Pinneberg/Prisdorf. Pinneberger Unternehmer expandiert weiter. Was er in Prisdorf vorhat, was er mit seinen anderen Märkten plant.
Auf einer Fläche von 350 Quadratmetern eröffnete Bert Meyer 1980 seinen ersten Supermarkt in Pinneberg. Seitdem ist viel Zeit vergangen, und die Familie Meyer, Vater, Sohn Jörg und Tochter Susanne, haben ihr Unternehmen stetig vergrößert. Heute betreiben sie im Norden neun Edeka-Märkte auf 31.000 Quadratmetern – und demnächst kommt der zehnte dazu, denn Jörg Meyer hat Marktkauf in Prisdorf übernommen, wo er Anfang des kommenden Jahres bei laufendem Betrieb umbauen will. Zwar sei es nicht ganz einfach, den dortigen Laden zu führen, aber das gut 70-köpfige Team sei toll: „Was die Leute da geleistet haben, ist grandios. Und das, obwohl Toom weg ist und das ganze Umfeld fehlt.“ Warum also nicht zugreifen? Das waren seine Gedanken, denn andernfalls „hätten wir jemand anderen hier reinlassen müssen. Wir können aber diese Größenordnung. Also machen wir es selbst.“
Zum Hintergrund: Edeka will die gesamte Marktkauf-Kette privatisieren und sucht für die Märkte Betreiber. In Stade führt Meyer bereits seit gut zwei Jahren ein Marktkauf/Edeka-Frischecenter mit ähnlichem Sortiment wie hier in Prisdorf, wo es auch künftig Elektroartikel, Textilien und Haushaltwaren geben soll, vielleicht auch weiterhin Fahrräder. Einiges im Sortiment wird vielleicht verkleinert, anderes erweitert, eventuell kommt eine neue Salattheke dazu.
Immer mehr Kunden kaufen vegane Produkte
Frisches Obst und Gemüse (weitestgehend von Lieferanten aus der Region) wird mit den übrigen Lebensmitteln die Hauptrolle spielen und kommt deshalb im Laden nach vorn, der übrige Teil der Ware nach hinten. Zugenommen hat die Masse an veganen oder vegetarischen Angeboten und Fertiggerichten, die Leute greifen aber auch wieder stärker zum Kochlöffel und laden Freunde nach Hause ein, statt ins Restaurant zu gehen, beobachtet Meyer.
Die Zahl der Mitarbeiter will er in Prisdorf sogar noch um fünf bis zehn aufstocken. „Die Leute dort haben einen sehr guten Job gemacht. Obwohl ringsum so viel weggebrochen ist, haben sie positive Umsätze erzielt. Das ist dem Einsatz der Menschen dort zu verdanken. Das ist einfach ein gutes Team.“
Plastikverpackungen sollen weitgehend verbannt werden
Aber Jörg Meyer will noch viel mehr. Für alle seine Märkte. Er arbeitet am kleinstmöglichen ökologischen Fußabdruck, baut Photovoltaikanlagen auf den Dächern, betreibt papierlose Büros, verzichtet weitestgehend auf fossile Brennstoffe beim Heizen und will insgesamt klimaneutral wirtschaften. Bei den Verpackungen greift Jörg Meyer inzwischen durch. Er hat alle Heimatmarkt-Lieferanten aufgefordert, Plastik in den Verpackungen um 90 Prozent zu reduzieren. „Das wird uns gelingen.“
Deutschlandweit befinden sich seine Märkte in der Testphase, was die Verpackung für Fleisch in der Selbstbedienungstheke angeht. Auch dort wird der Plastikanteil um 90 Prozent verringert. Außerdem soll die Verpackung in einem Recycling-Kreislauf produziert und zum Teil wiederverwertet werden.
Sonderangebote – „Kunde wird sich umstellen müssen“
Zudem kündigt Jörg Meyer an, dass die Handzettel künftig verkleinert werden, damit 50 Prozent weniger Papier verbraucht wird. Stattdessen sind die Sonderangebote über einen QR-Code auf der Website zu lesen. „Da wird der Kunde sich umstellen müssen“, sagt er. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Und wir tun außerdem viele Dinge im Hinblick auf Klimaneutralität, die der Kunde gar nicht wahrnimmt.“
Schon während des Corona-Lockdowns waren immer mehr Kunden dazu übergegangen, sich Lebensmittel von Meyer nach Hause liefern zu lassen. Das wuchs dem Team irgendwann über den Kopf, sodass neue Ideen her mussten. Treue Kunden, die seit 30 oder 40 Jahren dort einkauften, würden natürlich weiterhin persönlich beliefert. Es seien aber einfach zu viele geworden, sagt er. Seit März dieses Jahres hat Jörg Meyer auch dafür eine Lösung gefunden: Er arbeitet mit dem Hamburger Start-up-Unternehmen Bringoo zusammen. Wer die gleichnamige App auf sein Telefon lädt, kann fortan alle gewünschten Waren anklicken und bekommt sie innerhalb von 45 Minuten nach Hause geliefert.
Revolution an der Supermarktkasse
Bei Rossmann in Pinneberg steht inzwischen eine lange Reihe von Selbstscanner-Kassen. Seitdem ist nur noch eine Kasse besetzt, und es geht viel schneller. So ein Modell hat Meyer in Stade ausprobiert. „Wir müssen diese Kasse regelmäßig schließen, weil das nicht funktioniert. Es ist nicht unbedingt ein Erfolgsmodell.“
Dagegen arbeitet er weiterhin mit den Elmshorner Jungunternehmern von Koala zusammen, die das einfache Bezahlen übers Handy entwickelt haben, betreiben aber parallel die von Edeka selbst eingeführte Scan-and-Go-Technologie.