Quickborn. Vor hundert Bürgern legten Thomas Beckmann (FDP), Thomas Köppl (CDU) und Tim Stoberock (SPD) ihre Standpunkte offen.
Mit einer munteren und bisweilen kontrovers geführten Podiumsdiskussion ist der Bürgermeisterwahlkampf in Quickborn in seine heiße Phase getreten. Während Amtsinhaber Thomas Köppl (CDU) und Herausforderer Thomas Beckmann (FDP) mehrfach ihre Meinungsverschiedenheiten austrugen, hielt sich der zweite Herausforderer Tim Stoberock (SPD) aus diesem Schlagabtausch weitgehend heraus und versuchte, das eigene Profil hervorzuheben.
100 Bürger waren zur ersten von zwei Fragerunden im Artur-Grenz-Saal gekommen, die souverän von Andreas Otto, Leiter des Nachrichtencenters von RSH, moderiert wurde. 188 User verfolgten die Veranstaltung online.
Der städtische Wahlausschuss hatte beschlossen, dass sich die drei Bewerber in öffentlichen Veranstaltungen vorzustellen haben. Die Quickborner wählen am 8. Mai parallel zum Landtag ihren Verwaltungschef. Sollte keiner die absolute Mehrheit erreichen, folgt am 29. Mai die Stichwahl. Für diesen Fall wird es wieder eine Podiumsdiskussion geben.
Kita-Plätze und Finanzen – die Themen im Wahlkampf
Der Amtsinhaber eröffnete den Vorstellungsreigen. „Den Weg fortsetzen“ und „Quickborn attraktiver machen“ will Köppl, der sich bei den beiden vorherigen Bürgermeisterwahlen jeweils nur mit hauchdünner Mehrheit durchsetzen konnte. Als Teile seiner Erfolgsbilanz nannte er die „Digitalisierung der Schulen“, die „hundertprozentige Kinderbetreuung“, die „tollen Kindertagesstätten“, das „super Breitbandnetz“ und die „günstigen Energiepreise“.
Der Christdemokrat vergaß nicht zu erwähnen, dass dies „mit der Politik“ erreicht wurde. Als Ziele der nächsten Amtszeit benannte der Amtsinhaber das Erreichen der Klimaneutralität, Straßensanierungen und den Ganzjahresbetrieb des Freibades durch den Bau einer Halle. Köppl, 1966 geboren, bezeichnete Quickborn als „wunderschöne Gemeinde“. Er arbeite „transparent und offen“. An die Bürgerinnen und Bürger gewandt sagt er: „Ich bin für Sie da.“
Stoberock: Schwerpunkt auf Entwicklung der Stadt
Stoberock legte den Schwerpunkt seines Vortags auf die Entwicklung der Stadt. Der Sozialdemokrat will „ein lebenswertes Zentrum“, ein „kinderfreundliches Quickborn“ sowie „mehr und bezahlbaren Wohnraum schaffen“. Die Aufenthaltsqualität in der City soll durch ein breiteres Angebot an Gastronomie und Geschäften erreicht werden. Beruf und Familie müssten konfliktfrei verbunden werden können. Die Wichtigkeit ist ihm als Vater von fünf Kindern bewusst. Gute und günstige Kitaplätze sind für Stoberock „Chefsache“.
Ein wichtiges Politikfeld ist für ihn der „angespannte und kostenträchtige Wohnungsmarkt“. Die Erschließung von Bauland soll zukünftig möglichst in kommunaler Hand liegen. Der promovierte Jurist aus der Hamburger Justizbehörde betonte auch seine Verwaltungserfahrung. Und er versprach einen Umzug, sollte er gewählt werden: „Ein Bürgermeister gehört in seine Stadt.“
Beckmann kritisierte die Verschuldung Quickborns
„So wie es derzeit ist, darf es nicht bleiben“, attackierte der Liberale Beckmann den amtierenden Bürgermeister. Der Quickborner skizzierte als Alternative einen Fünf-Punkte-Plan („raus aus dem Reagieren, rein in das Agieren“), in dem die individuelle Mobilität, ein Wirtschafts- und Finanzkonzept sowie eine „wertschätzende offene Diskussion“ zentrale Bestandteile sind.
Beckmann kritisierte die Verschuldung Quickborns, will eine maßvolle Stadtentwicklung, „auch in der Höhe“, und „eine Stadt der kurzen Wege“ schaffen. Der Liberale will „persönlich anpacken“. Als Pluspunkte wertete der 60-Jährige für sich sein Biologiestudium sowie Leitungserfahrungen in der freien Wirtschaft. „Ich bin von hier. Ich kann es“, formulierte er seinen Anspruch an das Bürgermeisteramt.
Anschließend diskutieren die drei Bewerber über die Themen Stadtentwicklung, Finanzen sowie Betreuung in Kindergärten und Grundschulen. Beckmann forderte eine maßvolle Entwicklung der Innenstadt. Köppl konterte: „Alles schon umgesetzt.“ Der Konservative will „weitermachen wie bisher“. Der Sozialdemokrat hält dagegen und will „nicht nur Investoren bedienen, sondern auch Nutzen für die Bürger“.
Debatte über Maulwurfshügel auf Sportplätzen
Beim Thema Finanzen kritisierte Beckmann, dass Quickborn „die am meisten verschuldete Kommune Schleswig-Holsteins“ sei. Köppl mochte nicht vom Schuldenberg, sondern von der Infrastruktur reden und verwies darauf, dass die Politiker die Beschlüsse gefasst haben. Stoberock will eine aktivere Wirtschaftsförderung, um mehr Gewerbesteuereinnahmen zu generieren. Beim Thema Betreuung der Jüngsten ist für Köppl „alles in Ordnung“. Stoberock ist jedoch der Meinung, dass „noch eine Schippe draufgelegt“ werden könnte. Und Beckmann sekundiert: „Mehr geht immer.“
Anschließend hatten die Bürger das Wort, und dabei nutzen die zahlreich erschienen Parteigänger der Kandidaten die Möglichkeit, die Bewerber der jeweils anderen Seite mit Fragen in die Enge zu treiben. Über Maulwurfshügel auf Sportplätzen, die Brücke über die Autobahn, Gedankenspiele einer Verwaltung für Westerland und die Seniorenarbeit wurde debattiert.
Streitfrage: Was bietet die Stadt jungen Erwachsenen?
Unerwartete Einigkeit herrschte bei der Frage einer 24-jährigen Frau, was Quickborn jungen Erwachsenen bieten kann. Sie berichtete aus ihrem Bekanntenkreis, dass alle Gleichaltrigen wegziehen. Alle drei Bewerber sahen dies als schwierige Frage an. „Quickborn wird nicht so jung und hip wie Berlin-Mitte“, stellte Stoberock fest. Er setzt auf die Innenstadtentwicklung, wünscht sich dort ein veganes Café. Zudem will er die Digitalisierung der Verwaltung vorantreiben.
Köppl verwies auf den Generationswechsel bei den Hausbesitzern, was viele junge Familien nach Quickborn treibe. Er setzt wie der Sozialdemokrat auf die Innenstadtentwicklung. FDP-Mann Beckmann plädierte bei diesem Thema für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sowie niedrigschwelligen Angeboten wie Bolzplätzen.
Nach zwei Stunden waren noch nicht alle Fragen gestellt, doch es gibt eine Fortsetzung. Zur zweiten Podiumsdiskussion kommen die Bewerber am kommenden Mittwoch, 27. April, von 19 Uhr an wieder im Artur-Grenz-Saal zusammen. Dann wird über neue Themenbereiche gestritten. Die Debatte kann wieder online verfolgt werden.