Kreis Pinneberg. Beziehung zwischen Identität und Mitgefühl ist Thema des soziokulturellen Projekts „Neue Perspektiven“.
Vorurteile auszuhebeln und mehr Kontakt zwischen Menschen herzustellen, die nichts voneinander wissen, ist ein komplexes Unterfangen. Denn so einfach lässt sich die Perspektive nicht wechseln. Der Utopie, in die Haut eines anderen zu schlüpfen, kommt nun ein neues Kunstprojekt so erstaunlich nahe, dass es vermutlich viel Zulauf von allen Seiten haben wird.
Kreis Pinneberg: Neues Kunstprojekt ermöglicht Identitätswechsel
Das Kollektiv „BeAnotherLab“ hat es in Zusammenarbeit von Künstlern und Wissenschaftlern entwickelt. Es ist Teil eines Projekts mit Theateraufführung, das die Künstlerin Julia Knabbe vom Kulturknotenpunkt Südwest konzipiert hat und gemeinsam mit dem Juks in Schenefeld und dem Integrationsbeauftragten des Kreises, Bachir Yzidi, umsetzt.
Möglich wird der virtuelle Identitätswechsel dadurch, dass zwei sich gegenüberstehende Menschen jeweils eine VR-Brille aufsetzen, die die Wahrnehmung umdreht, indem sie die Illusion produziert, plötzlich im Körper des Gegenübers zu stecken. Das Gehirn nimmt dann zum Beispiel den Arm des Gegenübers als den eigenen wahr. „Darum geht es: Aufzunehmen, was ein anderer sieht und spürt. Das ist ein sehr intensives Erlebnis“, sagt Weys Karimi, der Kinder- und Jugendarbeit am Juks macht.
„Wir möchten über die Kultur Menschen erreichen, die wir normalerweise nicht in unseren Projekten haben“, erklärt Stefanie Fricke, Leiterin der Drostei. An drei Abenden und drei Orten wird das Projekt realisiert. Premiere ist am 24. Juni im Kinder- und Jugendzentrum Juks, am Tag darauf findet es im Elmshorner Kreishaus statt und am 26. Juni in der Drostei. Beginn ist immer um 18 Uhr, und zwischendurch gibt’s genug Zeit und Raum zum Gedankenaustausch.
Kreis Pinneberg: Neue Perspektiven für Mitgefühl und Identität
Im Anschluss finden parallele Workshops statt, einmal mit Schauspielern, um den Perspektivwechsel zu intensivieren und einmal wird selbiger herbeigeführt durch das Experiment mit der VR-Brille und der Körper-Transfer-Illusion.
Zu Beginn findet aber eine ganz reelle Theateraufführung statt: Das Theater am Strom spielt sein Stück „Neuland“, das von der Flucht eines Kindes aus Aleppo erzählt. Die Zuschauer nehmen die Perspektive des Kindes ein.
Über das Projekt soll ein Ort geschaffen werden, „wo wir Geschichten zusammenbringen“, sagt Julia Knabbe. Es gehe nicht darum, jemanden zu bekehren. „Uns ist der Austausch wichtig, weil die Dinge in zwei Richtungen funktionieren“, sagt Stefanie Fricke. Vor allem solle es keine Hürden für die Teilnahme geben, die kostenfrei ist. Menschen mit Migrationshintergrund sind ausdrücklich eingeladen. Auch deshalb ist das Juks dabei. „Uns besuchen viele Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund“, sagt Juks-Leiter Jörg Wilcke. Bachir Yzidi weist auf Experimente hin, die bewiesen hätten, dass wenn jemand als Dunkelhäutiger fühle, er danach weniger Vorurteile habe. Anmeldung ab sofort unter www.drostei.de/Sonderveranstaltung/Neue Perspektiven.