Wedel . Die Oberberggruppe will auf dem Markenfilm-Areal ein neues Krankenhaus in Wedel mit 100 Plätzen und 75 Mitarbeitern errichten.

Dort, wo einst bekannte Werbespots entstanden und Prominente in den vergangenen Jahrzehnten ein- und ausgingen, soll eine Klinik für psychisch Erkrankte entstehen. So stellt sich das zumindest die Oberberggruppe vor. Ihr Geschäftsführer Dr. Roland Dankwardt präsentierte am Dienstagabend den Wedeler Kommunalpolitikern persönlich die Pläne, die das Unternehmen aus dem Schwarzwald auf dem Areal am Schulauer Moorweg hegt. Und die sind fast so aufsehenerregend wie manch verrückter Werbespot, der dort bislang in den Markenfilmstudios entstand.

Denn die Oberberggruppe möchte auf dem Grundstück eine Klinik errichten. Dafür sollen die bisherigen Gebäude bis auf die alte Villa, die renoviert werden soll, weichen. In einem bis zu dreigeschossigen neuen Gebäudekomplex würden die Zimmer für die 100 Patienten, eine Küche sowie zahlreiche Therapieräume untergebracht. Zudem ist ein Parkhaus mit 69 Stellplätzen für Mitarbeiter, Patienten und Besucher vorgesehen. Bis zu 75 Mitarbeiter würden in der Klinik arbeiten. Die Gewerbesteuern kämen Wedel zugute, wie Dankwardt auf Nachfrage der Politiker betonte. Für Wedels gebeutelten Haushalt sind das gute Nachrichten. Der Weggang von Markenfilm kam für die Stadt nach mehreren Ausfällen an Gewerbesteuereinnahmen zur Unzeit.

2015 verkündete das Unternehmen Markenfilm, dass es nach 58 Jahren Wedel den Rücken kehrt. Johannes Bittel hatte 1957 Markenfilm in einer ehemaligen Strumpffabrik gegründet. Seitdem befand sich der Hauptsitz des Familienunternehmens in einer idyllisch gelegenen Villa am Schulauer Moorweg unweit der Landesgrenze zu Hamburg. Doch die Nähe reichte irgendwann nicht mehr aus. Nachdem schon mehrere Tochterfirmen in der Hansestadt ihren Sitz hatten, entschied die Unternehmensführung, auch den Hauptsitz ins Karoviertel zu verlagern. Eine engere Verzahnung und bessere Kommunikation zwischen den einzelnen Firmenteilen verspricht sich Chef Johannes Bittel, Enkel des gleichnamigen Großvaters, von dem Schritt.

Das Unternehmen

Die Oberberggruppe ist laut eigenen Angaben der größte Verbund privater Kliniken im Bereich Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im deutschsprachigen Raum.

1984 gründete der selbst erkrankte Neurologe Prof. Dr. Matthias Gottschaldt das Unternehmen. Er setzte auf ein eigenes Therapiekonzept. 1988 eröffnete er die erste Klinik.

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Seither war es ruhig um das Areal geworden. Bürgermeister Niels Schmidt hatte noch gehofft, Teile von Markenfilm wie den Studiobetrieb in Wedel halten zu können. Doch die jetzt präsentierten Pläne lassen keinen Platz für einen Teilerhalt. Allerdings bedürfen sie der politischen Zustimmung. Denn der Baukörper reizt die Baugrenzen aus, der Bebauungsplan müsste angepasst beziehungsweise geändert werden.

„Als ich das Grundstück zum ersten Mal gesehen habe, war mir klar, dass es genau das ist, was wir suchen“, schwärmt Geschäftsführer Dankwardt. Die eher abgelegene Lage mitten im Grünen sei perfekt für die Patienten. Für sie soll die Klinik ein Rückzugsort sein und einen Schutzraum darstellen. Die schwierige Verkehrsanbindung, es fährt hier kein Bus, möchte die Unternehmensgruppe mit einer Zusammenarbeit mit VW lösen. Die Idee ist es, kleine elektrische Shuttlebusse einzusetzen. Laut Dankwardt wäre dieses Projekt für die Unternehmensgruppe Neuland. Wenn es gelingt, könnte es wegweisend für die anderen Kliniken der Unternehmensgruppe sein.

An acht Standorten betreibt die Oberberggruppe neun Kliniken. Der Wedeler Standort wäre der erste in Norddeutschland. Mittlerweile zählt das Unternehmen 563 Mitarbeiter. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 220. „Unser Fokus liegt auf Privatpatienten“, erläuterte Dankwardt. Die Patienten blieben durchschnittlich sechs bis acht Wochen in stationärer Behandlung.

Depressionen, Burn-out und die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen nach einem Drogenentzug seien die häufigsten Ursachen. Die Patienten würden sich dabei selbst einweisen beziehungsweise freiwillig in die Behandlung begeben, so Dankwardt. Laut seinen Angaben punktet die Oberberggruppe dabei mit einer intensiveren Behandlung. Es kämen vergleichsweise deutlich mehr Therapeuten auf einen Patienten, die Erfolgsquote sei daher höher und auch das Rückfallrisiko geringer.

„Wir wollen dieses Projekt möglichst schnell realisieren“, gab Dankwardt die Richtung vor. Allerdings würde das Unternehmen erst Millionen in den Standort investieren (sprich: das Grundstück erstehen und später bebauen), wenn es grünes Licht von den Politikern gibt. Die hörten am Dienstagabend auch erstmals von der Klinik-Idee und wollen sich nun in den jeweiligen Fraktionen beraten. Nach der Sommerpause wird die Diskussion dann innerhalb des Planungsausschusses fortgesetzt und eine Entscheidung getroffen.