Quickborn. Alte Radwege werden erneuert, neue Verbindungen entstehen. Radverkehrs-Koordinatorin will auch mehr Tempo-30-Zonen.
Das ist mal eine entschleunigte Erkundungsfahrt quer durchs Land. Eine Woche lang tourte der Geschäftsführer des Städteverbandes, Marc Ziertmann, mit dem Fahrrad durch ganz Schleswig-Holstein. 1150 Kilometer von zu Hause in Nortorf und zurück über Schleswig, Flensburg, Dagebüll, die nordfriesischen Inseln, Dithmarschen, Steinburg und schließlich in den Kreis Pinneberg, wo Ziertmann durch Elmshorn, Barmstedt, Pinneberg und Uetersen radelte.
In Quickborn empfing ihn sein Vorstandskollege im Städteverband, Bürgermeister Thomas Köppl, mit seiner neuen Radverkehrs-Koordinatorin Sabine Bönning – beide natürlich auch auf dem Fahrrad unterwegs. „Das war eine fixe Idee von mir“, erklärt Ziertmann seine Bike-Tour, die ihn in die Hälfte der 64 Städte seines Verbandes führte. Bei Wind und Wetter, über gut ausgebaute Radwege und solche, wo es beinahe lebensgefährlich für Radler wird wegen der Wurzelaufbrüche auf kaputten Radwegen, erzählt er.
Quickborn: Radwege werden besser sichtbar
Übernachtet habe er entlang der Strecke meist in urigen Pensionen bei netten Menschen, berichtet Ziertmann, der auch gerne mit dem Fahrrad die 30 Kilometer zur Arbeit nach Kiel und wieder zurückfährt. „Das macht mir Spaß und entspannt“, erklärt der Städteverbandschef, der für diese Tour extra Urlaub genommen hatte.
In Quickborn berichteten ihm Köppl und Sabine Bönning von den neuesten Projekten in der Stadt, die den Radverkehr stärken und befördern sollen. So würden noch im April Piktogramme auf die Fahrbahn im Harksheider Weg aufgetragen, kündigte Bönning an. Für einen ausreichend breiten Radweg oder gar eine Fahrradstraße sei die Fahrbahn zwar zu schmal. Aber mit Hilfe der Aufschriften auf der Straße soll den Autofahrern verdeutlicht werden, dass sie hier durchaus auf ihrer Spur von Radfahrern begleitet werden könnten, die sie zum vorsichtigen und langsamen fahren nötigen werden.
Ein radfahrmäßiger Schildbürgerstreich
Hinter der Autobahnbrücke wird der Radweg auf 700 Metern Länge bis nach Norderstedt erneuert. Dort trifft dieser allerdings am Rantzauer Forst in der Waldstraße den Radweg auf der falschen Seite. „Beide Kommunen haben in den 1970er-Jahren den Radweg auf der rechten Seite gebaut“, erklärt Köppl diesen radfahrmäßigen Schildbürgerstreich, der eine Bedarfsampel nötig machte, damit die Radfahrer hier weiter fahren können.
Damit nicht genug, wird in Quickborn noch in diesem Jahr von der Pascalstraße im Gewerbegebiet Halenberg bis zum Ohlmöhlenweg eine Fahrradstraße gebaut. Für beide genannten Projekte hat die Stadt bereits jeweils 150.000 Euro an Fördermitteln vom Kreis Pinneberg bewilligt bekommen, der sich ja seit zwei Jahren mit Millionensummen am Ausbau der Radwege in den Städten und Gemeinden des Kreises beteiligt.
Neuer Radweg führt über die A7
Zudem werde der Ohlmöhlenweg, der bislang für Schleichweg-Autofahrer die Bahnstraße mit der Feldbehnstraße verbindet, für Autos zu einer Sackgasse erklärt und damit verkehrsberuhigt, kündigt Sabine Bönning an. Entlang der Feldbehnstraße und über die Gronau werde ebenfalls ein Radweg angelegt.
Darüber hinaus sollen im nächsten Jahr in Quickborn-Heide neue Radwege entstehen. Von der Brücke über die A 7 entlang der Ulzburger Landstraße soll ein Radweg über die Friedrichsgaber Straße führen, der dann über die Lornsenstraße am Neubaugebiet der ehemaligen Munitionsfabrik an der Theodor-Storm-Straße über die Kampmoorstraße bis zur Klaus-Groth-Straße führt, damit die Grundschüler hier sicherer mit dem Rad zur Waldschule fahren können. Und auch an der Ortsgrenze zu Ellerau werde entlang der Bahnstraße vom AKN-Bahnhof Tanneneck ein neuer Radweg zum dortigen Gewerbegebiet führen.
Zwei Tempo-30-Zonen wurden bereits eingerichtet
Für die Bürger in Quickborn-Heide stünden dann neue Radwege über die Ulzburger Landstraße oder die Verbindung Pascalstraße, Ohlmöhlenweg und Feldbehnstraße in die Innenstadt bereit, so Köppl. „Wir investieren rund eine Million Euro in zwei Jahren in den Radverkehr.“
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Ein wichtiges Projekt in der Innenstadt sei dabei noch abhängig von der Zustimmung des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr (LBV). So soll auf der westlichen, innenstadtnahen Seite der Kieler Straße vom Harksheider Weg bis zur Ellerauer Straße ein komplett neuer Radweg gebaut werden. Die Stadt plant nach einem städtebaulichen Konzept, die mehr als elf Meter breite Bundesstraße 4 mit zusätzlichen Querungshilfen, ausgewiesenen Parkflächen und eben neuen Radwegen verkehrlich zu beruhigen. Doch das letzte Wort habe der LBV, der lange Zeit eher dem Autoverkehr Vorfahrt vor dem Radverkehr einräumte, erklärt Köppl. Zwei Tempo-30-Zonen an den jeweiligen Ortseinfahrten im Norden und Süden vor Altenheimen sind bereits eingerichtet.
Auch für die Erneuerung des Radweges in Quickborn-Renzel an der Landesstraße 76 müsse noch der LBV um Unterstützung gewonnen werden, so der Quickborner Verwaltungschef. „Das ist ohnehin der katastrophalste Radweg in ganz Quickborn.“ Dabei handele es sich hier um die Hauptverbindungsstraße von und nach Pinneberg zur A 7.
Radverkehrs-Koordinatorin fordert mehr Tempo-30-Zonen
Radverkehrs-Koordinatorin Bönning appellierte zudem an den Städteverbandschef, sich dafür einzusetzen, dass das Land seine Fördermittel für den Radverkehrsausbau weiter aufstocken möge. Zudem halte sie es für notwendig, dass an neuralgischen Stellen an überörtlichen Straßen Tempo-30-Zonen für den Autoverkehr eingerichtet werden.
Ziertmann versprach, sich darum zu kümmern. Ohnehin träumt der leidenschaftliche Radfahrer von einer technischen Erleichterung, die es den Menschen möglich macht, schnell und bequem zwischen den Angeboten von Carsharing, öffentlichem Nahverkehr, Fahrrad- und E-Bike-Ausleihstationen je nach Bedarf hin und her zu switchen und sie ohne große Hürden um- und einsteigen zu können.
Wenn es dafür eine Smartphone-App gäbe, die das kinderleicht regelt, würde dies zu einem großen Schub für eine klimaschonende Mobilität führen, ist der Städteverbandschef überzeugt. Die verschiedenen Anbieter und Verkehrsträger könnten ja im Hintergrund der App ihren jeweiligen Service kostenmäßig abrechnen, so Ziertmanns Vision für die Zukunft.