Quickborn. Letzter Teil der Wahlserie: Kandidaten beantworten die wichtigen Fragen zu Wachstum, Vereinen und dem Radverkehr.
Am 8. Mai wird in Quickborn ein Bürgermeister gewählt. Die drei Kandidaten Thomas Köppl (CDU), Thomas Beckmann (FDP) und Tim Stoberock (SPD) beantworten Fragen von Abendblatt-Reporter Burkhard Fuchs zu den drängenden Themen der Stadt.
Bis zu welcher Größe sollte Quickborn weiter wachsen?
Thomas Köppl:Nicht Größe ist entscheidend, sondern Qualität: Deshalb bin ich wie bisher für ein maßvolles und kontrolliertes Wachstum unserer Stadt. Denn auch die städtische Infrastruktur, z. B. Kitas und Schulen, muss weiterhin passen. Durch unsere Nähe zu Hamburg und bundespolitisch gewollte Nachverdichtung steigt allerdings der „Siedlungsdruck“, und wir müssen dafür sorgen, dass es weiterhin bezahlbaren Wohnraum gibt. Aber auf keinen Fall kann ich mir Quickborn als Satellitenvorort mit vielen Hochhäusern vorstellen – Quickborns Ortsbild soll seinen Charakter behalten.
Thomas Beckmann: Genau für diese Frage und der damit verbundenen Fragen der Ausgestaltung, insbesondere der baulichen Stadtentwicklung und der benötigten Infrastruktur möchte ich zusammen mit der Bürgerschaft und den politischen Strukturen einen Masterplan für Quickborn entwickeln. Aus diesem Plan ergibt sich dann auch eine Zukunftsgröße für Quickborn, die auch nach Entwicklungsperioden differenziert sein kann.
Immer mehr Menschen suchen Alternativen zum Wohnen in Hamburg, und dadurch wächst auch der Zuzug nach Quickborn. Ich vermag nicht zu erkennen, dass dieser Zuzugsdruck in den nächsten Jahren wieder abnimmt. Auch aus der Verantwortung für Wohnraum werden wir uns deshalb einer weiteren dynamischen Entwicklung von Quickborn stellen müssen, die ich stärker einschätze, als die knapp 10 Prozent der letzten 10 Jahre. Ich stelle mir eine nachhaltige Stadtentwicklung nach dem Pyramiden-System vor mit kurzen Wegen, einer bessere Flächenausnutzung und einer Belebung des Zentrums.
Tim Stoberock:Das Wachstum unserer Stadt wird sich an der Entwicklung der Metropolregion orientieren. Eine genaue Einwohnerzahl lässt sich nur schwer prognostizieren. Ziel muss es sein, dass jedes Wachstum behutsam und nachhaltig geplant wird und die Interessen unserer Bürger berücksichtigt. Auch muss die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur der Stadt Quickborn mitwachsen. So müssen wir den Aus- und Neubau von Kitas und Schulen, von medizinischer Infrastruktur und Seniorentreffs gleich mitplanen.
Wo sollte der Radverkehr vordringlich gefördert werden?
Thomas Köppl:Das Radverkehrskonzept steht und wird bereits umgesetzt: Der Radweg nach Norderstedt wird verbreitert und erneuert, die Ortsteilverbindung nach Quickborn-Heide ist in Arbeit und in der Studie „Kieler Straße“ ist der zweite Radweg eingeplant. Darüber hinaus bringt unsere neue Radverkehrskoordinatorin flächendeckend viele weitere Rad-Projekte auf den Weg: Fahrbahnmarkierungen, Stellplätze an den Bahnhöfen, Service- und Ladestationen für E-Bikes etc. – alle diese Maßnahmen dienen der Verkehrsverbesserung und sind ein wichtiger Beitrag für den Klima- und Umweltschutz!
Thomas Beckmann:Hierzu gibt es als Grundlage ein erarbeitetes Radverkehrskonzept: Die Verbindung von Quickborn-Heide nach Quickborn Ort über Pascalstraße, Ohlmöhlenweg und Feldbehnstraße. Die Verbindung entlang der Kieler Straße mit einem zusätzlichen Radweg auf der Straße entlang der Ostseite. Und die Verbindung entlang des Harkheider Wegs über die Stadtgrenze hinaus nach Norderstedt.
Tim Stoberock:Die Frage ist nicht „wo“, sondern wie der Radverkehr gefördert werden kann. Quickborn braucht ein schlüssiges und unter umfassender Bürgerbeteiligung ausgearbeitetes Fahrradverkehrskonzept, das das gesamte Stadtgebiet umfasst sowie die Einbindung in überörtliche Fahrradnetze berücksichtigt. Neben der Reparatur der bestehenden Fahrradwege muss dieses Konzept ein stimmiges Angebot von bedarfsgerechten und komfortablen Fahrradwegen sowie sichere Fahrradparkplätze gerade im Zentrum enthalten.
Wie werden Sie die Vereine der Stadt unterstützen?
Thomas Köppl: Vereine sind wichtige Bestandteile unserer Gesellschaft! Ob Kunst, Kultur, Sport oder Freizeit – die Ehrenamtlichen leisten wichtige Beiträge. Um das zu fördern, stellen wir den Vereinen sämtliche öffentliche Einrichtung kostenfrei zur Verfügung: Sporthallen, Fußballplätze oder Artur-Grenz-Saal. Zusätzlich gewähren wir regelmäßig – auf politischen Beschluss – finanzielle Unterstützung. Damit hat Quickborn bei der Unterstützung des Ehrenamtes eine Spitzenposition in der kommunalen Familie erreicht. Das soll auch in Zukunft so bleiben, dafür werde ich mich einsetzen.
Thomas Beckmann:Die ehrenamtlichen Vereine sind ein wesentlicher Bestandteil für das Funktionieren der Bürgergesellschaft. Dieses Engagement und qualifizierte Konzepte sollten durch die Stadt unterstützt werden, auch finanziell. Als Bürgermeister sehe ich die Aufgabe neben den finanziellen Voraussetzungen insbesondere auch darin, im Dialog zu bleiben, um Bedürfnisse und Notwendigkeiten frühzeitig zu erkennen und Unterstützung anbieten zu können.
Tim Stoberock:Unsere vielen Vereine stehen für die gesellschaftliche, soziale, kulturelle und sportliche Vielfalt in unserer Stadt. Sie sind eine wichtige Grundlage für unser aller Zusammenleben. Für mich ist daher die ständige Rückkopplung mit den Vereinen wichtig. Ich habe bereits jetzt ganz viele Vereine besucht und mich mit ihnen ausgetauscht, um zu erfahren, wo ihre Herausforderungen und Wünsche liegen. Das werde ich als Bürgermeister fortsetzen und die Erkenntnisse bei meiner Arbeit berücksichtigen.
Wie stellen Sie sich die künftige Nutzung des Himmelmoores vor?
Thomas Köppl:Das Konzept steht: Weite Teile werden als Naturschutzgebiet ausgewiesen und renaturiert. Das ist nicht nur Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch ein enormer Beitrag zur CO2-Bindung und damit zum Klimaschutz. Andere Teile bleiben als Naherholungsgebiet erhalten. Hierfür brauchen wir aber eine neue Verkehrsführung, die die umliegenden Straßen entlastet: Von außenliegenden Parkplätzen sollen die Besucher künftig zu Fuß, mit dem Leihrad oder sogar mit der Torfbahn zum Himmelmoor kommen. Die Planung hierfür werden wir eng mit den Vereinen rund ums Himmelmoor abstimmen.
Thomas Beckmann:Das Himmelmoor wird Naturschutzgebiet und hat als größtes Hochmoor Schleswig-Holsteins große Bedeutung für den Naturhaushalt. Da ich selber aus dem Naturschutz komme, kenne und schätze ich die Bedeutung von Naturschutzgebieten auch für die naturkundliche Bildung. Es gilt: Nur was man kennt, dessen Wert kann man ermessen, für die Tier- und Pflanzenwelt, für den Naturhaushalt und damit insbesondere auch für uns Menschen. Diese Bildungschance müssen wir nutzen und entsprechende Angebote auch mit den ehrenamtlichen Naturschützern anbieten. Neben dem Schutz von Tier- und Pflanzenwelt sollte das Himmelmoor in erster Linie Erholungsraum für Quickbornerinnen und Quickbornern und kein Tourismusmagnet für (Nord-)Deutschland sein.
Tim Stoberock: Wir merken immer mehr, dass Klimawandel, Extremwetter und Artenschwund uns auch in Quickborn betreffen. Im Himmelmoor können wir den Besuchern näherbringen wie wichtig Biodiversität und Klimaschutz sind. Quickborn und das Himmelmoor brauchen eine Strategie: Wie schaffen wir es, CO einzusparen? Wie schaffen wir es, unseren Baumbestand auf das veränderte Wetter anzupassen? Und wie kriegen wir es hin, dass unser üppiges Grün in Quickborn Heimat so vieler verschiedenen Tier- und Pflanzenarbeiten wie möglich ist?
Welchen Stellenwert werden Sie der Wirtschaftsförderung einräumen?
Thomas Köppl: Wirtschaftsförderung bleibt Chefsache, denn zur langfristigen Finanzierung der Infrastruktur in unserer wachsenden Stadt ist eine solide mitwachsende Wirtschaftsbasis unerlässlich. Quickborn hat bereits einen breiten Mix an Unternehmen, die Arbeitsplätze bieten und Gewerbesteuer zahlen. Und die weitere Nachfrage übersteigt bei Weitem unser Flächenangebot, weshalb wir uns auf den Verkauf von 150.000 Quadratmeter neuer Gewerbefläche freuen (Bebauungsplan 37). Mit unserem starken Wirtschaftsförderverbund Nordgate, in dem ich Mitgründer bin, werden wir das Projekt rasch voranbringen.
Thomas Beckmann:Die Wirtschaftsförderung gehört zu den Top-Prioritäten meiner Amtszeit. Eine starke Wirtschaft in Quickborn ist die elementare Voraussetzung für eine Finanzierbarkeit der Stadtentwicklung. Dafür benötigen wir eine aktive und kompetente Wirtschaftsförderung und ein Konzept welches Quickborn attraktiv für Technologieunternehmen und Start-ups macht.
Tim Stoberock: Wirtschaftsförderung ist bei mir Chefsache. Ich habe bereits die ersten Quickborner Unternehmen besucht und dort die Herausforderungen und Wünsche der lokalen Wirtschaft kennengelernt. In meinem zukünftigen Amt werde ich diese Besuche fortsetzen, um sehr früh Trends und neue Entwicklungen zu erfahren. Besonders wichtig ist mir eine nachhaltige und zugewandte Bestandspflege wie auch die Neuansiedlung von Unternehmen mit hochwertigen Arbeitsplätzen in unseren Gewerbegebieten.
Warum ist Quickborn ein guter Wirtschaftsstandort?
Thomas Köppl:Direkt an der A 7 in unmittelbarer Nähe zur Metropole Hamburg mit Flughafen und Überseehafen, dichtem Nahverkehrsnetz (zukünftig S 21), besten Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen, einem breiten Kultur- und Sportangebot sowie umfassender Nahversorgung, bietet Quickborn nicht nur Unternehmen, sondern auch Arbeitskräften beste Bedingungen. In Quickborn zu leben und zu arbeiten ist sehr attraktiv – das wissen auch die Unternehmen. Ach ja: Und die schönste Natur zur Erholung haben wir überall drumherum!
Thomas Beckmann: Quickborn gehört zur Metropolregion Hamburg mit allen sich daraus ergebenen Chancen. Verkehrlich ist Quickborn gut angebunden und bietet Mitarbeitern von Unternehmen einen attraktiven Wohnort.
Tim Stoberock: Quickborn ist in der Metropolregion verkehrsgünstig gelegen, verfügt über gute Ansiedlungsmöglichkeiten und bietet den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alle „weichen“ Standortvorteile: ein komplettes Schulangebot und Betreuungsplätze, gute ärztliche Versorgung, reiches Kultur- und Vereinsleben, breites Angebot für Freizeit und Sport und eine wunderbare Natur. Das macht die Stadt attraktiv.
Sollten die Stadtwerke privatisiert werden? Warum oder warum nicht?
Thomas Köppl: Nein, auf keinen Fall! Zur Sicherstellung der kostengünstigen Leistungserstellung für die eigene Bevölkerung muss kommunale Infrastruktur dauerhaft unter kommunaler Kontrolle stehen. Unser exzellenter Geschäftsführer und der politisch ausgewogene Aufsichtsrat sorgen für eine solide Geschäftspolitik und einen Mehrwert für unsere Stadt. Aktuell bieten wir die stabilsten Preise, und im Ausbau des Glasfasernetzes sind wir Spitzenreiter. Als Aufsichtsratsvorsitzender bin ich stolz auf unsere Teams bei den Stadtwerken und der tel.quick!
Thomas Beckmann: Die Stadtwerke sind bereits eine privatwirtschaftlich organisierte GmbH, die zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Quickborn ist. Diese GmbH wurde bisher wirtschaftlich erfolgreich geführt und führt regelmäßig hohe Überschüsse an die Stadt ab. Diese nachhaltige Wirtschaftsführung zum Wohle der Stadt mit den Einflussmöglichkeiten der Stadt als Eigentümer sollte unbedingt fortgesetzt werden.
Tim Stoberock:Nein! Für mich gehört die kommunale Daseinsvorsorge in öffentliche Hand. Das gilt übrigens auch für die Entwicklung städtischer Flächen. Die Erschließung und Vermarktung von Bauland gehört somit ebenfalls in kommunale Hand. Und die Grundlage hierfür ist eine langfristige und nachhaltige Baulandbewirtschaftung. Statt Privatinvestoren dienen Gewinne so der Allgemeinheit, und ökologische sowie soziale Kriterien können so besser umgesetzt werden.
Wie funktioniert idealerweise die Zusammenarbeit mit der Politik?
Thomas Köppl: Politik und Verwaltung arbeiten in Quickborn vertrauensvoll und konstruktiv zusammen, das sollte weiter wie bisher laufen. Natürlich gibt es dabei gelegentlich unterschiedliche politische Ansichten und verbale Rangeleien. Aber die Arbeit in den Fachausschüssen erfolgt mit hoher Kompetenz durch die erfahrenen Kommunalpolitiker, und die Bürgerinnen und Bürger beteiligen sich aktiv an der Willensbildung. Als Verwaltungschef muss ich die Entscheidungen umsetzen, dabei werden meine Vorschläge meist einstimmig angenommen und von den Bürgerinnen und Bürger verstanden.
Thomas Beckmann:Als Bürgermeister verstehe ich mich als Motor und guter Steuermann, der im Team mit seinem Kapitän der Ratsversammlung einen erfolgreichen Kurs setzt. Ich bin davon überzeugt, dass eine wertschätzende Diskussions- und Streitkultur das Fundament für eine gute Entwicklung von Quickborn ist. Dazu gehören neben einem offenen sachlichen Dialog immer die Fairness im Miteinander und die Bereitschaft zum Kompromiss.
Tim Stoberock:Für mich ist die Verwaltung der Partner der ehrenamtlichen Kommunalpolitik, indem sie deren Beschlüsse professionell vorbereitet sowie zielgenau, zügig und effizient umsetzt. Und dabei muss natürlich auch immer gewährleistet sein, dass alle Beteiligten bestmöglichst informiert sind. So möchte ich Verwaltungshandeln und Entscheidungsprozesse für alle Beteiligten nachvollziehbar gestalten. Denn nur gut informierte Kommunalpolitiker können gute Beschlüsse fassen.
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Welche Zukunftsvision für 2030 haben Sie von Quickborn?
Thomas Köppl: Im Jahr 2030 will ich mich weiterhin wohlfühlen in meiner Stadt Quickborn. Die Menschen hier können Leben und Arbeit gut verbinden. In der Innenstadt „brummt der Bär“, und die Heide hat ihr eigenes kleines Zentrum. Die Verkehrssituation ist durch Ausbau des Radverkehrs und des ÖPNV viel entspannter, autonome Shuttles bringen die Fahrgäste aus allen Stadtteilen schnell zu den S-Bahnhöfen. Ganztagsschule und Betreuung ab Krippe sind für alle Kinder frei. Meine Enkelkinder kicken im neuen Holstenstadion, und wir schwimmen im überdachten Lehrschwimmbecken mit den neuen Umkleiden am Freibad, und danach wird im anliegenden Restaurant gut gegessen und gefeiert. Ich freue mich darauf!
Thomas Beckmann:Dass die Saat für „Plan Beckmann“ gelegt ist und langsam aufgeht: Der Masterplan für ein nachhaltiges Quickborn steht und befindet sich in Umsetzung. Quickborn ist als Wirtschaftsstandort gleichermaßen angesagt, wie als Wohnort. Die wirtschaftliche Stabilität ist mit neuen steuerstarken Unternehmen wieder hergestellt, bzw. befindet sich auf dem Weg dahin. Das Zentrum von Quickborn ist in einem städtebaulichen Entwicklungsprozess.
Tim Stoberock: Ein kinderfreundliches und grünes Quickborn mit einem breiten Angebot für die Bereiche Kultur, Freizeit und Sport, in dem die Menschen gut und gerne leben.