Tornesch. Der Wedeler Ralf Spoerer bietet auf dem kleinen Flugplatz in Tornesch seinen Service. Schon 70 Führerscheine vergeben.

Wer eine Drohne mit einem Startgewicht von mehr als zwei Kilogramm fliegt, braucht seit dem 1. Oktober einen sogenannten Kenntnisnachweis, also Führerschein. Auf dem Flugplatz in Tornesch-Ahrenlohe kann die Prüfung bei Ralf Spoerer abgelegt werden. Der 54-Jährige hat die Notwendigkeit schnell erkannt und sich als Dritter deutschlandweit dafür zertifizieren lassen, die Prüfungen abnehmen zu dürfen – noch vor Dekra, TÜV und Lufthansa.

In den zwei Monaten seit Inkrafttreten des Gesetzes haben etwa 70 Drohnen-Piloten die Prüfung in Spoerers Copter College abgelegt. „Zu 95 Prozent sind es Männer“, sagt der Wedeler. Zudem sind 80 Prozent gewerbliche Kunden, der Rest Privatpersonen. Zu seinen Kunden gehören Medienunternehmen, Firmen, die Imagefilme drehen möchte, der Tourimusverband Schleswig-Holstein und Dokumentarfilmer. Auch Dachdecker, die mit Hilfe von Drohnen prüfen, ob Dachrinnen verstopft sind, Architekten und Immobilienmakler oder Archäologen, die Vermessungen aus der Luft vornehmen möchten.

In diesem Schulungsraum am Flugplatz Tonresch-Ahrenlohe nimmt Ralf Spoerer Prüfungen ab
In diesem Schulungsraum am Flugplatz Tonresch-Ahrenlohe nimmt Ralf Spoerer Prüfungen ab © HA | Anne Dewitz

Spoerer selbst arbeitete lange Zeit als Journalist und Fotograf, unter anderem beim Hamburger Abendblatt und bei der Testzeitschrift Audio Video Foto Bild. „Mich haben schon immer Luftaufnahmen fasziniert“, sagt er. Früher flog er mit Freunden mit, die einen Pilotenschein hatten. „Drohnen ermöglichen interessante neue Projekte.“ Sein erstes Modell, die DJI Phantom 2, kaufte er 2014. Im März 2015 eröffnete er das Copter College.

Die Mini-Fluggeräte, angetrieben von Elektrorotoren mit Hochleistungsakkus und ausgerüstet mit Kameras, werden immer beliebter. Das birgt auch Gefahren. Flugzeugpiloten werden im deutschen Luftraum immer häufiger von Drohnen behindert. „Im schlimmsten Fall kann eine Drohne bei einem Zusammenstoß auch zu einem Flugzeug- oder Helikopterabsturz führen“, sagt Spoerer. Sein Verband, der Bundesverband Copter Piloten, fordert daher einen Kenntnisnachweis für Nutzern von Drohnen ab 250 Gramm. „Ein sogenannter kleiner Führerschein würde Sinn machen, weil viele Privatnutzer die elementarsten Regeln des Luftfahrtverkehrs nicht kennen“, sagt Spoerer. Drohnen über zwei Kilogramm würden eher gewerblich eingesetzt, die Nutzer verfügten meist schon über Flugkenntnisse. Die wichtigste Regel laute, eine Haftpflichtversicherung abzuschließen, die auch Drohnen einschließen. „Ältere Versicherungen tun dies in der Regel nicht.“ Pflicht sei auch das Drohnen-Kennzeichen in Form einer feuerfesten Plakette mit Name und Anschrift, auch für leichte Geräte.

Das Modell DJI Mavic wiegt kein Kilogramm und kann ohne Führerschein geflogen werden
Das Modell DJI Mavic wiegt kein Kilogramm und kann ohne Führerschein geflogen werden © HA | Anne Dewitz

Was Hobby-Piloten noch wissen müssen: Die maximale Flughöhe beträgt 100 Meter, und Drohnen müssen in Sichtweite bleiben, sodass die Ausrichtung zu erkennen ist. „Jeder Nutzer sollte sich über Flugverbote rund um Flugplätze zu informieren“, sagt der Drohnen-Fluglehrer. In ICAO-Karten, so werden Luftfahrtkarten bezeichnet, sind Richtlinien verzeichnet. So gehört zum Beispiel ein Teil von Quickborn zum kontrollierten Luftraum. Hier dürfen Drohnen nicht höher als 50 Meter aufsteigen, sonst erfüllt es den Straftatbestand.

Flüge über Menschenmengen könnten sogar mit 2000 Euro Bußgeld bestraft werden, denn die sind grundsätzlich verboten, ebenso Flüge über Rettungseinsätzen oder Katastrophengebiete. „Hier sind Rettungshubschrauber im Einsatz, denen Drohnen gefährlich werden könnten“, so der Profi. Tabu-Zonen sind beispielsweise auch Polizei-Stationen und Konsulate. Und es müssen zu Bahnlinien, Bundesfernstraßen (also Autobahnen und Bundesstraßen) sowie Bundeswasserstraßen wie der Elbe 100 Meter Abstand gehalten werden.

Am Wochenende nimmt Spoerer die letzten Prüfungen für dieses Jahr ab (Kosten: 249 bis 430 Euro). Ab November ist die Flugsaison wetterbedingt zu Ende. Für März, wenn es wieder losgeht, erwartet er den nächsten Ansturm an Schülern. Zu tun hat er trotzdem genug, denn er verkauft die Drohnen auch und berät Firmen. Und er will die nächsten Monate nutzen, um selbst nochmal die Schulbank zu drücken. An der Flugschule Hamburg auf dem Flugplatz Uetersen-Heist will Spoerer die Privatpilotenlizenz erwerben.