Pinneberg/Berlin. Zwar hätte man im Kreis Pinneberg ARD und ZDF nicht “Indoktrinationsplattform“ genannt – aber widersprechen will man auch nicht.

In der Sache richtig, im Ton vielleicht etwas zu scharf und populistisch – so lauten die Reaktionen aus den Reihen der Kreis-CDU Pinneberg auf Michael von Abercrons Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die gebührenfinanzierten Medien würden ihre politische Neutralität nicht wahren und seien „von links-grüner Weltanschauung geprägt“, so der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Elmshorn. Und auch die aktuelle Klimaschutzdebatte und deren mediale Darstellung kämen ihm „hysterisch“ vor.

Für den CDU-Kreisvorsitzenden Christian von Boetticher hat von Abercron recht mit seiner Kritik. „Wir brauchen eine Reform des öffentlichen Rundfunks.“ Er frage sich, wo die Unterscheide zu privaten Fernsehsendern seien, wenn es nur noch um Klicks und Likes in sozialen Medien gehe, statt den Auftrag zu erfüllen, Zuschauern und Zuhörern „ausgewogene und gut aufbereitete Informationen zu liefern.“

„Ich hätte das vielleicht etwas diplomatischer ausgedrückt“

Immerhin würden die öffentlich-rechtlichen Anstalten mit 8 Milliarden Euro über die öffentlichen Gebühren finanziert. Da könne man mehr Qualität und Ausgewogenheit in der Berichterstattung erwarten, so von Boetticher. „Ich hätte das vielleicht etwas diplomatischer ausgedrückt.“ Aber die mediale Aufmerksamkeit, die von Abercron „mit seinen drastischen Worten“ erreicht habe, zeige ja, dass er erfolgreich war.

Eine Strategie, verlorenes Terrain auf dem rechten Wählerspektrum für die CDU zurückzugewinnen, mag von Boetticher nicht erkennen. Das glaubt auch Elmshorns CDU-Parteichef Nicolas Sölter nicht. „Das ist eine berechtigte Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“

„Ich halte das für abwegig“

Dieser müsse „Kritik aushalten“, sagt Quickborns CDU-Vorsitzender Bernd Weiher. „Von Abercron vorzuwerfen, dem Rechtspopulismus Vorschub zu leisten, sind nicht weniger populistisch. Ich halte das für abwegig.“ CDU-Kreisvorstandsmitglied und Kreistagsabgeordnete Kerstin Seyfert teilt auch die Kritik des Bundestagsabgeordneten an der Klima-Diskussion, die ihr zum Teil „hysterisch“ vorkomme. „Wir in Deutschland sind da schon sehr weit mit dem neuen CO2-Gesetz und der Mülltrennung.“ Sie finde es „gut, dass auch ein Hinterbänkler im Bundestag ein Problem benennt. Dafür ist er gewählt.“

Heike Beukelmann, Fraktionsvorsitzende der CDU im Pinneberger Kreistag, kritisiert die Reaktionen auf die scharfen Thesen ihres Parteifreundes. „Wenn einer seine Meinung sagt, wird er oft gleich in die rechte Ecke gesteckt und öffentlich niedergeprügelt.“ In dieser Hinsicht müsse die Gesellschaft aufpassen, wie sie damit umgeht. In vielerlei Hinsicht spreche von Abercron ihr „aus dem Herzen“. Auch sie ärgere sich manches Mal über fehlende Neutralität in der Berichterstattung. „Aber das ist natürlich subjektives Empfinden, das Politiker anderer Parteien ganz anders sehen.“

Pinnebergs Bürgervorsteherin Natalina di Racca-Boenigk findet, dass von Abercron mit seiner grundsätzlichen Kritik recht habe. „Ich hätte das anders gemacht. Aber es schadet auch nicht, etwas zu polarisieren.“ Das findet auch Dagmar Steiner, CDU-Kreisvorstandmitglied: „Wenn polarisiert wird, entsteht eine Diskussion.“ Insofern habe von Abercron etwas in Gang gesetzt, was sie für „richtig und wichtig“ halte.