Pinneberg. Fast 1000 überdachte Stellflächen will die Stadt Pinneberg am Bahnhof bauen. Das sei auch als Klimaschutzgründen erforderlich.
Wenn schon, denn schon: Nachdem die Stadt Pinneberg die Planung für ein Fahrradparkhaus am Bahnhof notgedrungen selbst übernehmen muss, soll nun nicht gekleckert, sondern geklotzt werden. Von zwei möglichen Varianten favorisiert die Verwaltung inzwischen die größere und teurere Parkhausversion. Demnach sollen in dem Neubau neben dem Bahnhofshauptgebäude fast 1000 überdachte neue Radstellflächen entstehen.
Vorgesehen ist laut Plan ein langgezogener zweigeschossiger Bau mit transparenter Fassade aus Glas und Stahlnetzstruktur. Das Gebäude soll sich etwa gleich hoch an das historische Bahnhofshauptgebäude schmiegen. Den Entwürfen zufolge bietet diese aufgestockte, langgezogene Variante, die sich am neuen Busbahnhof an der Rockvillestraße Richtung Nordwesten strecken würde, mehr Vorteile als nur die höhere Anzahl an Radparkplätzen.
Kleinere Variante böte 726 Stellplätze
Im Entwurf, über den die Ratsversammlung am morgigen Donnerstag entscheiden soll, wird ausgeführt, dass der bevorzugte Bau gegenüber der kleineren Variante auch einen besseren Lärmschutz zur Bahn hätte. Der Bau der größeren Variante sei mit insgesamt 4,18 Millionen Euro zwar teurer. Aber die Kosten pro Stellplatz wären mit 4600 Euro günstiger als bei der abgespeckten Version, in der nur 726 Räder Platz gefunden hätten. Dieses kompaktere Gebäude wäre den Angaben nach etwa 3,4 Millionen Euro teuer.
Angesichts der knappen Stadtkasse hofft die Stadt auf einen Eigenanteil von gut zehn Prozent. Bei der Vorzugsvariante läge der Finanzierungsbedarf bei etwa 465.000 Euro, die kleinere Version würde die Stadt 340.000 Euro kosten. Die restlichen Kosten könnten laut Stadt als Förderleistungen beim Bund und dem Land Schleswig-Holstein beantragt werden. Wenn diese Idee dem Gusto der Politik entspricht, könne das Geld im Haushalt 2020 eingeplant werden.
Bedenken hatten die politischen Entscheidungsträger zuvor schon hinsichtliche des Betreibermodells. Denn Wartung und Pflege der Radanlage seien absehbar arbeitsintensiv, aber nicht einträglich. Deshalb bleibe die Bauunterhaltung bei der Stadt, betrieben werden soll die Anlage als soziales Projekt. Zwei konkrete Bewerber gibt es laut Bauamtschef Klaus Stieghorst schon.
In Anbetracht der nun geplanten größeren Variante werde zudem auch schon an die Zukunft gedacht. Denn: Hintergrund der Planung für den Neubau an der Bahnhofsnordseite ist die Personenstromanalyse der Bahn aus dem Jahr 2013. Laut Studie nutzten damals etwa 22.000 Menschen täglich den Bahnhof, fürs Jahr 2040 werden 26.500 tägliche Nutzer prognostiziert.
Weil angenommen wird, dass jeder zehnte Bahnhofsbesucher mit dem Rad komme, wird am Bahnhof künftig auf einen Bedarf von 2200 Fahrradstellplätzen geschlossen. Die größere Variante, deren nahezu baugleiches Vorbild in Berlin steht, trage dieser Entwicklung Rechnung. Reichen wird es absehbar nicht.
800 weitere Stellplätze könnten auf Quellentaler Seite entstehen
Deshalb werden auch an der Südseite überdachte Abstellflächen für Räder errichtet, sagt Bauamtschef Klaus Stieghorst. Etwa 800 neue Plätze sind demnach zusätzlich auf der Quellentaler Seite des Bahnhofs geplant. Aus Gründen des Klimaschutzes werde damit auch ein wichtiger Beitrag zur Attraktivitätssteigerung des Radverkehrs geleistet.
Lange hatte die Stadt gehofft, dass es das Fahrradparkhaus mit Unterstützung der Bahn zum Nulltarif geben würde. Ursprünglich war geplant, die städtischen Grundstücksflächen als finanziellen Eigenanteil einzubringen. Aber den Plänen für ein kombiniertes Einkaufs- und Fahrradparkhaus erteilte das Unternehmen nach „langen Bemühungen“ im Sommer eine Absage. Deshalb wird die Stadt jetzt selbst bauen – und zahlen.
Abgestimmt werden müssen diese Planungen dennoch mit der grundsätzlichen Modernisierung des Pinneberger Bahnhofs. Wie berichtet, werden schon seit dem Vorjahr unübersehbar die Bahnsteige erneuert und in ihrer Höhe angepasst; auch die Unterführung wird saniert. Vom kommenden Jahr an folgt dann die Generalüberholung des 1936 erbauten, denkmalgeschützten Hauptgebäudes. Neues Licht und eine neue Wartehalle sind laut Deutscher Bahn geplant. Auch das gesamte Bahnhofsumfeld soll ein Facelift erhalten (siehe Text rechts).