Kreis Pinneberg. Wegen der Beschränkungen bleiben Aufträge aus. Mit der Aktion „Night of Light“ ruft ein Wirtschaftszweig um Hilfe.
„Es gibt momentan sehr wenig zu tun für uns“, sagt Stefan Grimm, „wir mogeln uns so durch.“ Der 31-Jährige ist geschäftsführender Gesellschafter von GR-Eventtechnik in Quickborn. Ein Mann, der von Veranstaltungen lebt. Von Veranstaltungen, die zurzeit verboten. Kurzum: Die Aufträge bleiben aus. Grimms Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, er investiert viel Zeit in Fortbildung. Und die Produktion von „Kulturona“, der täglichen Sendung mit Kunst, Kultur und Unterhaltung aus Yared Dibabas Hamburger Kiez-Club Uwe, habe nur kurzfristig kostendeckende Erträge gebracht.
Stefan Grimm ist nicht allein mit diesem Problem. Unter dem Motto „Night of Light“ werden in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni von 22 bis 1 Uhr Unternehmen der Veranstaltungswirtschaft bundesweit Spielstätten und andere Gebäude rot anstrahlen. Mit dieser Aktion wollten sie auf ihre schwierige wirtschaftliche Lage infolge der Corona-Krise hinweisen, so die Organisatoren rund um das Essener Unternehmen LK AG. Beteiligen werden sich unter anderem Betreiber von Eventlocations, Hallen, Kinos und Kleinkunst-Theatern sowie Technikausstatter, Messebauer, Zeltverleiher oder Tagungshotels.
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Mitte März hatte ein kompletter Wirtschaftszweig eine unfreiwillige Vollbremsung hingelegt. Events, Tagungen, Kongresse, Konzerte, Festivals oder Theateraufführungen – alles, wo Menschen zusammenkommen, um gemeinsam Darbietungen zu erleben oder sich zu relevanten Themen auszutauschen – wurden untersagt. Die Event-Branche muss bis mindestens Ende Oktober auf Veranstaltungen verzichten. Selbst Messen und kleine Events, die momentan wieder erlaubt sind, unterliegen zurzeit sehr strengen Hygiene-Vorschriften, Veranstaltungen dürfen nur unter umfangreichen behördlichen Auflagen durchgeführt werden. Eine Pleitewelle enormen Ausmaßes droht mit gravierenden Folgen für den Arbeitsmarkt und natürlich auch für die kulturelle Vielfalt als tragende Säule unserer Gesellschaft. Daher fordert die Veranstaltungsbranche weitreichende Hilfen der Politik.
Night of Light: Hilferuf mit Mahnmal-Charakter
Der Quickborner Stefan Grimm beklagt ebenfalls mangelnde Hilfen der Politik. Die derzeitigen Hilfsprogramme für die Veranstaltungswirtschaft bestünden im Wesentlichen aus Kreditprogrammen, die jedoch eine erneute Zahlungsunfähigkeit in Verbindung mit der Überschuldung der betroffenen Unternehmen zur Folge hätten.
Auch Chris Braun, Gründer der Pinneberger Firma Eye Systems, braucht Unterstützung. Der Firma für Messeequipment sind bereits im Januar die Aufträge weggebrochen und „bis Anfang des nächsten Jahres werden auch keine relevanten Messen mehr stattfinden. Ohne weitere Hilfen der Bundesregierung werden wir diese Zeit nicht überstehen“, so der 30-Jährige.
„Night of Light“ sehen beide Unternehmer als eine gelungene Aktion, um auf diese missliche wirtschaftliche Lage aufmerksam zu machen und mit der Politik ins Gespräch zu kommen. Es könnte ein imposanter „Hilferuf mit Mahnmal-Charakter werden“ sagt Stefan Grimm.
In Hamburg wird die Reeperbahn beleuchtet
„Die Aktion richtet sich an die breite Öffentlichkeit, um auf die dramatische Lage der Veranstaltungswirtschaft aufmerksam zu machen“ schrieb der Veranstalter bereits Ende Mai auf seiner Homepage und forderte alle Unternehmen aus der Veranstaltungswirtschaft sowie Veranstaltungszentren, Kongresshäuser, Tagungshotels und sonstige Spielstätten in ganz Deutschland auf, bundesweit ihre Gebäude oder stellvertretend ein Bauwerk in ihrer Region oder Stadt mit roter Beleuchtung anzustrahlen. Rot, denn „die Veranstaltungswirtschaft steht auf der Roten Liste der akut vom Aussterben bedrohten Branchen“, so das Essener Unternehmen. Ziel ist es, mit der Politik im Rahmen eines Branchendialogs ins Gespräch darüber zu kommen, wie die Veranstaltungswirtschaft vor einer massiven Insolvenzwelle gerettet werden und der Erhalt von bundesweit mehreren hunderttausend Arbeitsplätzen gesichert werden kann.
Mehr als 3000 Unternehmen und Organisationen in mehr als 250 Städten beteiligen sich an der Show, 3050 Gebäude werden beleuchtet, stündlich werden es mehr. In Hamburg wird natürlich die Reeperbahn beleuchtet, wo auch die Illuminationen von Eye Systems und GR-Eventtechnik zu sehen sind. Chris Braun von Eye Systems setzt aber auch ein Zeichen in Pinneberg und lässt ein Holocircle – einen projizierten Kreis – über seinem Gebäude in der Mühlenstraße schweben. Auch die TriBühne, das Kulturwerk am See und der Stadtpark Norderstedt schließen sich der Aktion an und zeigen sich an diesem Abend ganz in Rot.
Bilder und Videos der beleuchteten Gebäude sowie Kurzporträts der beteiligten Unternehmen und Unterstützer können unter www.night-of-light.de hochgeladen und eingesehen werden.
Wer mitmachen möchte, schickt bitte eine E-Mail mit Logo und einem Link zur Homepage an folgende E-Mail-Adresse: dabei@no-spam.night-of-light.de