Wedel. Wedeler Ratsversammlung beschließt: Die Stadt übernimmt die Trägerschaft sowie die Mitarbeiter der Einrichtung am Bahnhof.
Immer wenn es um Wedels knappe Finanzen und die Haushaltskonsolidierung geht, taucht das Jugend- und Kommunikationszentrum am Bahnhof in den Unterlagen auf. Das liegt wohl vor allem an dem zentralen Standort beziehungsweise dem Gebäude, in dem die Einrichtung untergebracht ist, denn nicht umsonst trägt der Treffpunkt den Spitznamen die „Villa“. Bei dem Gebäude handelt es sich um ein denkmalgeschütztes weißes Herrenhaus nahe des Mühlenteichs. Umso sensibler reagieren Villa-Fans, wenn es um Änderungen im Bezug auf die Einrichtung geht. Die stehen bevor. Der Rat hat in seiner Sitzung am Donnerstagsabend beschlossen, dass die Stadt Wedel die Trägerschaft samt den Mitarbeitern übernimmt und die Verwaltung ein neues Konzept für die Arbeit erstellt. Nur die CDU positionierte sich dagegen.
Die Fraktion spricht sich schon seit längerem dafür aus, dass die Einrichtung umgesiedelt und das Gebäude veräußert werden könnte. Das will die politische Mehrheit nicht. Linke, Grüne, SPD, WSI und FDP sprachen sich dafür aus, den Wechsel der Trägerschaft zu nutzen, um das Konzept des Jugendzentrums dem aktuellem Bedarf anzupassen und die dort geleistete Arbeit langfristig auf sichere Beine zu stellen – und zwar am bisherigen Standort.
Zum Hintergrund: 2006 hat die Miko Kinder- und Jugendhilfe den Betrieb der städtischen Einrichtung übernommen, die zuvor vom Internationalen Bund für Sozialarbeit geleistet wurde. Wie Bürgermeister Niels Schmidt auf Abendblatt-Nachfrage erklärt, wollte sich die Miku aus der Trägerschaft zurückziehen. Die vergangenen Monate wurden von der Verwaltung genutzt, um den Bedarf zu ermitteln, eine mögliche Lösung zu finden sowie ein Zukunftskonzept zu erstellen.
Herausgekommen ist, dass die Zielgruppe der Villa sich in der Vergangenheit deutlich geändert hat. Die Nutzer sind zwischen 16 und 45 Jahre alt – und somit älter als erwartet. Zudem benötigen sie vor allem Hilfe aufgrund psychischer Belastungssituationen. Deshalb soll aus dem Jugendzentrum ein Sozialzentrum Wedel-Mitte werden. Die Kosten von etwa 170.000 Euro sind laut Bürgermeister Schmidt in etwa genauso hoch, wie zuvor als die Trägerschaft noch in externen Händen waren.
Aus dem Rennen bei Haushaltsdebatten ist die Villa damit nicht, im Gegenteil. In der nicht-öffentlichen Verwaltungsvorlage wurde darauf hingewiesen, dass es leichter wäre, Änderungen vorzunehmen, wenn die Trägerschaft nicht an langfristige Verträge mit Externen gekoppelt ist.