Kreis Pinneberg. Während das Projekt weiter umstritten ist, baut die SH Netz ihre Leitungen für LNG um. Was die Umweltschützer kritisieren.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat den geplanten Bau einer 55 Kilometer langen Pipeline kritisiert, die das künftige Terminal für Flüssiggas (LNG) in Brunsbüttel an der Elbmündung mit dem Gas-Fernleitungsnetz bei Hetlingen im Kreis Pinneberg verbinden soll. Der Antrag für die Pipeline sei der Versuch, eine auf Dauer angelegte Infrastruktur für Flüssigerdgas-Importe vorzubereiten, kritisierte die DUH am Montag.
LNG-Terminal: Umwelthilfe kritisiert geplante Pipeline
Man habe eine entsprechende Stellungnahme zum Genehmigungsverfahren abgegeben. Hintergrund ist zum einen der seit längerer Zeit geplante und von der DUH abgelehnte Plan zum Bau eines Terminals für Flüssigerdgasimporte an Land in Brunsbüttel. Auf der anderen Seite hatte die DUH angekündigt, wegen der aktuellen Energiekrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, den Bau von schwimmenden Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven nicht mutwillig zu verzögern. Das schwimmende Terminal, das bereits zum Jahreswechsel einsatzbereit sein soll, wird nach Angaben des schleswig-holsteinischen Energiewendeministeriums zunächst über eine drei Kilometer lange Pipeline ans Gasnetz angeschlossen.
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Die maximale Kapazität des Terminals soll etwa fünf Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr aufnehmen. Diese werde aber erst mit der 55 Kilometer langen Gasleitung erreicht, die Ende 2023 fertig sein soll. Bis dahin betrage die Jahresdurchschnittskapazität 3,5 Milliarden Kubikmeter, was etwa vier Prozent des deutschen Gasbedarfs entspreche.
Aus Sicht des DUH-Bundesgeschäftsführers Sascha Müller-Kraenner wirkt die Begründung für die größeren Pipeline vorgeschoben. Denn das notwendige zwei Kilometer lange Verbindungsstück zwischen beiden Leitungen sei gar nicht Teil der aktuellen Anträge.
LNG-Terminal: SH Netz will Schleswig-Holstein mit Flüssiggas versorgen
2026 soll das schwimmende Terminal durch ein Terminal an Land ersetzt werden. Dann steigt die Kapazität in Brunsbüttel auf zehn Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr. Die Anlagen sind auch für die spätere Aufnahme von Wasserstoff vorgesehen. Unterdessen hat SH Netz mitgeteilt, umfangreiche technische Maßnahmen gestartet zu haben, um die Versorgung weiter Teile Schleswig-Holsteins mit LNG-Gas von Brunsbüttel aus zu ermöglichen. Ziel der Maßnahmen sei es, bereits zum Jahreswechsel möglichst viel LNG-Gas in Brunsbüttel übernehmen zu können und zur Versorgung von Bevölkerung und Industrie einzusetzen. Dafür investiert SH Netz in den nächsten Monaten rund drei Millionen Euro.
„Derzeit beginnen wir mit der Errichtung eines sogenannten Schieberplatzes in Brunsbüttel“, erläutert Benjamin Merkt, technischer Vorstand bei SH Netz. „Diesen Schieberplatz kann man sich wie eine Weiche vorstellen. Wir nehmen dort das Gas auf, das aus dem LNG -Terminal in einer drei Kilometer langen Leitung unseres Partners Gasunie Deutschland (GUD) zu uns geleitet wird. Von dort verteilen wir das Gas in zwei Richtungen über unsere vorhandene Netzinfrastruktur. In Richtung Klein Offenseth-Sparrieshoop, wo wir das Gas in der Gasübernahmestation an GUD zurückgeben, damit es von dort aus deutschlandweit Verwendung findet. Und in Richtung Norden und Westen, um unsere Kunden zu versorgen.“
LNG-Terminal und Pipelines sind hochumstritten
Thomas Laabs, Projetleiter bei SH Netz, ergänzt: „Damit möglichst viele Kunden vom LNG-Gas profitieren können, arbeiten wir aktuell an einer Umstrukturierung unseres Netzes in vielen Teilen Schleswig-Holsteins. Heute würde das LNG Gas etwa bis Büsum und Neumünster fließen, nach unserer Umstrukturierung im Winter dann im Idealfall bis nach Sylt und Flensburg.“
Damit das alles funktioniert, müssen neben dem Bau des Schieberplatzes in Brunsbüttel auch die Gasübernahmestation in Klein Offenseth-Sparrieshoop erweitert werden und eine Reihe von Odorierungsanlagen gebaut werden. Im Zuge der Odorierung wird das LNG-Gas aus Sicherheitsgründen mit Geruchsstoff versetzt. Der gegenwärtig geplante Fertigstellungstermin für die Arbeiten ist der Jahreswechsel, berichtet Thomas Laabs. Danach könnten über die umgebauten Leitungen nach derzeitigen Hochrechnungen im Optimalfall bis zu 2,7 Millionen Durchschnittshaushalte (15.000 kWh) ein Jahr lang versorgt werden.