Elmshorn. Ihr Mini-Häuschen ist das erste zertifizierte Modell für nachhaltige Ferienimmobilien. Vier Standorte stehen zur Wahl.

Wohnen auf wenigen Quadratmetern – der aus den USA herübergeschwappte Tiny-House-Trend, also das Wohnen in Minihäusern, wird auch hierzulande immer beliebter. Wer sich nicht gleich komplett verkleinern will, das minimalistische Wohnkonzept jedoch gerne erleben möchte, dem bietet eine Elmshorner Firma an mehreren Standorten im Norden die Möglichkeit dazu. Und zwar als Urlaubsdomizil.

Green Tiny Houses heißen die kleinen Unterkünfte des gleichnamigen Unternehmens. Und so ist bereits im Namen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal genannt: Der ökologische Aspekt. Denn mit dem Green Tiny House hat die Firma das erste zertifizierte Modell für nachhaltige Ferienimmobilien entwickelt. Und mit Nachhaltigkeit kennt sich Geschäftsführer Jan Sadowsky aus.

Urlaub im Tiny House: Buchungssoftware mit CO2-Rechner

2013 gründete er bereits die Firma Klimapatenschaft, die Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit begleitet und Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt. „Eines unserer ersten Projekte war es damals, für eine Buchungssoftware einen CO2-Rechner zu entwickeln, weil wir uns die Frage gestellt haben, wann sich der Gast eigentlich das erste Mal mit dem Urlaub auseinandersetzt“, sagt Jan Sadowsky. Die logische Antwort: Bei der Buchung. „Und da sollte er eigentlich auch das erste Mal auf das Thema Nachhaltigkeit gestoßen werden.“

Daran schloss sich die Frage an, wodurch eigentlich die meisten CO2-Emissionen entstehen. Auch hier lag die Antwort auf der Hand. „Durch die An- und Abreise. Also haben wir einen Rechner entwickelt, der nach der Buchung fragt, wie der Reisende zu seinem Ziel kommt und ob er die dadurch entstehenden Emissionen mit einem Geldbetrag ausgleichen möchte“, erläutert Sadowsky. „Von diesem Ausgleichsbetrag bekommt die jeweilige Urlaubsregion immer 50 Cent für Umweltprojekte vor Ort.“ Durch dieses Projekt fand die Firma in den Tourismussektor und Sadowsky gründete eine zweite Firma. Die Klimapatenschaft Tourismus.

Es gibt viele Standards für Nachhaltigkeit in Hotels

„Bei der Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit im Tourismus haben wir gesehen, dass es wahnsinnig viele Standards gibt, nach denen man ein Hotel als nachhaltig zertifizieren lassen kann, aber im Ferienwohnungsmarkt eigentlich nahezu nichts. Aus diesem Grund haben wir einen Zertifizierungsstandard für nachhaltige Ferienimmobilien entwickelt.“

Welche Herausforderungen es dabei gab? „Einen hohen Qualitätsanspruch damit zu verbinden, dass die Produkte gleichzeitig bezahlbar bleiben“, sagt Jan Sadowsky. Denn: Nachhaltige Produkte sind aufgrund der verwendeten Materialien und fairen Produktionsbedingungen fast immer teurer als herkömmliche. „Wir haben eine Einkaufsgemeinschaft gegründet, in der ein Ferienwohnungs- oder Ferienhaus-Betreiber alle Artikel, die er braucht, also von den Reinigungsmitteln über die Bettwäsche bis hin zum Möbelstück, nachhaltig und wohngesund erhalten kann.“

Jan Sadowsky ist Geschäftsführer der Elmshorner Firma.
Jan Sadowsky ist Geschäftsführer der Elmshorner Firma. © HA | Joana Ekrutt

Tiny House mit Weltraumdusche

Wohngesundheit ist ein Stichwort, dass dem Firmenchef besonders wichtig ist. „Es heißt, dass Produkte zum Beispiel nicht mit Lacken versehen sind, die Ausdünstungen haben. Also dass sie ohne Giftstoffe auskommen.“ Durch die Einkaufsgemeinschaft bekam die Firma die Rechte, zwei Produkte in den deutschen Markt einzuführen. Die sogenannte Astronautendusche und einen speziellen Wasserfilter. Durch die Weltraumdusche wurden schließlich auch Tiny-House-Hersteller auf das Unternehmen aufmerksam. Das Besondere: Die Dusche bereitet das Wasser in Echtzeit wieder auf, wodurch bis zu 90 Prozent Wasser und bis zu 80 Prozent Energie eingespart werden.

„Ressourcenschonung ist natürlich ein Aspekt, der extrem gut in das Tiny House-Thema reinpasst“, sagt Sadowsky. „Aufgrund unseres Zertifizierungsverfahrens und dadurch, dass wir auch viele Bauprojekte beraten, die gleich nachhaltig und wohngesund entstehen, haben wir uns die Frage gestellt, wie man ein Tiny House optimieren und etwas ganz Anderes schaffen kann.“So sei zusammen mit einem Hersteller, der bereits stark auf Nachhaltigkeit und Wohngesundheit geachtet hat, das erste Modell des Green Tiny Houses entwickelt worden.

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Bis Ende des Jahres sollen zehn Stück aufgestellt werden

„Die Idee dieses Tiny Houses war es, ein Erlebnis zu schaffen, mit dem wir aufzeigen können, das Nachhaltigkeit nicht immer mit Verzicht zu tun haben muss.“ Dabei sei nicht der Ressourcenverzicht, sondern der Einschränkungsgedanke gemeint.

An vier Standorten stehen die komplett nachhaltigen Mini-Häuser bereits. Bis Ende des Jahres sollen insgesamt zehn Stück aufgestellt werden. Die Auswahl der Naturstandorte erfolgt anhand verschiedener Kriterien. Zum einen muss auf den Naturschutz geachtet, zum anderen müssen baurechtliche Bedingungen gewahrt werden. „Das ist nicht immer einfach, da es je nach Bundesland, Stadt, Kreis oder Gemeinde verschieden ist“, sagt Sadowsky. Auch sei die aktuelle Version der kleinen Häuser auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen, da sie einen Strom- und Wasseranschluss benötigen. „Die nächste Generation geht in die Autarkie.“

Viele der Standorte seien Sommerstandorte, da sie zum Beispiel an einem Deich stehen, was im Herbst gefährlich werden kann. Dann werden sie umgestellt. Manche Destinationen seien hingegen Ganzjahresstandorte. „Die Häuser müssen aber immer mobil bleiben und sind deshalb auf Rädern montiert“, erläutert Geschäftsführer Sadowsky. „Das hat viel mit den Genehmigungen zu tun.“

Die Green Tiny Houses werden in Langballig produziert

Produziert werden die Green Tiny Houses derzeit in Langballig, einer Gemeinde bei Flensburg. Weitere Produktionsstätten sind in Wilhelmshaven und in der Nähe des Tegernsees geplant. „Das ist wieder im Sinne der Nachhaltigkeit, weil wir ja auch deutschlandweit ausliefern, dass wir dann dort produzieren, um einen dichteren Anfahrts- und Lieferweg zu haben.“

Nach einer Testphase im vergangenen Jahr startete in diesem Sommer für die Elmshorner Firma die erste Saison. Und die Mini-Häuser werden gut angenommen. „Das Haus am Salemer See ist aktuell an nahezu keinem Tag frei“, sagt Sadowsky. Obwohl sich die Auslieferung der Häuser durch die Corona-Krise verzögert hat, habe er keine schlaflosen Nächte gehabt.

„Wenn man seit so vielen Jahren selbstständig ist, gibt es Themen, über die man sich nicht ganz so viele Gedanken macht.“ Und: „Ich bin auch schon vor Corona der Überzeugung gewesen, dass der Deutschland-Tourismus sehr stark wächst.“ Doch ein drohender Saison-Ausfall habe auch ihn beunruhigt. „Es war auf jeden Fall eine Phase, die war nicht lustig.“

Eine Nacht in dem Ferienhaus kostet bis zu 189 Euro

Das Haus bietet einen spektakulären Blick auf den See.
Das Haus bietet einen spektakulären Blick auf den See. © Green Tiny Houses GmbH & Co | Green Tiny Houses GmbH & Co

Eine Nacht im Green Tiny House kostet je nach Dauer des Aufenthalts zwischen 129 und 189 Euro. „Fünf Prozent aller Mieteinnahmen geben wir für Naturschutzprojekte an den jeweiligen Standort.“ Charakteristisch für die 22-Quadratmeter kleinen Häuser ist das große Panoramafenster, das einen ungefilterten Blick in die Natur bietet. „Ich glaube, Natur ist ein Thema, das eigentlich bei allen Menschen das Herz aufgehen lässt. Es muss nur wieder erfahren werden“, sagt Sadowsky.

Neben einem luxuriös ausgestatteten Bad mit Astronautendusche und Toilette ist auch noch Platz für eine Mini-Küche mit Gasherd und Kühlschrank, eine Hochebene mit einem Doppelbett und eine großzügige Lounge vor dem Panoramafenster. Alle verwendeten Materialien sind komplett nachhaltig und wohngesund. „Die Idee dahinter ist, Nachhaltigkeit erlebbar zu machen“, sagt Sadowsky. Und: „Wer in ein Tiny House geht, geht mit allen Ressourcen anders um.“