Pinneberg. Politiker diskutieren im Sozialausschuss über neue Kita-Standorte, um die Betreuungsquote zu erhöhen. Diese Standorte gibt es.
Die Kinder der Pinneberger Kita Ostermannweg werden wohl länger im provisorisch hergerichteten ehemaligen Straßenverkehrsamt bleiben als ursprünglich angedacht, also länger als bis zum nächsten Sommer. Zu diesem Ergebnis kommen Ulrike und Roman Bues (Grüne/Unabhängige) und inzwischen auch der Kita-Leiter Thomas Engemann. Wie dem Pinneberger Kita-Notstand generell abgeholfen werden soll, ist Thema in der heutigen Sitzung des Ausschusses für Soziales, Kinder und Senioren. Ulrike Bues ist seit zwölf Jahren, ihr Mann Roman Bues seit 2017 als Mitglied des Ausschusses aktiv.
Die Kita Ostermannweg soll nicht langfristig im früheren Straßenverkehrsamt bleiben, sagt Stadtsprecherin Maren Uschkurat: „Bisher ist eine Nutzung der Immobilie bis zum 31. Juli 2020 vereinbart, mit einer Verlängerungsoption von bis zu 24 Monaten.“ Auf dem alten Gelände steht noch immer das wegen Schimmelbefalls geschlossene Gebäude. Die Kirche will dort eine neue Kita bauen, Pläne dafür sollen Ende Oktober öffentlich vorliegen.
„Wir arrangieren uns mit der Übergangslösung“, sagt Engemann. „Uns geht’s gut hier, das Gebäude ist toll hergerichtet worden.“ Nachteile: Im Winter bleiben die schlecht isolierten Wände kalt, es zieht durch die Fenster, Lüften ist aufwendig, weil dann jedes Mal alle Kinder den Raum verlassen müssen. Im Sommer wird es dagegen zu heiß, woran auch die Deckenventilatoren nichts ändern. Der schöne, große Spielplatz ist von der Kita durch eine rege befahrene Parkplatzauffahrt getrennt. „Wir können die Kinder hier nicht allein laufen lassen“, sagt Engemann. „Das bedeutet ein hohes Maß an Organisation. Ich glaube nicht, dass die Heimleitung den Weg einer Dauerlösung mitgehen würde“, sagt er, und: „Nächstes Jahr werden wir wohl noch nicht rüberziehen können. Eine Planung habe ich bis jetzt nicht gesehen. Momentan ist das hier Hoffen und Warten auf Godot.“
Lange Liste infrage kommender Kita-Standorte
3,8 Millionen Euro waren für den Neubau bereits in den Haushalt 2019 eingestellt worden. „Wir sind dafür, dass dieses Geld nun für den Neubau einer anderen Kita verwendet wird“, sagt Ulrike Bues. Dafür müsse jetzt ein Standort festgelegt werden, noch in diesem Jahr könnten dann Planung und Ausschreibung beginnen. Hintergrund: Im Juni 2018 hatte die Ratsversammlung beschlossen, die Betreuungsquoten im Krippenbereich auf 50, im Elementarbereich auf 100 Prozent zu erhöhen.
Die Verwaltung hat eine lange Liste infrage kommender Kita-Standorte zusammengestellt und geprüft, aus der heute vier konkret diskutiert werden: Neben dem Schulwald Nord liegt ein zweiter möglicher Standort am Rosenfeld, einer an der Müssentwiete und einer am Marktplatz. „Ideale Standorte haben wir nicht“, sagt Dieter Tietz (SPD) pragmatisch. „Ich gehe aber davon aus, dass wir beim Schulwald und beim Rosenfeld zustimmen, damit vorankommen und schon mal den Bau zweier neuer Kitas in Angriff nehmen können.“
CDU favorisiert für Kita-Neubau das Rosenfeld und den Schulwald
Grundsätzlich hält Olaf Klampe (FDP) alle Örtlichkeiten auf der Liste für geeignet. In der Ausschusssitzung gehe es darum, zu besprechen, welche Veränderungen noch notwendig seien, um beispielsweise die Sicherheit der Schulkinder, eine geeignete Zuwegung und anderes mehr zu garantieren. Klampe: „Ich gehe davon aus, dass konkrete Entscheidungen fallen werden. Es wird aber wohl noch mindestens ein Jahr verstreichen, bis mit dem Bau der ersten Kita angefangen werden kann.“
Stephan Schmidt (CDU) begrüßt, dass die Stadt aus ihrer langen Liste nun vier Grundstücke herausgefiltert hat: „Wir favorisieren für einen Kita-Neubau das Rosenfeld und den Schulwald.“ Der Schulwald ist in Zusammenarbeit des Schulzentrums Nord mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald angepflanzt worden. Für eine neue Kita müsste er teilweise wieder abgeholzt werden. Schmidt sieht den Standort in enger Konkurrenz zur Müssentwiete: „Er ist aber besser erreichbar, weil er auf der richtigen Seite der Westumgehung liegt. Das Opfern von Wald ist eine Abwägungssache.“ Bei der Zuwegung, die auf dem Grundstück zum Ende hin nur vier Meter breit ist, „muss man sich was einfallen lassen, damit nicht die Anwohner das Nachsehen haben“, so Schmidt. Der Verkauf des Grundstücks der ehemaligen Tennisanlage direkt daneben sei ein Fehler gewesen, „da wurden Chancen vertan“. Die Müssentwiete hält Schmidt trotzdem für die schlechtere Lösung, „weil da ein Gewerbegebiet mit viel Schwerlastverkehr entsteht.“
Ulrike und Roman Bues wollen lieber an der Müssentwiete bauen, weil dort nichts Hinderliches im Weg und die Zuwegung kein Problem sei. Das Grundstück gehört der Stadt, hier soll ein Gewerbegebiet entstehen, damit endlich mehr Gewerbesteuern eingenommen werden. Ihr Vorwurf an die Verwaltung: Diese habe sich vorwiegend um die anderen Standorte gekümmert. Dafür spreche auch, dass die Müssentwiete auf der Tagesordnung des Ausschusses am 5. Juni nicht gestanden habe.
Für den provisorischen Umbau des früheren Straßenverkehrsamtes sei schon genügend Geld versenkt worden, ebenso für die städtische Kita-Planung Ostermannweg, die sich dann wegen der Gebäudegröße als nicht machbar erwiesen habe, sagt Roman Bues. Jetzt gelte es, Nägel mit Köpfen zu machen. Heute gibt’s die Chance dafür.
Ausschussthemen: Neben Standorten für Kita-Neubauten ist in der heutigen Sitzung des Ausschusses für Soziales, Kinder und Senioren (18.30 Uhr, Rockville-Zimmer, Rathaus Pinneberg) der Erwerb der Liegenschaft Drosteipark 1 Thema, außerdem ein Ergänzungsantrag der Grünen/Unabhängigen, die frei werdenden 3,8 Millionen Euro gebunden für einen weiteren Kitaneubau zu verwenden.