Pinneberg. Überfüllte Bahnsteige: Bagger beschädigt Oberleitung auf der Strecke nach Hamburg-Altona. Mit nervenaufreibenden Folgen.

Es herrschte am Dienstagabend das Chaos am Pinneberger Bahnhof. Züge fielen aus. Durchsagen an den Bahnsteigen, die von der DB Station & Service übernommen werden, waren falsch. Mangelnde Angaben an den Anzeigetafeln sorgten bei Fahrgästen für Ratlosigkeit. Sie wurden auf falsche Gleise geschickt. Züge fuhren nicht wie angekündigt Richtung Hamburg-Altona, sondern in die entgegengesetzte Richtung, zurück nach Elmshorn. Hunderte Menschen waren davon betroffen. Wer konnte, wich auf S-Bahnen aus. Die endeten aufgrund von Bauarbeiten allerdings an der Elbgaustraße. Dort warteten viele Fahrgäste lange auf die Ersatzbusse der VHH. Die, die kamen, waren hoffnungslos überfüllt.

Bahnchaos: Hunderte Fahrgäste in Pinneberg gestrandet

„Leider kam es am Dienstag auf Grund einer Oberleitungsstörung im Bereich Eidelstedt zu Einschränkungen im Zugverkehr zwischen Hamburg und Kiel/Flensburg/Westerland“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Die Strecke musste für die Reparaturarbeiten zwischen 17 und 5 Uhr am Mittwoch gesperrt werden. Verursacht wurde die Störung bereits kurz nach 15 Uhr durch einen Bagger, der für Bauarbeiten im S-Bahnbereich im Einsatz war. Er hatte die Oberleitung beschädigt.

Die Folge: Ein Zug der Nordbahn mit der Nummer NBE 83880 kollidierte mit der beschädigten Oberleitung und blieb auf der Strecke mit Fahrgästen stehen. „Notdienst und Notfallmanager wurden informiert. Um 16.03 Uhr wurde der erste Zugteil evakuiert und um 16.10 Uhr der zweite“, sagt Nico Jaenecke, Sprecher der Nordbahn. Zehn Minuten später hatten alle Fahrgäste den Zug verlassen, verletzt wurde niemand. Die Oberleitung wurde durch die DB Netz in Stand gesetzt und um 5.30 Uhr wurde der Teilabschnitt wieder für Fahrten freigegeben.

Deutsche Bahn und Nordbahn: Zahlreiche Züge fielen am Dienstag aus

Bis zur Freigabe der Strecke am frühen Mittwochmorgen fielen auch die Züge der Nordbahn zwischen Hamburg Altona und Pinneberg teilweise aus. „Jedoch konnten wir, wenn auch mit Verspätungen, auf einer Umgehungsstrecke, die auch vom Güterverkehr genutzt wird, den Verkehr zwischen Hamburg-Hauptbahnhof und Pinneberg aufrechterhalten“, so Jaenicke. „Zudem fuhren unsere Züge zwischen Pinneberg und Wrist.“

Zahlreiche Fahrgäste strandeten am Dienstagabend aufgrund eines Oberleitungsschadens in Pinneberg.
Zahlreiche Fahrgäste strandeten am Dienstagabend aufgrund eines Oberleitungsschadens in Pinneberg. © Katja Engler | Katja Engler

Insgesamt waren 110 Züge des Fern-, Regional- und Güterverkehrs betroffen. Teilweise wurden Züge umgeleitet, fielen aus oder sind nur von/bis Pinneberg beziehungsweise Neumünster gefahren. Aktuelle Angaben dazu suchten Bahnreisende allerdings vergeblich. „Unser Anspruch ist es, unseren Reisenden umgehend aktuelle, relevante und verlässliche Reiseinformationen auf allen gewünschten Kanälen zur Verfügung zu stellen“, so eine Bahnsprecherin.

VHH: "Alles im Einsatz, was wir aufbringen können"

Hier stehe die Zusammenarbeit zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen, der Eisenbahninfrastruktur und DB Station&Service als Betreiber der Bahnhöfe im Vordergrund. Die Verantwortung der korrekten, vollständigen und rechtzeitigen Datenlieferung obliege den zuständigen Eisenbahnverkehrsunternehmen.

Seitens der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) hätte man gern weitere Busse im Schienenersatzverkehr eingesetzt. „Wir versuchen auf zusätzliche Nachfrage zu reagieren. Bei unvorhersehbaren Ereignissen ist das schwierig, zumal wir aufgrund des erhöhten Fahrgastaufkommens durch das 9-Euro-Ticket alles im Einsatz haben, was wir aufbringen können“, erklärt VHH-Sprecher Stefan Genz.

Bahnchaos: Was Fahrgäste bei Verspätung und Zugausfall tun können

Bei der Nordbahn bittet man um Verständnis: „Durch den erhöhten Aufwand durch Zugumleitungen, Koordination von Mitarbeitern und Abweichungen im Betriebsablauf war es uns nicht immer möglich, die Zugzielanzeiger aktuell zu halten. Wir bitten dies zu entschuldigen“, heißt es von dort.

Auch bei der Deutschen Bahn nehme man die Kritik der Fahrgäste sehr ernst, so die Bahnsprecherin. „Wir arbeiten stetig an der Verbesserung und können uns für die Unannehmlichkeiten am gestrigen Tag bei allen Fahrgästen nur entschuldigen“, sagt sie. Informationen, welche Entschädigung Fahrgästen bei Zugverspätungen, verpassten Anschlüssen oder ausgefallenen Zügen zusteht und wie und wo diese beantragt werden können, fänden Fahrgäste unter www.bahn.de/service/fahrplaene/fahrgastrechte.