Rellingen/Pinneberg. Das Untersuchungsergebnis des möglicherweise betroffenen Kindes wird am Freitag erwartet. Das Land baut Diagnosestationen.

Auch drei Tage nach Bekanntwerden des ersten und bislang einzigen Coronafalls im Kreis Pinneberg bleibt die katholische Kindertagesstätte St. Michael am Fahltskamp in Pinneberg geschlossen. Das jüngere Kind des 48 Jahre alten Rellingers, der sich mit SARS-CoV-2 infiziert hat und die Symptome der Lungenkrankheit Covid-19 zeigt, besucht die Einrichtung. Noch gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, ob das Kind das Virus auch in sich trägt. Davon hängt ab, ob sich theoretisch auch andere der 80 Kita-Kinder angesteckt haben könnten.

Anders verhält es sich bei der älteren Tochter des Infizierten, die auf die Brüder-Grimm-Schule in Rellingen geht. Bei ihr konnte eine Infektion mit SARS-CoV-2 schon am Mittwoch ausgeschlossen werden, sodass der Betrieb an der von etwa 220 Kindern besuchten Grundschule schon am Donnerstag wieder angelaufen ist – ohne das Mädchen, das nun zu Hause in Quarantäne ist.

Virus zirkuliert noch nicht

Der Vater der Kinder ist Labormitarbeiter am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Er hat sich möglicherweise bei einem Kinderarzt aus Henstedt-Ulzburg angesteckt, der ebenfalls dort tätig ist und Ende vergangener Woche der erste bekannte Coronafall im Norden war. In einer Erklärung aus dem Gesundheitsministerium in Kiel heißt es dazu: „Die bislang als positiv getesteten Personen sind entweder Reiserückkehrer oder Kontaktpersonen eines bestätigten Falls. Weiterhin zirkuliert das Virus bisher noch nicht in Schleswig-Holstein.“

Vor dem Hintergrund des insgesamt in Europa sehr dynamischen Geschehens stellten sich die Beteiligten im Land aber auf die Häufung der Erkrankungsfälle ein, heißt es weiter. Minister Heiner Garg (FDP) sagt: „Wir arbeiten daran, die Diagnostik-Möglichkeiten außerhalb der Praxen zu erweitern.“

Risiko von Praxisausfällen reduzieren

Ralph Ennenbach, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH), ergänzt: „Wir wollen das Risiko von Praxisausfällen aufgrund von Eigenschutzmaßnahmen darüber hinaus deutlich reduzieren.“ Die KVSH baue daher ergänzend zum niedergelassenen Bereich die sogenannten fahrenden Dienste aus und etabliere weitere. Darunter sind Ärzte zu verstehen, die Patienten zu Hause aufsuchen, nachdem sie über die Leitungsstelle der KVSH vermittelt wurden. Dieser Dienst sei vorwiegend vorgesehen für Personen mit schwereren Symptomen und vorliegendem begründeten Verdacht. In der Regel meldeten sie sich unter der Telefonnummer 116 117.

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In einer zweiten Stufe werden Außenstellen zur Diagnostik geschaffen. Hierzu sollen im Umfeld von bestehenden KVSH-Anlaufpraxen voraussichtlich Zelte oder Container aufgestellt werden. Landesweit sind sechs Standorte geplant, einer davon wird am Westküstenklinikum Heide sein. Ob auch Schleswig-Holsteins bevölkerungsreichster Kreis Pinneberg so eine Außenstelle bekommt, die dann an den Regio Kliniken Pinneberg oder Elmshorn denkbar wäre, wird sich erst in den kommenden Tagen entscheiden.