Kreis Pinneberg. Rainer Naujox verteilt kostenlos Saatgut für mehr Insektenvielfalt. Sein Ziel sind 350 Flächen dieses Jahr – und so funktioniert es.

Nach Wind und Regen in den vergangenen Tagen wird auch wieder die Sonne scheinen. Denn der Frühling ist da – und wird sich früher oder später nicht aufhalten lassen. Kurzum: Jetzt ist die richtige Zeit, Bäume zu pflanzen und Blumenbeete zu schaffen. Der Kreis-Umweltbeauftragte Rainer Naujox, der auch dem Vorstand der Pinneberger Naturfreunde mit ihren 127 Mitgliedern angehört, fordert alle Gartenbesitzer im gesamten Kreisgebiet dazu auf, Blühwiesen anzulegen.

„Wir brauchen das für den Insektenschutz“, sagt der Naturfreund. „Wir alle sind gefordert, mehr für unsere Umwelt zu tun.“ Darum bietet Naujox jetzt im vierten Jahr in Folge seine tatkräftige Mithilfe an. Von sofort an kann wieder bei ihm zu Hause in Rellingen Saat und Aussaathilfe für die blühenden Landschaften in unterschiedlichen Mischungen kostenlos abgeholt werden.

Anschließend sollte die Blumensaat ab Mitte April bis Juni ausgesät werden, damit die Pflanzen recht bald blühen und die Insekten genug Biotope zur Verfügung haben. „Das Insektensterben hierzulande hat katastrophale Ausmaße angenommen“, warnt der Kreis-Umweltbeauftragte Naujox. Bis zu drei Viertel der bisherigen Insektenmasse seien in den vergangenen Jahren verloren gegangen. „Einige Institute meinen, dass das Insektensterben langfristig krassere Auswirkungen auf Natur und Mensch haben wird als unser grundsätzliches Klimaproblem“, sagt Naujox.

Seine Kostenlos-Initiative gewinnt Jahr für Jahr mehr Mitstreiter. So fing er vor drei Jahren an und konnte kreisweit etwa 50 Flächen aus privater und öffentlicher Hand gewinnen, die auf rund einem Hektar Blühwiesen sprießen ließen. Im zweiten Jahr waren es zwei und im dritten bereits vier Hektar, sagt Naujox stolz. „Und in diesem Jahr erreichen wir bestimmt fünf Hektar neue Blühwiesen“, sodass insgesamt weit mehr als 100.000 Quadratmeter auf 350 Flächen für neue Blühwiesen zur Verfügung stehen. Für mehr als drei Hektar hätten Garten- und Blumenfreunde bereits bei ihm die Saat abgeholt.

Da werde etwa der alte Sportplatz in Haseldorf in eine Blumenwiese verwandelt, ein Gewerbegebiet in Borstel-Hohenraden mit Blühwiesen verschönert ebenso wie das Gelände eines Quickborner Autohauses oder die Grünflächen des Pinneberger Abwasserbetriebes mit Blumensaat versehen, berichtet Naujox. Und das sind nur die ersten Bestellungen. Manche Gemeinden, Firmen oder Privatleute wollten auch Streuobstwiesen anlegen. Er hat aktuell Bestellungen aus Ellerbek, Hasloh, Halstenbek, Tangstedt und Elmshorn vorliegen. „Alle sind begeistert dabei“, freut sich Naujox darüber, welche Kreise seine Initiative inzwischen zieht. Die Gemeinde Moorrege habe sogar selbst die kostenlose Verteilung an ihre Bürger übernommen.

Naujox hat sich in seiner Garage mit genügend Saatmaterial eingedeckt. Für eine Fläche von 100 Quadratmetern benötige der Gartenfreund etwa 140 Gramm Blumensaat und 1400 Gramm Aussaathilfe, erklärt der Experte. Er gebe diese Mengen gerne kostenlos an Blühwiesen-Interessierte weiter. Eine kleine Spende sei natürlich willkommen.

Neben dem Insekten- und Naturschutz geht es Naujox vor allem um das Bewusstsein und die Motivation der Menschen für den Umweltschutz. „Diese Aktion ist vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber je mehr Menschen wir dafür gewinnen können, desto besser ist es um unseren natürlichen Lebensraum bestellt“, so Naujox. Denn: „Ohne Natur kann der Mensch nicht leben.“

Kontakt: pinneberg@naturfreunde-sh.de