Kreis Pinneberg. 2966 Erstklässler werden in diesem Jahr eingeschult, etwas weniger als 2020. Amelie ist eine der Schulanfängerinnen.

Der blaue Schulranzen ist gepackt – und die Schultüte farblich darauf abgestimmt. Die kennt Amelie allerdings noch nicht, weil sie eine Überraschung sein soll. Farbe und Design hat sie aber selbst ausgewählt. Die Sechsjährige aus Rellingen wird am Mittwoch an derBrüder-Grimm-Schule eingeschult. Sie ist eine von 2966 Schulanfängern, für die nun der Ernst des Lebens beginnt. Die Zahl der Erstklässler ist zum Vorjahr um 36 gefallen und liegt damit wieder knapp unter der Grenze von 3000 Schulanfängern.

Schulrätin will möglichst Präsenzunterricht sicherstellen

Ein Rückgang, der Schulrätin Anja Soeth keine Sorgen bereitet. Sie spricht von einem „stabilen Wert“ und verweist darauf, dass ein jährliches Auf und Ab der Einschulungszahlen in gewissem Rahmen normal ist. Auch in diesem Jahr, so bedauert die Schulrätin, würden die Einschulungen unter dem Einfluss der Corona-Pandemie stehen. „Wir sind aber alle sehr großer Hoffnung, dass es ein Schuljahr im Regelbetrieb wird und die Abc-Schützen die Gelegenheit haben, ihre Schule von innen kennenzulernen.“

Das sei im vergangenen Schuljahr nicht der Fall gewesen, bedauert die Schulrätin. „Für uns hat es Priorität, den Präsenzunterricht sicherzustellen.“ Angesichts der Schulschließungen im abgelaufenen Unterrichtsjahr habe es an alle Schüler das Angebot gegeben, das Schuljahr zu wiederholen.

„Auch in der ersten Klasse wird davon vereinzelt Gebrauch gemacht“, sagt die Schulrätin. Sie verweist auf Zuschüsse von Bund und Land für Raumluftreiniger und auf das regelmäßige Lüften in den Klassenzimmern. „Die Eltern müssen sich keine Sorgen machen, die Schulen waren und sind nicht Hotspot für Ansteckungen.“

Zweimal pro Woche Tests, Unterricht mit Maske

Die Regeln für die Schüler entsprechen zunächst denen, die vor den Ferien gegolten haben. Sie werden zweimal pro Woche getestet und müssen im Unterricht Maske tragen. Nur auf dem Schulhof gilt keine Maskenpflicht. Diese Regeln sind auch für Erstklässler wie Amelie verpflichtend. Tapfer zeigt sie ihre Maske. Immerhin können ihre Eltern und ihr kleiner Bruder mit zur Einschulungsfeier, die in der Turnhalle der Brüder-Grimm-Schule stattfinden wird.

Die Sechsjährige wird die Klasse 1a besuchen, die aus 20 Kindern besteht. Groß umgewöhnen muss sich Amelie nicht. „Alle meine Freunde aus dem Kindergarten sind auch in meiner Klasse.“ Insgesamt elf Kinder aus der Marienkäfergruppe der Johannis-Kita. „Ich bin trotzdem traurig, dass ich die Kita verlassen muss“, sagt Amelie. Zum Glück liegen Schule und Kita nebeneinander, aus ihrem neuen Klassenzimmer kann die Sechsjährige sogar in den Gruppenraum der Marienkäfergruppe blicken – wenn sie dafür Zeit hat.

Immer mehr Grundschulen bieten Nachmittagsbetreuung an

Ihren Namen buchstabieren kann Amelie schon. Und auch etwas Rechnen. Lesen, Schreiben, Rechnen sind aber nicht die Dinge, auf die sich die Abc-Schützin am meisten freut. „Trampolin und Gitarre“, sagt Amelie, das mache ihr am meisten Spaß. Dabei handelt es sich um Angebote, die sie für die Nachmittagsbetreuung ausgewählt hat. Denn die vor drei Jahren um einen Neubautrakt erweiterte Einrichtung ist seit August 2018 als Offene Ganztagsschule anerkannt. „Offene Ganztagsschulen werden immer stärker von den Eltern nachgefragt“, sagt die Schulrätin.

Immer häufiger seien beide Eltern voll berufstätig und auf eine verlässliche Betreuung bis zum späten Nachmittag angewiesen. „Das ist für viele Eltern ein wichtiger Entscheidungsfaktor für die Wahl einer Grundschule“, so Soeth weiter. Sie nennt als Beispiel die Fritz-Reuter-Schule in Tornesch, die seit dem vorigen Jahr Offene Ganztagsschule ist und 2021 einen Zuwachs von 19 Erstklässlern verzeichnen kann.

94 Abc-Schützen starten dort ihre Schulkarriere. Den größten Jahrgang stellt mit 116 Kindern die Grundschule Kaltenweide in Elmshorn, knapp dahinter liegt mit 115 Erstklässlern die ebenfalls in Elmshorn gelegene Friedrich-Ebert-Schule. Es folgen die Gorch-Fock-Schule in Schenefeld mit 98 Abc-Schützen, die Wedeler Altstadtschule mit 96 Einschulungen (-19) und die Grundschule Bickbargen in Halstenbek, wo ebenfalls 96 Kinder eingeschult werden.

Das sind die kleinsten Schulen im Kreis

Auf der zum Kreis Pinneberg gehörenden Insel Helgoland, die traditionell eine Sonderrolle einnimmt, werden acht Kinder eingeschult – drei mehr als voriges Jahr. Auf Helgoland werden traditionell die ersten und zweiten Klassen gemeinsam unterrichtet. Den kleinsten Jahrgang stellt die Grundschule Nord in Pinneberg (22), wo es gerade zu einer ersten Klasse reicht.

Das gleiche gilt für die Grundschule Borstel-Hohenraden mit 23 Abc-Schützen und die Grundschule Tangstedt, deren erste Klasse ebenfalls aus 23 Schülern besteht. In Seester, einem Sorgenkind der vorigen Jahre, haben sind 26 Erstklässler angemeldet (+5). In Heist, 2020 Schlusslicht mit 20 Erstklässlern, werden in diesem Jahr 32 Kinder eingeschult.

Die zahlenmäßig kleinste Grundschule nach der auf Helgoland mit 20 Schülern befindet sich in Tangstedt (89 Kinder), gefolgt von der Grundschule Borstel-Hohenraden (93 Kinder) und der Einrichtung in Seester mit 95 Schülern.

Diese Schulen haben die größten Klassen

Am größten ist die Friedrich-Ebert-Schule in Elmshorn, wo insgesamt 437 Kinder unterrichtet werden, gefolgt von der Albert-Schweitzer Schule Wedel mit 394 Kindern, der Grundschule Kaltenweide in Elmshorn (391 Schüler) und der Moorwegschule in Wedel (372 Schüler). Die voriges Jahr neu gestartete Rosenstadtschule in Uetersen hat 72 Schüler in zwei Jahrgängen, dort beginnen 38 Abc-Schützen ihre Schulkarriere.

Bereits vor einigen Jahren sind kleinere Schulen zu Außenstellen größerer Einrichtungen geworden, um Schulschließungen zu vermeiden. So gilt für Grundschulen eine Mindestgröße von 80 Schülern. Haseldorf übernahm den Standort in Hetlingen, Lutzhorn wird als Außenstelle von Klein Offenseth-Sparrieshoop weitergeführt, und Ellerhoop sowie Bokholt-Hanredder haben sich Grundschulen in Barmstedt angeschlossen. Insgesamt besuchen in diesem Schuljahr 11.439 Kinder die 45 Grundschulen und die sechs Grund- und Gemeinschaftsschulen.

Regeln und Zahlen zum neuen Unterrichtsjahr

Mit Maskenpflicht im Unterricht und einer Impfoffensive geht es landesweit in das neue Schuljahr. Vom 19. August an können sich an 250 Gemeinschaftsschulen und Gymnasien die Schülerinnen und Schülern ab zwölf Jahren sowie die Beschäftigten von mobilen Teams mit Biontech gegen das Coronavirus impfen lassen.

Die Startchancen für das neue Schuljahr seien deutlich besser als 2020, sagte Bildungsministerin Karin Prien. Allerdings sei das Infektionsgeschehen wieder sehr dynamisch. Darum bleibe es bei der Maskenpflicht in Innenräumen in den ersten drei Wochen sowie der Testpflicht zweimal pro Woche. Nur die „Kohortenregelung“ fällt weg.

Fast 70.000 Endgeräte für Schüler seien angeschafft worden. 100 zusätzliche FSJ-Stellen, mehr Aushilfslehrkräfte, Schulassistenzen und Unterstützungskräfte seien bestellt, die Schulsozialarbeit werde aufgestockt.

Die Lehrergewerkschaft GEW kritisierte aber, es fehle an Personal und einem Plan bei steigenden Infektionszahlen.

An den 794 öffentlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in Schleswig-Holstein werden in diesem Schuljahr insgesamt 362.000 Schüler erwartet. Landesweit werden 23.500 Mädchen und Jungen eingeschult. Die Zahl der Lehrkräftestellen steigt bei anhaltendem Lehrermangel minimal auf gut 19.300.