Schenefeld. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) sammeln künftig alle Gegenstände, die in ihren Bussen liegen bleiben, in Bergedorf.
Verloren liegt die Plüschschlange, die laut Schild Paul heißt, neben einer Federtasche, einem Portemonnaie, einer Glitzertasche mit Gesicht, einem Bluetooth-Lautsprecher und zwei Handys. Was diese Gegenstände gemeinsam haben? Sie wurden von ihren Besitzern in den Bussen der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) liegen gelassen – und es sind die letzten vergessenen Habseligkeiten, die im Fundbüro der VHH in Schenefeld verwahrt werden. Am Freitag treten diese und einige weitere vergessene Utensilien die Reise nach Bergedorf an. Dort werden künftig alle Dinge, die in den Bussen der VHH gefunden werden, zur Abholung bereitgehalten.
Hamburger müssen bald nicht mehr nach Schenefeld, um Fundsachen zurück zu bekommen
Damit geht eine lange Tradition zu Ende – und zwar die des Fundbüros in Schenefeld. Jahrzehntelang wurden Gegenstände aus den aktuell 159 Bussen, die auf dem Busbetriebshof am Osterbrooksweg stationiert sind, dort in einem Raum eingelagert. Viele Hamburger, die in der Hansestadt mit den VHH-Bussen unterwegs waren und beim Aussteigen Besitztümer zurückließen, mussten den Weg nach Schenefeld antreten, um ihr Hab und Gut zurückzuerhalten. Dies stammt noch aus den Zeiten, als das Busunternehmen am Osterbrooksweg in Schenefeld als Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) firmierte und ein eigenständiges Unternehmen war.
2006 übernahmen die VHH 94,9 Prozent der Gesellschaftsanteile an der PVG. Und zum 1. Dezember 2012 endete der mehrjährige Prozess, der die beiden Firmen zusammenführte. Damals ging die PVG in den VHH auf. „Wir zentralisieren jetzt den Kundenservice an einem Standort. Und dazu gehört auch das Fundbüro“, erläutert VHH-Sprecherin Christina Sluga. Ab dem 1. Dezember würden alle Fundstücke aus den 533 Bussen des Unternehmens nach Bergedorf gebracht, auch wenn der Bus von den Betriebshöfen Schenefeld oder Quickborn stammt. Die Praxis, die vergessenen Gegenstände zunächst auf den Betriebshöfen zu verwahren, gehört damit der Vergangenheit an.
Nach einer Woche werden die Fundsachen nach Altona gebracht
„Fundsachen können künftig nur noch beim VHH-Info-Shop abgeholt werden“, so Sluga weiter. Dieser befinde sich bei der Busanlage am Bahnhof in Bergedorf. „Alle Fundsachen werden dort für sieben Tage verwahrt. Anschließend leiten wir sie an das zentrale Fundbüro der Stadt Hamburg in Altona weiter“, erläutert die Unternehmenssprecherin. Das war auch bisher in Schenefeld gängige Praxis. Einmal die Woche kam ein Kurier, der die gesammelten Fundstücke nach Altona brachte. Der hatte häufig einiges zu schleppen. „In unseren Bussen bleibt mehr liegen, als viele glauben“, sagt Sluga.
Zentrale Fundstelle
Portemonnaies, Handys, Abo-Karten, Schlüssel, Rucksäcke und Taschen – das seien die gängigsten Dinge, die Busfahrer am Ende ihrer Tour finden oder von ehrlichen Fahrgästen beim Chauffeur abgegeben werden. Jeweils fünf bis zehn Rucksäcke, Handys und Geldbörsen treffen pro Woche im Fundbüro ein.
Was für kuriose Dinge im Bus liegen bleiben
„Aber es gibt auch skurrile Dinge, die bei uns landen“, berichtet die Unternehmenssprecherin. So habe einer der Fahrer am Ende der Tour eine herrenlose Kettensäge entdeckt. Ein anderer Kollege stieß auf einen vergessenen Rollator. Ob die Busfahrt in diesem Fall eine Verjüngungskur war oder eine heilende Wirkung hatte, ist nicht bekannt. Sluga dazu: „Der Besitzer hat sich leider nicht bei uns gemeldet.“ Auch die große Puppe, die aus einem Horrorfilm hätte stammen können und deren Gesicht stilecht mit Kunstblut verziert war, fand nicht den Weg zurück nach Hause.
In anderen Fällen rufen die Besitzer schon bei der VHH an, wenn ihr vergessenes Hab und Gut noch gar nicht im Fundbüro eingetroffen ist. „Teilweise sind die Busse unterwegs, da haben wir die Leute schon am Telefon“, berichtet die Unternehmenssprecherin. Nur in äußersten Notfällen würde die Leitstelle einen Busfahrer anfunken und fragen, ob er einen gewissen Gegenstand im Bus entdeckt hat – etwa bei wichtigen Schlüsseln oder Geldbörsen, in denen größere Summen liegen sollen. Natürlich komme es vor, dass ein angeblich im Bus vergessener Gegenstand nicht mehr auftaucht.
Wenn ein Fundstück eindeutig einem Besitzer zuzuordnen ist, was häufig bei Portemonnaies der Fall ist, dann schreibt das Busunternehmen diese Person auch direkt an. Bei Handys wird die Sim-Karte entfernt, um deren Nummer und die IMEI-Nummer des Geräts erfassen zu können. „Wir müssen ja sicherstellen, dass das Gerät auch an den rechtmäßigen Besitzer ausgehändigt wird“, so Sluga. Wer sein Hab und Gut zurückerhält, ist nicht nur überglücklich, sondern in einigen Fällen auch spendabel. „Manchmal bekommen wir dann ein kleines Dankeschön, etwa in Form von Schokolade oder fünf Euro. Wir ermitteln dann den Fahrer und legen ihm das in sein Fach.“