Kreis Pinneberg. Messanhänger des Kreises Pinneberg hat bisher an fünf Orten gestanden – und vor allem nachts viele Vergehen dokumentiert.
Er ist neu – und macht sich bezahlt: Die Rede ist von Zeus, dem am 1. Juli in Dienst gestellten Blitzeranhänger des Kreises Pinneberg.
Das Gerät stellt eine neue Säule in der Geschwindigkeitsüberwachung dar, die Kreis und Polizei seit Mitte 2005 in einer Kooperation gemeinsam angehen. Im ersten Monat seines Wirkens hat Zeus bereits an fünf Standorten mehr als 5500 Autofahrer geblitzt, die zum Teil deutlich zu schnell unterwegs waren.
Blitzeranhänger Zeus ist auch nachts aktiv
„Der große Vorteil des Gerätes ist, dass es rund um die Uhr arbeitet“, sagt Eva Sühlsen vom Team Ordnungswidrigkeiten des Kreises. Gerade nachts überschritten Autofahrer häufiger die geltenden Geschwindigkeitsgrenzen – möglicherweise in dem Glauben, dass zu dieser Zeit kaum noch mobile Kontrollen stattfinden.
Dazu muss das Team aus Sicherheitsgründen aus einem Messangestellten des Kreises und einem Polizisten bestehen. Weil diese „Durchmischung“ seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr möglich ist, fallen Nachteinsätze mit dem mobilen Blitzgerät derzeit noch aus.
Zeus jedoch ist auch nachts aktiv. Erste Station seit seiner Indienststellung am 1. Juli war die Hauptstraße in Bevern, auf der innerorts Tempo 50 gilt. 22.397 Fahrzeuge wurden dort in sieben Tagen eingemessen, 365 Verstöße nahm das Gerät auf. Negativer Spitzenreiter war ein Autofahrer, der mit 104 Kilometern pro Stunde unterwegs war und damit die zulässige Geschwindigkeit um mehr als das Doppelte überschritt. Geblitzt wurde er um 1 Uhr nachts.
Mehr als 2000 Temposünder in Quickborn erwischt
Als nächstes stand der Blitzeranhänger an einer weiteren Hauptstraße – diesmal in Bokholt-Hanredder. Dort passierten innerhalb des einwöchigen Einsatzes 40.441 Fahrzeuge das Blitzgerät. Die Zahl der Verstöße ist mit 138 relativ gering. Dafür erwischte Zeus einen Autofahrer, der in dem innerörtlichen Bereich mit Tempo 113 unterwegs war – um 15.47 Uhr.
In Halstenbek wurde das Geschwindigkeitsmessgerät an der Dockenhudener Chaussee eingesetzt, ebenfalls ein Tempo-50-Bereich. Die Strecke von und nach Schenefeld nutzten in dem einwöchigen Zeitraum 47.950 Autofahrer, davon waren 1458 deutlich zu schnell unterwegs. „Tempokönig“ war ein Autofahrer, der um 17.37 Uhr mit 99 Kilometern pro Stunde erwischt wurde.
Vierte Station war für Zeus die Bahnstraße in Quickborn, in der es eine Besonderheit gibt. Tagsüber gilt dort eine Begrenzung auf 50 Kilometer pro Stunde, zwischen 22 und 6 Uhr aber ist die Höchstgeschwindigkeit aus Lärmschutzgründen auf Tempo 30 reduziert. Am Blitzeranhänger kann so etwas individuell eingestellt werden. 64.136 Fahrzeuge wurden dort eingemessen, 2166 Fahrer kamen in den zweifelhaften Genuss eines Fotos. Der Schnellste war um 0.42 Uhr mit 103 Kilometer pro Stunde unterwegs – und damit um 73 Kilometer pro Stunde zu schnell. Er fuhr mehr als das Freifache des Erlaubten.
Zahlreiche Anfragen für den Blitzerahänger
Die fünfte Woche verbrachte Zeus an der Bundesstraße in Seeth-Ekholt, wo Tempo 70 gilt. 34.669 Fahrzeuge wurden überprüft, auf 1417 Fahrer kommen Sanktionen zu. Der höchste Verstoß wurde um 20.34 Uhr mit 140 Kilometer pro Stunde registriert, also doppelt so schnell wie erlaubt.
„Wir haben diese Fallzahlen erwartet“, sagt Eva Sühlsen. Auffällig sei, dass viele schwerwiegende Verstöße dabei seien. Nach der Testphase mit dem Blitzeranhänger namens Anton, den der Kreis voriges Jahr für drei Monate ausprobieren durfte und sich anschließend für eine dauerhafte Anschaffung eines derartigen Gerätes entschied, habe man in der Bußgeldstelle des Kreises zwei weitere Mitarbeiter eingestellt. Insgesamt 13 Angestellte kümmern sich dort um die schwerwiegenden Verstöße. Das Messteam des Kreises, das für den Blitzeranhänger, das mobile Messgerät und die Starenkästen zuständig ist, besteht aus fünf Mitarbeitern. Alle Fäden laufen bei Eva Sühlsen zusammen.
„Wir haben für den Blitzeranhänger jede Menge Anfragen“, sagt sie. Diese kämen sowohl von Bürgern als auch von Bürgermeistern aus diversen Kommunen. Zehn bis 15 Anfragen gingen bei ihr derzeit pro Woche ein, schätzt Sühlsen. „Wir versuchen, alle zu befriedigen.“ Wenn die vorgeschlagenen Orte für das Aufstellen des Anhängers geeignet sind, sollen sie auch angefahren werden. „Viele Bürger stellen uns auch ihre Privatgrundstücke dafür zu verfügen“, sagt die Leiterin des Teams Ordnungswidrigkeiten in der Kreisverwaltung.
Blitzeranhänger Zeus hat 240.000 Euro gekostet
Messorte seien regelmäßige Unfall- und Deliktschwerpunkte sowie gefährdete Bereiche wie Schulen, aber auch Wohngebiete mit Tempo-30-Zonen. „Wir wollen mit dem Gerät nicht abzocken, sondern einen Beitrag hin zu mehr Verkehrssicherheit leisten“, sagt Sühlsen. In dem Anhänger sind zwei Messsysteme des Modells „TraffiStar S350“ verbaut, die eine Überwachung in beide Fahrtrichtungen ermöglichen. 240.000 Euro hat das Gerät gekostet, das mit einer Akkuladung bis zu zwei Wochen an einem Standort stehen kann – abhängig vom Verkehrsaufkommen.
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Während das Testgerät namens Anton im vorigen Jahr gleich mehrfach Opfer von Attacken wurde, hat Zeus die ersten Wochen seines Einsatzes ohne Schäden überstanden. „Das Gerät verfügt über ein Alarmsystem und wird regelmäßig kontrolliert und überwacht“, sagt Sühlsen.
Zum einen überprüften die Messangestellten regelmäßig den jeweiligen Standort zum anderen sei die jeweils zuständige Polizeistation über die Position des Gerätes informiert und fahre dort – insbesondere nachts – regelmäßig Streife. Falls es doch mal zu einer Beschädigung kommen sollte, hat der Kreis vorgesorgt. Sühlsen: „Wir haben verschiedene Ersatzteile wie zum Beispiel Scheiben gleich mitbestellt, um das Gerät im Falle einer Beschädigung schnell wieder einsatzfähig machen zu können.“
Rotlichtblitzer in Schenefeld wird modernisiert
Weitere Standbeine des Überwachungssystem sind sieben stationäre Blitzer, auch als Starenkästen bezeichnet. Sechs ältere Geräte in Bokholt-Hanredder, Heidgraben, Rellingen, Borstel-Hohenraden, Heede und Bilsen überwachen je eine Fahrtrichtung.
In Schenefeld setzt der Kreis an der LSE auf ein Gerät namens Poliscan-Speed, ein hochmoderner Laser-Blitzer, der auf Höhe des Stadtzentrums installiert ist. Zwei grau-silberfarbene Türme stehen unterhalb der Luninezbrücke in Richtung Pinneberg und in Richtung Hamburg. Das in Fahrtrichtung Pinneberg aufgestellte Gerät ahndet parallel die Rotlichtverstöße an der Fußgängerampel.
Erweiterungen sind laut Sühlsen nicht geplant. Was den Rotlichtblitzer in Schenefeld angeht, erfolgt jedoch in den nächsten Wochen ein Austausch der Technik. „Wir steigen auf ein neues Modell um, das die Qualität der Fotos verbessern wird“, sagt Sühlsen. Aktuell gebe es bei bestimmten Sonnenständen Probleme mit der Aufnahmequalität. Dies werde sich nach der Erneuerung der Technik aber ändern.