Haseldorf. Prinz will nach Streit mit Bürgermeister Schlosspark in Haseldorf schließen. Im Dorf schlägt das Wort des Prinzen nun hohe Wellen.
Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden will seinen 20 Hektar großen Schlosspark in Haseldorf (Kreis Pinneberg) für die Öffentlichkeit schließen. Im Dorf schlägt das Wort des Prinzen nun hohe Wellen - zumal er dem Bürgermeister Klaus-Dieter Sellmann in diesem Zusammenhang vorgeworfen hat, ihn ständig zu schikanieren (wir berichteten). Der Aristokrat ist Großgrundbesitzer in der Gegend, seine Familie ist an die 300 Jahre in Haseldorf verwurzelt.
Der Prinz und der Bürgermeister - man kann es wohl so sagen: Miteinander reden beide eher nicht. Es ist eine Geschichte von verletzten Eitelkeiten, von Missverständnissen und nicht zuletzt von einer verlorenen Kommunalwahl.
Bürgermeister ist erst seit 2018 im Amt
Von dem Vorhaben, den Park abzuriegeln, sei er nicht informiert worden, sagt Bürgermeister Sellmann von der Wählergemeinschaft „Bürger für Haseldorf“ (BfH), die seit 2018 eine Mehrheit im 1800-Einwohner-Dorf hinterm Elbdeich hat. „Da der Schlosspark von der Bevölkerung und Naherholungssuchenden gern genutzt wird, bedauern wir die Entscheidung“, sagt seine Mitstreiterin Gisela Speer, Fraktionsvorsitzende der BfH. Sie sagt aber auch: „Wir wissen um die Leistungen und Verdienste unseres Bürgermeisters. Dennoch werden wir weiterhin das Gespräch mit Prinz Carolath suchen...“ Der SPD-Fraktionschef Boris Steuer sieht das genauso: „Zum Wohle Haseldorfs und für eine lebenswerte Gemeinschaft ist es an der Zeit, gemeinsam bessere Wege zu finden.“
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Den Weg in die Zukunft sucht das Bündnis BfH seit der vergangenen Kommunalwahl gemeinsam mit der SPD und Teilen der CDU. Es gibt ein Dorfentwicklungskonzept, ein neues Bildungs- und Freizeitzentrum mit einer neuen, ausreichend großen Schule soll gebaut werden. Sie wollen den Verkehr anders leiten, den Naturschutz verbessern und historische Gebäude erhalten. Zuvor war Uwe Schölermann von der CDU sieben Jahre lang Bürgermeister, er ist ein langjähriger guter Freund des Prinzen. Dann verloren die Christdemokraten nach 45 Jahren die absolute Mehrheit in Haseldorf.
Der Prinz spendet, wenn man ihn fragt
Der Prinz sagt, auch er tue so einiges, saniere beispielsweise das klassizistische Rendantenhaus neben der Kirche, denn „die alten Bauten interessieren mich“. Er kümmere sich aber zuerst um Häuser, mit denen wieder etwas Geld in die Kasse komme, um damit dann die nächsten Gebäude instandhalten zu können. „Ich habe nämlich keine Gelddruckmaschine“. Er habe schon ein Kinderheim gerettet, Schulklassen nach Haseldorf zum Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals eingeladen, er spende Weihnachtsbäume, unterstütze die Kirche, stelle den Skatspielern der Gegend seine Scheune kostenlos zur Verfügung, spende und helfe, wenn man ihn frage, wo er könne.
Bürgermeister Sellmann, ein pensionierter Kaufmann, sagt, er habe lediglich versucht, in den letzten Monaten amtliche Belange zu regeln und für die Sicherheit der Schulkinder zu sorgen. Dazu sei er verpflichtet. Die Zankäpfel sind Kleinigkeiten. Anstoß erregt etwa ein Fußweg vom Restaurant Haseldorfer Hof zur Feuerwache entlang der Landesstraße 261, der als Schulweg genutzt wird. Über diesen Weg ragen die Äste von hohen, alten Schlossparkbäumen des Prinzen. Die Fläche, auf der der Weg liegt, gehört dagegen dem Land.
Wer muss die Bäume im Park pflegen?
Der Streit darüber, wer dort für Verkehrssicherheit sorgen muss, schwele schon lange, sagt Sellmann und zeigt ein Schreiben von 2014. Der Prinz habe dieselben Pflichten wie alle anderen Bürger, auf diese Pflichten habe sogar der Ex-Bürgermeister Uwe Schölermann unter Androhung von Strafgeldern vor wenigen Jahren alle Haseldorfer postalisch hingewiesen.
Aber empfindet der Prinz sich als Bürger? Oder nicht vielmehr als Prinz, der seinen privaten Park allen für Spaziergänge öffnet? „Daraus erwächst ein gewisser Anspruch, dass die Öffentlichkeit ihm bei der Baumpflege unter die Arme greift“, räumt Kommunalpolitiker Frank Schoppa von der BfH ein. „Er müsste nur zu uns kommen. Wir sind bereit, darüber zu diskutieren“, ergänzt Sellmann.
Ärger auch um einen zweiten Fußweg
Der Prinz indessen weigert sich, den Weg zu pflegen und droht mit einer Klage gegen die Gemeinde. Baumpfleger Uwe Thomsen schreibt im Gutachten über die 42 betroffenen Bäume: „Sie sind überwiegend nicht bzw. nur eingeschränkt verkehrssicher. Der gesamte geprüfte Baumbestand weist Pflegedefizite in Form von Totholzbesatz und fehlenden, fachlich fundierten Kronenschnitt auf.“
Der Chef der zuständigen Amtsverwaltung im nahen Moorrege, Rainer Jürgensen, sagt über die Sache mit den Bäumen: „Das ist nicht weiter dramatisch. Wir werden den Sachverhalt rechtmäßig bearbeiten. Ich finde es allerdings schade, dass in der Gemeinde so viel Porzellan zerschlagen wird.“
"Noch nie eine Einladung zum Gespräch bekommen"
Noch ein zweiter Fußweg erregt die Gemüter. Er liegt zwischen Spielplatz und Neubaugebiet, das ursprünglich erweitert werden sollte. Weil er sich momentan schwarz ärgere und ihm das Land gehört, sagt der Prinz: „Ich möchte einen Rückbau des Weges. Damit die Damen und Herren mal aufwachen.“ Die Hintergründe werden jetzt geprüft. Mit „aufwachen“ meint er: „Ich möchte, dass bemerkt wird, was unsere Familie seit Generationen für das Dorf getan hat und immer noch tut.“ Dazu gehöre, dass er immer wieder, wenn Gemeinden an ihn herangetreten seien, für wenig Geld Land verkauft habe, damit Rad- und Fußwege oder Sportplätze gebaut werden konnten.
„Ich habe von Herrn Sellmann noch nie eine Einladung zum Gespräch bekommen. Er ist noch nie bei mir gewesen“, sagt der Prinz. Klaus-Dieter Sellmann schüttelt den Kopf. Er versteht das alles nicht. Er sagt, es habe viele Versuche gegeben, mit dem Prinzen ins Gespräch zu kommen. Amtliche Schreiben, die das belegen, hat er dabei. Da sagt Gisela Speer von der SPD: „Mich enttäuscht, dass Ex-Bürgermeister Schölermann, der doch so gut mit dem Prinzen befreundet ist, kein Gespräch vermittelt. Ich wünsche mir, dass wir uns künftig in die Augen gucken und uns die Dinge offen sagen können.“