Pinneberg. Tote ist eine vermisste Frau aus Münster. Neffe soll mit Leiche seiner Tante im Kofferraum in den Kreis Pinneberg gefahren sein.

Erst gab es Streit, dann wohl einen Mord und am Ende eine Tote, die im Kofferraum durch die halbe Republik gefahren wurde: Das Rätsel der Leiche, die am Freitag in Appen gefunden worden ist, hat sich am Mittwoch geklärt. Denn wie die Polizei mitteilt, handelt es sich bei der Toten um Agnes Elisabeth M., eine seit einem Monat vermisste 68 Jahre alte Frau aus Münster. Die Obduktion habe zudem ergeben, dass sie durch „massive Gewalt“ ums Leben gekommen sein muss.

Noch am Mittwoch hat die Polizei den dringend tatverdächtigen, 52 Jahre alten Neffen der Frau im Kreis Pinneberg festgenommen. Er wohnt nahe dem Fundort Appen und hatte sich zuvor offenbar Geld bei seiner Tante geliehen. Die Polizei sprach von einem „fünfstelligen Betrag“. Spezialkräfte der Polizei überwältigten den Mann am Morgen und brachten ihn umgehend ins federführende Polizeipräsidium Münster, wo er verhört werden sollte. Bisher habe er aber keine Angaben zur Tat gemacht.

Massive Gewalteinwirkung gegen den Hals

Die 68-jährige Agnes Elisabeth M. war seit dem 2. August vermisst worden. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hatte mit Hochdruck, auch mit der Unterstützung eines Polizeihubschraubers, nach der Münsteranerin gesucht. Erfolglos. Schließlich war die Leiche der Frau am späten Freitagnachmittag in der Feldmark bei Appen von einer Spaziergängerin gefunden worden.

Bei der am Dienstag in der Rechtsmedizin Hamburg durchgeführten Obduktion sei nun zweifelsfrei festgestellt worden, dass es sich um die vermisste 68-Jährige handelt. „Als Todesursache konnte eine massive Gewalteinwirkung gegen den Hals festgestellt werden“, sagte Martin Botzenhardt, der leitende Oberstaatsanwalt in Münster. Denn die Ermittlungen führt die dort eingerichtete Mordkommission.

Im Zuge der Ermittlungen geriet der Neffe aus dem Kreis Pinneberg immer mehr ins Visier der Ermittler. „Wir fanden Hinweise darauf, dass die 68-Jährige dem 52-Jährigen einen fünfstelligen Geldbetrag geliehen hat“, sagte die stellvertretende Leiterin der Mordkommission, Julika Böhlendorf. „Dieses Geld wurde von der Münsteranerin zurückgefordert, dabei kam es vermutlich zu einem Streit, in dessen Verlauf der Beschuldigte seine Tante getötet haben soll.“ Nach Angaben des Staatsanwalts lag der Tatort in Münster. Weil die Tat schon mehr als einen Monat zurückliegt, habe die Obduktion keine Aufschlüsse mehr über die exakte Tatzeit ergeben.

Neffe fuhr mit der Leiche der Tante nach Hause

Klar ist laut Polizei dagegen, dass der Beschuldigte nach der Tat mit der Leiche nach Hause gefahren sein soll. Später habe er die Tote dann am Fundort, dem sogenannten Karpfenteich unweit des Schäferhofs in Appen, abgelegt. Dort wurde sie aber erst einen Monat später zufällig von der Spaziergängerin in „unzugänglichem Gelände“ entdeckt. Die Staatsanwaltschaft Münster hat inzwischen Haftbefehl wegen des Verdachts des Mordes beantragt.

Mit der vorläufigen Auflösung des Puzzles ist auch klar, warum die Identitätsklärung und die Ermittlungsarbeit im Hintergrund so viel Zeit in Anspruch genommen hatten. Nach dem Fund am Freitag hatte die Polizei keine Angaben zur Herkunft der Toten, zum Todeszeitpunkt oder zur genauen Todesursache gemacht, da im Hintergrund offenbar die Behörden in mindestens zwei Bundesländern ermittelten.

Den Angaben der Münsteraner Polizei zufolge hat die Frau in Münster-Kinderhaus gelebt, einem Stadtteil im Norden. Der Fundort lag knapp 300 Kilometer entfernt in Appen, unweit des Schäferhofs, einer Einrichtung der Diakonie. Dort finden in ländlicher Atmosphäre Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten, Alkoholkranke und Wohnungslose Hilfe und Unterschlupf.