er-Jahre. In dieser Zeit begann Rode damit, Clowns zu malen. Ein wiederkehrendes Motiv: „Der Narr war in der Geschichte der einzige, der der Obrigkeit die Wahrheit sagen durfte, ohne bestraft zu werden“, sagt Rode da – und mag sein, dass er damit auch ein bisschen sich selber meint.

Das Bild
Das Bild "Schmetterlinge im Bauch" malte Freddy Rode 2021. © Katja Engler | Katja Engler

Was bereits in Zusammenhang mit den Clowns erscheint, nämlich die Erdkugel im ewigen Blau des Weltraumes, das zieht sich durch sein Gesamtwerk und ist vielleicht das, was Rode mit Ethik meint. „Ich habe mit meiner Malerei verstanden, den Menschen zu zeigen, was wir an Schönem haben. Verbunden mit der Frage, warum wir nicht in der Lage sind, das wert zu schätzen“, sagt er.

Im dritten Raum wird noch deutlicher, was er meint. Da ist die Welt nur noch eine entwurzelte Scholle – und in einem anderen Bild springt ein Mensch mit aller Kraft in die sich über ihm auftürmenden Wolken hinein. Nein, nur schöne Bilder malen, das wolle er nicht, sagt der Künstler. Ihm gehe es auch um den Tritt gegen das Schienbein des Betrachters.

„Tango“ 13.-21.8. Drostei, Dingstätte 25, geöffnet Mi-So 11.00-17.00. Eintritt vier, erm. zwei Euro.