Appen. Anselm Nathanael Pahnke aus Appen unternahm die Reise seines Lebens. Nun ist darüber ein Film im Abatonkino zu sehen.
Nur drei, vier Wochen lang Urlaub im südlichen Afrika machen und per Drahtesel das Land erkunden: Das war der Plan, als sich Anselm Nathanael Pahnke im April 2014 zusammen mit zwei Freunden auf den Weg machte. 414 Tage später kommt er in Suez an. Allein hat der Appener den Kontinent von Süden nach Osten durchfahren. Dabei hat er 15.000 Kilometer zurückgelegt und ist durch 15 Länder gefahren. Jetzt zeigt ein Dokumentarfilm in Spielfilmlänge, was er auf seiner Reise erlebte. Am 29. November feiert „Anderswo. Allein in Afrika“ Premiere im Hamburger Abaton.
Pahnke verfügt über keinerlei Filmerfahrung, die Videos waren ursprünglich als persönliche Erinnerungen gedacht. „Das hat sich alles so ergeben“, erklärt der Filmemacher wider Willen. So wie auch seine Tour. Die Leidenschaft für den Fahrrad-Urlaub hat dagegen eine lange Tradition. Schon sein Vater Martin war in jungen Jahren begeisterter Rad-Reisender und konnte seine Ehefrau Friederike für das Hobby begeistern. Zusammen mit den fünf Kindern wurde auf diese Weise Urlaub gemacht.
Der erwachsene Sohn erkundete dann Frankreich, Spanien und Holland per Rad. Nach dem Bachelor-Abschluss in Geophysik und vor dem Beginn des Masterstudiums gönnte er sich dann den Urlaub in Südafrika zusammen mit zwei Freunden. Doch während diese nach ein paar Wochen zurückkehrten, war Pahnke so fasziniert, dass er blieb.
Der entstandene Film ist eine faszinierende Mischung aus Abenteuer, Wissendurst, der Freude am Kontakt mit anderen Menschen und Kulturen, Selbsterfahrung und dem Willen, eigene Wege zu gehen. Die Landschaftsaufnahmen wecken die Lust, unbedingt auch einmal dorthin zu reisen. Pahnke baute sein Zelt an atemberaubenden Schluchten, in der Wüste und im Dschungel auf. Die Tierwelt Afrikas zog an dem Radler vorbei. Der Film zeigt, wie er Menschen trifft und wie glücklich ihn diese Begegnungen machen. Und er zeigt, wie er verbissen im strömenden Regen gegen Steigungen in tropischen Höhen ankämpft, von Mücken, stetigem Wind und Tropenkrankheiten gepeinigt wird.
Eine vorherige Planung des Weges gab es nicht. Seine Route schlängelte sich kreuz und quer durch Afrika. Der radelnde Weltenbummler lebte spartanisch. Zwei bis drei Euro gab er am Tag für Lebensmittel aus. Mit Dosen sowie frischem Obst und Gemüse bekochte er sich selbst. Geschlafen wurde im Zelt, Wasser zapfte er sich an den Brunnen in den Dörfern und Städten endlang des Weges. „Insgesamt habe ich nicht so viel Geld ausgegeben, wie die Anschaffung des Fahrrades gekostet hat“, sagt Pahnke. Für das Trekkingrad bezahlte er 2000 Euro. Die Reise nahm Pahnke so sehr ein, dass er erst den Start des Masterstudiums verschob und sich dann ganz von der Uni abmeldete.
Zurück in Deutschland war er sich gar nicht bewusst, welcher Schatz auf seiner Festplatte schlummert. Für die vielen Aufnahmen habe er sich sogar ein bisschen geschämt, gibt er zu. Eine Freundin schnappte sich glücklicherweise die Festplatte und nachdem sie eine Nacht die Videos gesichtet hatte, steht für sie fest: Daraus muss etwas gemacht werden.
Pahnke suchte den Kontakt zu Kreativen aus der Hamburger Low-Budget-Filmszene. Die bestärken und unterstützen ihn in seinem Vorhaben, wie er berichtet. Mit Laia Gonzalez von Avalia Filmstudios findet er eine Produzentin, die auf Dokumentarfilme spezialisiert ist. Das dafür nötige Geld wird mittels Crowdfunding, eine Gruppenfinanzierung, eingesammelt.
Zusätzlichen Schub bekommt das Projekt durch Andre Fischer. Der Cutter hat schon an Projekten wie Tatort und Notruf Hafenkante gearbeitet. Besser als mancher Profi lautete sein Urteil über das Bildmaterial. Ursprünglich war eine Dokumentation fürs Fernsehen geplant. Nachdem die ersten Schnitte großen Anklang fanden, sei das Ziel höher gesteckt worden und der Plan vom abendfüllenden Kinofilm entstanden – wie die Organisatoren berichten.
So schön die Bilder sind, so schlecht ist an manchen Stellen der Ton. „Der laute afrikanische Wind hat einiges unhörbar gemacht“, berichtet der Filmemacher. Ein halbes Jahr muss aufwändig nachgearbeitet, einiges synchronisiert oder neu aufgenommen werden. Die Mühe hat sich gelohnt: Für den Zuschauer hört es sich an, als stünde er mitten in der Savanne und höre den Tiere rundherum zu. Ein anderes Beispiel: Es wirkt, als donnere ein Lkw auf einer Überlandstraße fast körperlich spürbar vorbei.
Reisefilme und Dokumentationen aus fernen Ländern sind momentan en vogue. Das kommt Pahnke zugute. „Vor ein paar Jahren gab es solche Filme noch nicht“, berichtet der Neu-Regisseur. Er merkt, dass sein Werk ankommt, Kinobesitzer interessieren sich.
Ab Ende November stellt er während einer ausgedehnten Preview-Tour nun seinen Streifen vor. Und derzeit wird an dem Terminplan für eine Fortsetzung der Tour im kommenden Jahr gebastelt.
Gegen einen kommerziellen Erfolg seines Filmes hätte er nichts einzuwenden. „Dann kann ich endlich die Menschen bezahlen, die an dem Film gearbeitet haben“, sagt er. Im Mittelpunkt steht allerdings die Erfahrungen, die er während der Reise gemacht hat, und die Konsequenzen, die er gezogen hat. Zurück an die Uni will er nicht mehr. „Scheine sammeln, das ist nicht mehr mein Ding“, sagt Pahnke. Derzeit konzentriert er sich ganz auf seinen Film. Was danach kommt, wird er sehen.
„Anderswo. Allein in Afrika“: 29.11., Premiere im Abaton, Allendeplatz 3, ist ausverkauft. Weitere Vorstellungen: Do und Mo 13./17.12., jeweils 20 Uhr, Restkarten. Die Vorstellungen sind Teil einer Preview-Tour. In 20 Kinos im Norden stellt Anselm Nathanael Pahnke seinen Film vor, unter anderem auch am 5. Dezember im Cineplex Elmshorn in der Kurt-Wagener-Straße 2. Von 20 Uhr an ist der Filmemacher anwesend und steht für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Weitere Infos zu Terminen und Szenen aus dem Video finden sich unter www.anderswoinafrika.de