Barmstedt/Kreis Pinneberg. Nach einem Jahr Pause bekommen elf Schulen wieder Geld für nachhaltige Projekte. Ein Beispiel aus Barmstedt.

Das Engagement zweier Französisch-Lehrerinnen und das ihrer Schüler für den Klimaschutz haben dem Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium in Barmstedt jetzt 500 Euro Förderung vom Kreis Pinneberg eingebracht. Zudem haben Inka Noske und ihre Kollegin Katja Westhoff eine kleine umweltpolitische Lawine in ihrer Schule losgetreten, die nun bald alle 600 Schüler in den 28 Klassen und die 55 Lehrkräfte erfasst. Direkt nach Ostern will das jüngste Gymnasium im Kreis Pinneberg einen Aktionstag für nachhaltigen Natur- und Klimaschutz veranstalten, der künftig fester Bestandteil im Lehrprogramm werden soll.

Klimaschutz: Umweltprojekte werden wieder gefördert

Angefangen hat das Projekt zwei Tage vor den Sommerferien, berichtet Lehrerin Noske. Da habe die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald per E-Mail angefragt, ob die Oberschule in Barmstedt Interesse an einem gemeinsamen Schulwald-Projekt mit einer Schule im südfranzösischen Lyon habe. Inka Noske überlegte nicht lange, sondern sagte spontan zu. Zusammen mit ihrer Kollegin Westhoff ließ sie zunächst die Sommerferien sausen und bereitete das Umweltprojekt vor, um es sofort nach den Ferien mit den Schülern zu besprechen.

Mit Klara Poier, Deborah Schuldt, Mika Ludwig und Jolanda Göttsche aus ihren beiden Französisch-Klassen hatten sie schnell die richtigen Aktivisten und Fürsprecherinnen an ihrer Seite. Gemeinsam entwickelten sie die Idee, den öden Steingarten auf ihrem Schulhof endlich zu begrünen. Eine mickrige Buche, die vor zehn Jahren dort angepflanzt wurde, wächst noch allein.

Klimaschutz: Blühwiesen und Kräutergärten für Bienen

Sie wollen dort jetzt ein paar Laubbäume pflanzen und so einen kleinen Schulwald anlegen, der in den sommerlichen Pausen Schatten spenden soll. Mehrere Blühwiesen und Kräutergärten sollen künftig als kleine bunte Inseln und Naturoasen für Bienen und Insekten das triste Beton-Einerlei auflockern, kündigt Abiturient Mika Ludwig an. „Wir lassen uns da von einer Landschaftsarchitektin beraten“, erklärt Klassenkameradin Klara Poier. „Endlich können wir hier selbst etwas Nachhaltiges gestalten“, sagt Jolanda Göttsche. „Wir machen hier nichts Abstraktes, sondern setzen es in die Tat um“, sagt Mitschülerin Deborah Schuldt.

Mit den Schülerinnen und Schülern aus Südfrankreich haben sich die Barmstedter bereits zweimal getroffen, erst im September in Lyon und im November in Hamburg. „Die machen ein ähnliches Projekt wie wir, auch mit Blühwiesen und Bäumen“, sagt Kara Poier. Allerdings hätten die französischen Mitstreiter darüber hinaus vor, die Blumen zu verkaufen, um mit dem Geld nachhaltige Projekte in Afrika zu unterstützen.

Klimaschutz: Aktionstag für mehr Nachhaltigkeit

Die Barmstedter Schüler wollen erst einmal vor Ort bleiben und den Nachhaltigkeits-Aktionstag für den Klimaschutz im April etablieren. „Anstelle eines Wandertages werden wir da mit allen Klassen den Schulhof umgestalten und Exkursionen unternehmen“, kündigt Schüler Mika Ludwig an. Dann wollen sie sich Nachhilfe und Inspiration für Biodiversität im Ellerhooper Arboretum holen, die Abfallverwertung und das Rohstoff-Recycling bei der Gesellschaft für Abfallbehandlung in Tornesch studieren und die einzigartige Flora und Fauna im Quickborner Himmelmoor vor Ort genießen.

Auch ein Ausflug in die Hamburger Hafencity sei geplant, um aus nächster Nähe zu erfahren, wie Nachhaltigkeit und Naturschutz inmitten einer Großstadt funktionieren können. Eine Müllsammelaktion rund um den Rantzauer See und ein Kunstprojekt, das die Bedeutung des Natur- und Umweltschutzes für die junge Generation abbildet, seien ebenso geplant für diesen Tag

Klimaschutz: Fördergeld für Barmstedter Gymnasium

Bei so viel Engagement für den Naturschutz kein Wunder, dass das Weizsäcker-Gymnasium jetzt mit 500 Euro die höchste Fördersumme erhalten hat, die der Umweltausschuss des Kreistages in diesem Jahr wieder an elf Schulen vergibt. Nachdem dieses Klimaschutz-Programm des Kreises für die Schulen im vorigen Jahr wegen Corona ausgefallen ist, seien in diesem Jahr wieder 3670 Euro an die Schulen ausgeschüttet worden, erklärt Anja Vratny vom Fachdienst Umwelt der Kreisverwaltung.

In den vergangenen zehn Jahren habe der Kreis 48 Umwelt- und Klimaschutzprojekte an den Schulen finanziell unterstützt. „Das ist gut angelegtes Geld“, sagt Thomas Grabau (Grüne), der dem Umweltausschuss des Kreistages vorsitzt. Klimaschutz solle zu „einem Leuchtfeuer“ für den Kreis Pinneberg werden.

Klimaschutz: Projekt stößt Diskussionen an

Auch Barmstedts Schulleiter Jan Skendzic ist begeistert vom Einsatz seiner Schüler und Lehrkräfte für den Klimaschutz. 98 Prozent aller befragten Lehrer unterstützten das Projekt. „Davon lebt eine Schule“, sagt der Direktor und berichtet, dass die Schulwaldaktion bereits andere Diskussionen zum Klimaschutz im Unterricht angestoßen habe, wie zum Beispiel die um den Sinn oder Unsinn von Flugreisen in der heutigen Zeit. „Wir haben ja auch einen Erziehungsauftrag zu erfüllen und wollen, dass solche Dinge diskutiert und veranstaltet werden“, so Skendzic.

Der jetzt über das Umweltprojekt initiierte Kontakt nach Frankreich passe ohnehin gut in das Schulprofil des Weizsäcker-Gymnasiums, das ähnlich wie die Kreisberufsschule in Elmshorn und die IGS in Wedel auf dem Weg zu einer Europaschule sei, erklärt Skendzic. Dazu gehören ein europaweiter Austausch mit anderen Schulen und gemeinsame Projekte, die die Barmstedter Schule nun in vielerlei Hinsicht mit initiieren möchte.

Klimaschutz: Diese Projekte werden gefördert

Das sind die anderen zehn Umweltprojekte an Schulen, die der Kreis in diesem Jahr unterstützt:

Fritz-Reuter-Schule, Tornesch: Erneuerbare Energien erforschen; Klaus-Groth-Schule, Tornesch: Hochbeete für den Gemüseanbau; Johannes Brahms Schule, Pinneberg: Klimaschutz-Quiz; Elsa-Brändström-Schule, Elmshorn: Nachhaltige Schulmaterialien; Bismarckschule, Elmshorn: Hochbeet-Projekt mit alten Paletten; Kreisjugendring Pinneberg: Müllsammelaktion rund um die Jugendbildungsstätte in Barmstedt; Anne-Frank-Gemeinschaftsschule, Elmshorn: Heil- und Kräuterbeete im Schulgarten anlegen; Gebrüder-Humboldt-Schule, Wedel: Mülltrennungs-Projekt; Moorwegschule, Wedel: Mülltrennungs-Projekt; Casper-Voght-Schule, Rellingen: Bienenfreundliche Schulwiese.