Wedel. Zwischen Akkuschrauber, Zierblech und Prosecco: Was 700 Frauen zu später Stunde in einem Wedeler Baumarkt machen.
Hammer! 670 Anmeldungen zur Ladies Night im Lüchau Bauzentrum Wedel am Donnerstagabend. Bereits um kurz vor 19 Uhr füllt sich der Parkplatz an der Rissener Straße. Scharenweise fallen die Damen ein, allein oder in der Gruppe, lernwillig oder amüsierfreudig. Martina Tessnow, stellvertretende Marktleiterin, begrüßt jeden Gast persönlich und überreicht erst mal einen Gewinncoupon. „Kann ich heute Abend einen Mann für praktische Arbeiten gewinnen?“, ruft die Dame mit den kurzen blonden Haaren und hat die Lacher gleich auf ihrer Seite. Beschwingt füllt sie den Gewinncoupon aus. Auf den männlichen Hauptgewinn muss sie heute leider verzichten. Stattdessen winken Musical- und Restaurantgutscheine.
Macht nix. Munter zieht die kesse Blondine mit ihrer Damenrunde weiter Richtung Weinstand und Häppchen. Vorbei an Lutz Nölle, der am Pfannen-Stand in der Profi-Resist-Fleischpfanne mandelgefüllte Aprikosen im Speckmantel schwenkt. Monika Rittmayer (77) und ihre gleichaltrige Freundin Iris Brook können nicht widerstehen. „Schmeckt sehr gut“, schwärmen die beiden Damen aus Schenefeld. Darauf erst mal einen Prosecco!
Den gibt’s in der Dekoabteilung. Und da ist mittlerweile die Hölle los. Freundinnen beraten sich über hübsche Accessoires fürs Zuhause. „Schönes Ambiente, tolle Weihnachtsdeko“, sagt auch Michelle Quistorff (23), die mit Melissa Dose (25) gekommen ist. Die war schon im vergangenen Jahr hier, hat damals die Bohrmaschine ausprobiert und dabei ihre Heimwerkerqualitäten entdeckt.
Beim Akkuschrauben vom Ehemann unabhängig werden
Auch sie sind auf Entdeckungstour: „Ladies Night, was steckt dahinter?“, wollte Dagmar Lerche-Scheller wissen, meldete sich mit Heidrun Rusch an und ist doch glatt fündig geworden. Eben hat sich die attraktive Hutträgerin den Holzfußboden für ihre neue Wohnung ausgesucht. Auch Silvia Scharfe aus Wedel ist heute Abend zum ersten Mal dabei. Am Stand von Ralf Braun greift die 69-Jährige beherzt zum Akkuschrauber und schraubt ’ne Runde. Sieht gut aus. „Endlich kann ich das mal allein tun, ohne meinen Mann. Von diesem Moment an, lieber Herr Braun, bin ich autark.“ Spricht’s und überlegt, ob er, also der Akkuschrauber, später vielleicht doch noch einen Platz im Einkaufskorb erhalten wird.
Am Heimwerkerstand gegenüber will Martina Richter beim Gewinnspiel punkten. Klebt einen grünen Punkt auf die Rückseite des Holzbretts, setzt dann von der anderen Seite den Akkuschrauber samt Schraube an und versucht, den Punkt auf der Rückseite zu treffen. Knapp daneben. Weiter geht’s zum Silikonverfugen. Michael Goele und Uwe Esche zeigen, wie es geht. Und Ursula H., die ihren Nachnamen nicht nennen mag, macht’s nach. Geschickt bringt sie mit der Kartuschenpistole das Silikon in die Fuge ein, um diese danach mit einem Fugenglätter abzuziehen. Sieht gut aus. Die Damen ringsherum applaudieren anerkennend. Das mit dem externen Handwerker ist von nun an wohl erledigt. Selbst ist die Frau. Auch darauf erst mal einen Prosecco!
Am Stand von Lutz Nölle ist derweil immer noch die Hölle los. 250 mandelgefüllte Aprikosen im Speckmantel hat er in der vergangenen Stunde gebraten. Weiter geht’s jetzt mit Pfannkuchen. Während die einen noch schmausen, schwingen die anderen schon die Malerrolle. Wie Barbara Kempe (70) aus Rissen. Um sich im Austausch mit dem Experten Jens Sander von der Deckkraft der Farbe zu überzeugen.
Blankeneserin will ihr Bad selbst renovieren
Die Einkaufskörbe füllen sich, die Stimmung steigt. Ob Akkuschrauber oder Adventsdeko – kann denn Shoppen schöner sein? Gute Stimmung auch an den Kassen. Außer einer Rose für jede Dame gibt’s heute Abend auch noch zehn Prozent Rabatt. Zur Freude von Alexandra Verfürth aus Hamburg-Blankenese. Sie will in der kommenden Woche ihr Bad komplett renovieren und hat nun alles dafür im Einkaufswagen platziert – vom Duschkopf bis zur Dämmtapete – von der Kartusche bis zum Dremel. Auf einen Handwerker verzichtet sie, denn die 52-Jährige hat beschlossen: Ärmel hochkrempeln und selbst ran an die Renovierung. Darauf – eigentlich noch einen Prosecco!