Quickborn/Itzehoe. Saß der Angeklagte 17 Monate umsonst in Haft? Er darf unerwartet zu seiner Familie. Umgestimmt hatte das Gericht ein Detail.

17 Monate saß der Hasloher Jens von P. (42) in der Untersuchungshaft. Am Freitag dann die Wende: Nach elfmonatiger Beweisaufnahme im Reiterhof-Mordprozess sah die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Itzehoe keinen dringenden Tatverdacht mehr, dass Jens von P. in der Nacht zum 29. Juni 2020 auf dem Quickborner Eulenhof den Hofbesitzer Andre Piontek (44) erschossen hat.

Reiterhof-Mord: Angeklagter wieder auf freiem Fuß

Der 42-Jährige, der sich wegen Mordes vor Gericht verantworten muss, kam am Ende des Prozesstages wieder frei – sehr zur Freude seiner Mutter und seines 14-jährigen Sohnes, die im Zuschauerraum saßen. Die Richter gaben dem Antrag der Verteidiger auf Aufhebung des Haftbefehls statt. Und dabei wird es auch bleiben. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe wird auf ihr Recht, Beschwerde gegen diesen Beschluss einzulegen, verzichten.

„Wir haben diese Entscheidung geprüft und uns dazu entschlossen, nicht dagegen vorzugehen“, bestätigt Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow als Sprecher der Anklagebehörde auf Abendblatt-Anfrage. Er betont jedoch ausdrücklich, dass dies nicht bedeuten müsse, dass auch die Staatsanwaltschaft einen Freispruch für den Angeklagten fordern werde.

Reiterhof-Mord: Urteil für Ende Februar erwartet

Die Verteidiger Jürgen Meyer und Jakob Struif werden genau das tun – möglicherweise bereits am Montag, 14. Februar, wenn der Prozess fortgesetzt wird. Dann wird der Angeklagte erstmals nicht aus der Haft vorgeführt, sondern als freier Mann das Gerichtsgebäude betreten. Ob es an diesem Tag tatsächlich zu den Schlussvorträgen kommt, ist allerdings noch unklar. So hätte die Staatsanwaltschaft noch die Gelegenheit, Beweisanträge zu stellen.

Nach jetzigem Stand könnte das Urteil am 21. oder 28. Februar fallen. Alles andere als ein Freispruch wäre eine Überraschung. Die Kammer hatte ihre geänderte Haltung mit Zweifeln an der Aussage eines Hauptbelastungszeugen und einer neuen Todeszeitberechnung begründet, wonach Piontek später ermordet sein könnte als angenommen.