Wedel. Reederei reagiert auf Zahlen und streicht den Halt des Katamarans am Willkomm-Höft aus dem Fahrplan. Bürgermeister äußert Bedauern.

Noch im November jubelte die Reederei FRS beim „Halunder Jet“ über „rekordverdächtige Passagierzahlen“ und „eine Auslastung, die alle Erwartungen übertrifft“. Nun ist aber klar: Nicht überall übertraf die Auslastung die Erwartungen. Denn die schnellste Fähre nach Helgoland wird von der kommenden Saison an nicht mehr in Wedel halten. Der Katamaran mag grundsätzlich ein Besuchermagnet sein, aber offenbar nicht im Kreis Pinneberg.

Das bestätigt Birte Dettmers, Geschäftsführerin der Flensburger Reederei, dem Abendblatt: „Wir haben den Bürgermeister der Stadt informiert, dass wir ab 2020 mit dem ,Halunder Jet‘ Wedel nicht mehr anfahren werden“, sagt sie. „Die Fahrgastzahlen sind auch in diesem Jahr weiterhin unter den Erwartungen. Trotz umfangreicher Bemühungen sehen wir keine positive Entwicklung und keine Chance auf Veränderung in Zukunft.“ Die Reederei danke aber der Stadt für die langjährige gute Zusammenarbeit. Und: „Man soll nie nie sagen.“

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Im vergangenen Jahr haben 97.000 Fahrgäste den Halunder Jet genutzt

Dabei haben im vergangenen Jahr 97.000 Fahrgäste den Halunder Jet für eine Hin- und Rückfahrt genutzt. In der Saison, die üblicherweise von April bis November dauert, lag die Auslastung des neuen Schiffs damit bei 81 Prozent. „Für uns ist dies das beste Ergebnis, das wir auf der Strecke zwischen Hamburg und Helgoland je hatten“, sagt Dettmers. „Unser Neubau schließt nicht nur an den Erfolg des Vorgängers an, er übertrifft ihn bei Weitem“.

Ein Bild, das es so bis auf Weiteres nicht mehr gibt: Blick vom „Halunder Jet“ auf das Schulauer Fährhaus am Willkomm-Höft in Wedel.
Ein Bild, das es so bis auf Weiteres nicht mehr gibt: Blick vom „Halunder Jet“ auf das Schulauer Fährhaus am Willkomm-Höft in Wedel. © Katy Krause | Katy Krause

Die Fahrten sollen im kommenden Jahr sogar ausgedehnt werden, von einer Streichung des Halts in Wedel war aber bis vor Kurzem keine Rede. „Im kommenden Jahr startet die erste Fahrt bereits am 14. März von Hamburg über Wedel und Cuxhaven nach Helgoland“, hieß es in einer Mitteilung. „Aber ehrlich gesagt haben wir schon länger darüber nachgedacht, den Halt in Wedel zu streichen“, so Dettmers heute.

Das Aus hatte sich bereits seit 2015 angekündigt

Nun habe die Reederei die Entscheidung getroffen, den unrentablen Halt in Wedel komplett aus dem Fahrplan zu nehmen. Mit konkreten Einstiegs- und Ausstiegszahlen am Anleger Wedel hält sich die Reederei dabei zurück. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wird diese Kennziffern nicht kommunizieren“, heißt es. Bei der Buchung für das kommende Jahr ist der Halt in Wedel im Internet schon nicht mehr verfügbar.

Seit mehr als zehn Jahren steuerte der „Halunder Jet“ den Anleger „Willkomm Höft“ an. Doch das Aus hatte sich bereits seit 2015 angekündigt. Seitdem wurde Wedel schon dienstags und donnerstags nicht mehr angefahren. Insofern soll Wedels Bürgermeister Niels Schmidt auch nicht vollkommen überrascht gewesen sein, als ihn Reederei-Chefin Dettmers am Mittwoch per E-Mail über die neue Entwicklung informiert hat. Für die Stadt an der Elbe ist das Ganze am ehesten ein Imageschaden. Direkte wirtschaftliche Auswirkungen sehe die Stadt nicht, heißt es aus dem Rathaus: Wer vor neun am Morgen nach Helgoland abfahre und nach acht am Abend zurückkehrte, gebe so gut wie kein Geld in der Stadt aus.

Nachfrage nach Fahrten mit dem „Halunder Jet“ steigt

Bürgermeister Niels Schmidt bedauert aber, „dass trotz der guten Zusammenarbeit Wedel nicht mehr im Fahrplan erscheinen wird“. „Da die dafür genannten Ursachen allerdings nicht etwa Regelungen oder Rahmenbedingungen betreffen, die die Stadt Wedel beeinflussen könnte, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Entscheidung so hinzunehmen“, so Schmidt weiter. Umso mehr freue er sich, dass die Lühe-Schulau-Fähre nach Grünendeich und die Elblinien nach Hamburg und Stade den Anleger weiterhin regelmäßig nutzen.

Unterdessen sei die Nachfrage nach Fahrten mit dem „Halunder Jet“ abgesehen vom Halt in Wedel wachsend, so die offizielle Auskunft der FRS Helgoline. Die Überfahrten seien ein „Wachstumsmotor des Helgolandverkehrs“. „Der Katamaran erschließt ein sehr wichtiges Marktsegment für uns Hoteliers hier auf Helgoland“, sagt auch Insel-Hotelier Detlev Rickmers.

Im vergangenen Jahr hat die Reederei neuen „Halunder Jet“ vorgestellt

Seit 1984 betreibt FRS den Helgolandfährverkehr, seit Anfang der 90er mit sogenannten Schnellschiffen. Erst im vergangenen Jahr hat die Reederei ihren 17 Millionen Euro teuren neuen „Halunder Jet“ vorgestellt. Bis zu 680 Menschen finden auf dem Schiff Platz – fast ein Fünftel mehr als auf dem alten. Unter anderem soll der neue Katamaran mit 128 Lautsprechern ein kurzweiliges Überfahrterlebnis bieten. Passagiere könnten auch bei einer Reisegeschwindigkeit von bis zu 35 Knoten (65 km/h) noch „gemütlich mitschunkeln“.

Die FRS Helgoline ist eine Tochter der FRS. Die Reederei-Gruppe aus Flensburg hat 2000 Beschäftigte und betreibt weltweit 64 Schiffe. Zu den bekanntesten zählt neben dem Helgoland-Katamaran die „Kleine Freiheit“, die den Hamburger Hafen mit Blankenese verbindet, und die Rømø-Sylt-Linie zwischen der dänischen und der deutschen Insel.