Pinneberg. 60 bis 70 Wohnungen könnten An der Raa entstehen. Was Kinder fordern und was die Politiker dazu sagen.

Oft kommt es nicht vor, dass der Pinneberger Kinder- und Jugendbeirat so dezidiert Stellung bezieht. Im Falle eines im Werden begriffenen Bebauungsplans zwischen der Straße An der Raa und dem Hogenkamp hat er es aber getan: Es geht es um eine mit Bäumen bewachsene, teils hügelige Fläche, die an den Kinder- und Jugendtreff Komet anschließt und sich fast bis zum Fröbel-Kindergarten erstreckt. Dazu gehört das Grundstück des ehemaligen Schützenvereins. Ein Teil dieser Fläche soll künftig für Wohnbebauung zur Verfügung stehen. Dagegen hat sich der Kinder- und Jugendbeirat ausgesprochen.

„Viele Kinder und Jugendliche möchten gern in ihrer Freizeit von zu Hause rauskommen, abschalten und sich mit Freunden treffen. Dazu gehört, dass in solchen Freiräumen gemeinsam Neues ausprobiert wird, was extrem wichtig für das Erwachsenwerden ist“, sagt Beate Ludka vom Beirat. Frische Luft und Bewegung seien als Ausgleich zur Schule und zu den Hausaufgaben am Nachmittag wichtig. Flächen wie dieser ehemalige BMX-Park seien notwendig, um einen guten Rahmen zu bieten.

Statt noch mehr Wohnraum zu bewilligen, hat sie, stellvertretend für die Mitglieder des Kinder- und Jugendbeirates, eine anderen Wunsch: „Anstatt Angebote wegzunehmen und die Flächen anschließend für andere Zwecke umzuwandeln, sollte man diese wieder aufbauen und nutzbar machen. Insbesondere auch, weil die Siedlungsdichte steigt, die Wohngebiete enger werden und freie Plätze immer weiter mit Bauten versiegelt werden.“

Immobilien Pinneberg: Viele Kinder erinnern sich an frühere Zeiten

Wer Kinder und Jugendliche fragt, die in der Gegend unterwegs sind, der gewinnt einen ähnlichen Eindruck: „Ich fände es schön, wenn der BMX-Park wieder geöffnet würde“, sagt zum Beispiel Ahmet Zorlu (14). „Wir haben hier früher viele schöne Sachen mit anderen Kindern gemacht, an die wir uns gern erinnern.“

Sein Kumpel Glenn Hatje (14) ist hier früher mit seinem BMX-Rad die Rampen auf und ab gefahren: „Jetzt ist es leider kaputt. Damals hat das hier sehr viel Spaß gemacht. Es gab Rampen, und alles war glatt. Wir haben uns immer neue Herausforderungen gesucht und sind hier herumgefahren, bis wir nach Hause mussten. Ich wünsche mir, dass hier wieder ein BMX-Platz errichtet wird oder ein Spielplatz für Jugendliche mit tollen Klettergerüsten.“ Unter der Hochbrücke, wo eine Halfpipe für Skater steht, seien viele Ältere unterwegs, „da haben es die Kinder und die Jüngeren, die skaten wollen, nicht leicht. Und hier könnte man ja auch skaten.“

Ecesu Kisakurek (15) erzählt: „Wir haben hier endlos Ticken und Verstecken gespielt. Es soll wieder so werden, wie es war. Schließlich geht es darum, dass wir unsere Freiräume haben.“ Das wünscht sich auch Valentin Bober (12): „Wohnungen gibt es doch schon so viele. Ich fände gut, wenn die Strecken wieder aufgebaut würden.“

Zuletzt betreute ein Verein das strittige Gelände

Andrea Aalders aus dem Bürgermeisterbüro sagt, dass die BMX-Bahn schon in den 80er-Jahren geschlossen und zu einer Dirtbiker-Strecke umgewandelt wurde. „Anfangs lief das informell, aber das wurde zu gefährlich, weil es Verletzungen gab und die Kleineren gefährdet waren“, so Aalders. Jugendliche hatten dann den Trägerverein „Radfahren in Pinneberg“ gegründet, und das Gelände sei eingezäunt worden. Einige Jahre lang wurde hier viel mit Rädern her­umgefahren. Vor ungefähr fünf Jahren hat sich der Verein aufgelöst. Seitdem verwildert das Areal, stört aber niemanden.

Von der CDU war zu den Plänen keine Stellungnahme zu erlangen. Gerhard Thomssen (SPD) sagt, seine Fraktion habe dazu nichts entschieden. Der Investor, der eigentlich unter der Hochbrücke bauen wollte, was in der Politik keine Mehrheit fand, wolle seine Pläne jetzt in dem B-Plan-Gebiet verwirklichen. „Was er vorschlägt, würde unseren Vorstellungen entsprechen, denn er würde mit einem hohen Anteil geförderter Wohnungen bauen und einen Anteil der Kosten für die soziale Infrastruktur übernehmen. Dem könnten wir zustimmen“, sagt Thomssen. Es gehe um etwa 65 bis 70 Wohnungen.

„So viele Wohnungen brauchen und wollen wir nicht“

Werner Mende (FDP) steht dem kritisch gegenüber: „Hier gilt es zu bedenken, dass wir noch viel mehr Wohnungen in der Pipeline haben, allein auf dem Postareal. So viele Wohnungen brauchen und wollen wir nicht. Denn wir kommen mit der Infrastruktur nicht hinterher. Wir tun uns deshalb mit neuen Bebauungsplänen schwer.“ Das Gelände der BMX-Bahn könne doch erst mal weiter so brach liegen, „das Schützenhaus könnte man abreißen und dort einen Park hinbauen“, sagt Mende. Die Erneuerung der BMX-Bahn ist in seinen Augen überflüssig: „Die Jugendlichen können doch in die Sportvereine eintreten und da Fußball spielen. Da gibt es so viel Jugendtraining, und die haben freie Plätze ohne Ende.“

Manfred Stache von den Grünen & Unabhängigen schreibt dazu einen offenen Brief an die Jugendlichen: „Wir werden Sie in diesen Bemühungen unterstützen.“ In der Nähe habe vor nicht allzu langer Zeit bereits ein Bolzplatz einem Baumpark weichen müssen. „Wir sind der Meinung, dass die Wohnbebauung in dem B-Plan-Gebiet nicht verwirklicht werden sollte.“ Eines zumindest kommt ganz aktuell aus dem Mund von Bürgermeisterin Urte Steinberg, das Grundstück betreffend: „Ein Streifen von 300 bis 500 Quadratmeter wird für den Kometen reserviert, damit die Jugendlichen das Grünland für sich nutzen können.“