Schenefeld. Die Erneuerung der Anlage hatte 660.000 Euro gekostet. Nun sollte sie genutzt werden – doch es kommt zum folgenschweren Malheur.

Ein halbes Jahr sollte die Sanierung dauern. Zwei Jahre hat sie letztlich in Anspruch genommen. Anfang August sollte das Lehrschwimmbecken der Schenefelder Gorch-Fock-Schule endlich wieder zur Verfügung stehen. Doch daraus wurde nichts: Aufgrund eines Bedienfehlers kam es zu einem Wasserschaden, dessen Ausmaß noch nicht genau feststeht. Als Folge bleibt die Einrichtung nun für unbestimmte Zeit geschlossen.

Schwimmbecken in Schenefeld ab 2019 saniert

Mitte der 60er-Jahre, als die an der Gorch-Fock-Straße gelegene Schule errichtet wurde, entstand auch das Lehrschwimmbecken. Seitdem haben Generationen von Schenefeldern hier das Schwimmen gelernt. Doch die Anlage war in die Jahre gekommen.

Die Schenefelder Kommunalpolitiker, für die die Existenz des Lehrschwimmbeckens nie infrage stand, machten 2019 den Weg für eine größere Sanierung frei. Eine neue Lüftungsanlage sollte her, die Technik für die Hubanlage ersetzt werden, und eine Erneuerung der Fliesen stand an. Im Sommer 2019 starteten die Arbeiten, die bis Jahresende abgeschlossen werden sollten.

Sanierung von Schwimmbecken schwierig

„Es gab immer neue Probleme“, sagt Helge Feber, Fachdienstleiter Bauen im Schenefelder Rathaus. Aufgrund des Alters des Bauwerks seien nicht mehr alle Unterlagen vorhanden gewesen, sodass manche unliebsame Überraschung die Arbeiten erschwert habe. Zudem habe sich schnell herausgestellt, dass der Umfang der Sanierung größer ausfallen musste, als angenommen worden war.

„Wir mussten die gesamte Schwimmbadtechnik erneuern, was ursprünglich gar nicht geplant war“, erläutert Feber. Dazu habe die Stadt sich ein baubegleitendes Planungsbüro suchen müssen, was auf Schwimmbäder spezialisiert ist. Allein diese Suche habe sich hingezogen und mehrere Monate in Anspruch genommen.

660.000 Euro für die Beckensanierung in Schule

In der Folge habe sich immer weiterer Handlungsbedarf ergeben, sodass Termine zur Wiedereröffnung mehrfach verschoben werden mussten. Feber: „Die Technik ist komplett neu, der Boden ist neu, die Beckenfliesen sind es auch. Erneuert wurden auch die Wände und das gesamte Leitungssystem.“ Letztlich habe die zweijährige Sanierung 660.000 Euro verschlugen, die Hälfte davon kam als Zuschuss vom Land.

Nach den Sommerferien sollte das Lehrschwimmbecken, das außerhalb der Schulzeiten auch von Blau-Weiß 96 und der DLRG-Ortsgruppe für Schwimmkurse genutzt wird, endlich wieder zur Verfügung stehen. Doch dann passierte ein folgenschweres Malheur. „Es kam zu einem Bedienfehler durch einen städtischen Mitarbeiter beim Entleeren des Beckens“, so Feber weiter.

In der Folge sei der Technikkeller vollgelaufen. Feber: „Das Wasser stand dort 73 Zentimeter hoch“. Auch ein angrenzender Raum, in dem sich die kombinierte Lüftungsanlage für Schwimm- und Sporthalle befindet, sei betroffen gewesen. „Das Wasser ist leider auch in die Lüftungsanlage gelaufen“, bedauert der Fachdienstleiter.

Schule und Vereine müssenSchwimmunterricht absagen

Nach Abendblatt-Informationen musste sogar die Feuerwehr der Stadt anrücken, um die betroffenen Bereiche leer zu pumpen. Es ist laut Feber zu befürchten, dass die gerade erst neu installierte Technik zu Schaden gekommen ist. In welchem Ausmaß, sei allerdings noch unklar. „Wir erwarten in der nächsten Woche den Sachverständigen der Versicherung, der die technischen Anlage überprüfen wird“, erläutert Feber. Dann erst sei klar, welche Geräte eventuell repariert werden können und welche komplett ausgetauscht werden müssen. Feber: „Wir gehen davon aus, dass es sich in Gänze um einen Versicherungsschaden handelt.“

Der hat allerdings Auswirkungen auf den Schulbetrieb. Die Sporthalle verfügt derzeit nicht über eine Belüftung, was in Pandemiezeiten kein Vorteil ist. Und die Schulleitung hat den Schwimmunterricht bis auf Weiteres absagen müssen – ebenso wie die Vereine, die außerhalb der Schulzeiten das Lehrschwimmbecken nutzen.

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„Für uns ist das ein Riesenschaden“, sagt Tobias Wittenberg, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Halstenbek-Rellingen-Schenefeld. Weil Halstenbek und Rellingen über kein eigenes Schwimmbad verfügen, ist die Anlage in der Gorch-Fock-Schule die Heimat der Ortsgruppe. „Wir sind damals nicht mal über die Größe der Sanierung in Kenntnis gesetzt worden“, so der DLRG-Chef. Es habe vonseiten der Stadt geheißen, das Lehrschwimmbecken stehe nach den Herbstferien 2019 wieder zur Verfügung.

Eltern wollen Kinder zum Schwimmunterricht anmelden

Wegen des anhaltenden Ausfalls – und natürlich wegen der Corona-Pandemie – sei das Vereinsleben komplett zum Erliegen gekommen. Doch während andere Vereine jetzt nach Corona wieder durchstarten können, ist die DLRG-Ortsgruppe zum Nichtstun verdammt. „Eigentlich wollten wir in den Sommer- und Herbstferien Sonderkurse in dem Lehrschwimmbecken anbieten“, sagt Wittenberg.

Ihm lägen „Tausende von Anfragen“ von Eltern vor, die ihre Kinder zum Schwimmunterricht anmelden wollen. Bedienen kann er sie nicht. „Das nächstgelegene Schwimmbad ist an der Elbgaustraße. Weil das ein anderes Bundesland ist, bekommen wir dort keine Schwimmzeiten.“ In den aktuell geöffneten Bädern im Kreis Pinneberg seien keine Zeiten mehr frei.

DLRG-Ortsgruppe klagt über Mitgliederschwund

Wittenberg hätte sich gewünscht, dass die Stadt auf den lang anhaltenden Ausfall reagiert hätte – etwa mit einem mobilen Becken, das auf einem Sportplatz hätte aufgestellt werden können, um wenigstens den Schwimmunterricht in den Schulen weiter anbieten zu können.

„Zwei Jahre lang ist er ausgefallen. Es kommen jetzt Kinder in die fünfte Klasse, die nicht schwimmen können.“ Die DLRG-Ortsgruppe könne derzeit nur wenige Kurse im Freibad Osdorfer Born anbieten – während des regulären Badebetriebs in einem ungeheizten Becken, was angesichts des wenig sommerlichen Wetters wenig Freude bereite.

Anfängerkurse sind dort nicht möglich. „Kinder, die schon schwimmen können, können dort das Seepferdchen erwerben“, sagt Wittenberg. Mangels Aktivitäten sei die Mitgliederzahl der DLRG-Ortsgruppe Halstenbek-Rellingen-Schenefeld stark gesunken. Von einst 650 Mitgliedern seien noch etwa 500 übrig. „Ich rechne für dieses Jahr noch mit 100 Austritten.“ Wittenberg geht allerdings davon aus, dass die Mitglieder zurückkehren werden, wenn das Lehrschwimmbecken wieder zur Verfügung steht. „Ich mache mir mehr Sorgen darüber, ob mir dann noch genügend ehrenamtliche Schwimmtrainer zur Verfügung stehen.“