Pinneberg. Drei Frauen, ein Mann und eine Literaturgruppe zeigen an diesem Wochenende in der Kunstremise, was sie binnen eines Tages schufen.
Nur zwei Tage Zeit: Die Arbeitsergebnisse des wahrscheinlich kürzesten Künstler-Stipendiums der Saison sind an diesem Sonnabend und Sonntag im Pavillon der Kunstremise zu betrachten: Fünf Künstlerinnen und Künstler, ausgewählt aus 25 Bewerbungen an den Verein Pinneberger Kulturwerk, stellen dort in dem achteckigen Pavillon auf der Wiese das aus, was sie während oder nach 24-stündigem Aufenthalt geschaffen, gesammelt und erdacht haben.
In der Mitte thront ein halb durchsichtiges Objekt in der achteckigen Form des Pavillons. Der Hamburger Künstler Florian Huber hat in Kunstharz allerlei hier gefundene Dinge eingegossen, Überreste der „vergänglichen Eventgesellschaft“, wie er sagt: Konfetti als Dreck am Boden, Kronkorken, zusammengeschnorrte Luftballons, winzige Geburtstagskerzen, vertrocknete Gräser, Zigarettenkippen. Huber ist in den 24 Stunden „als Tourist“ durch Pinneberg spaziert, hat die Dinge aufgesammelt, eingegossen und dafür, wie die übrigen Künstler, 200 Euro bekommen. Für ein Kunstwerk, das im weiteren Sinne Lebensstil und Werte reflektiert und die Rolle des Künstlers in diesem Kontext. „Beim Arbeitsamt hört man meistens: Such’ dir doch einen richtigen Job. Aber was meinen sie? Ich arbeite doch schon 18 Stunden am Tag als Künstler!“ sagt Huber. In dieser „Eventgesellschaft“ sei es notwendig, Künstler für ihre Arbeit zu unterstützen, findet er.
Auf dem Boden hat Jutta Konjer die vielen Zeichnungen ausgebreitet, die sie während der 24 Stunden im Pavillon angefertigt hat. Vielfach hat sie die Form des Minihäuschens variiert, und nun überlegt sie, wie sie sie präsentieren will. Auf einem weiteren Blatt hat sie in einfachen Bildern aufgereiht, was sie für ihren 24-Stunden-Aufenthalt mitgenommen hat. Ein zweites Blatt zeigt, was sie gern hätte, was aber leider nicht da ist, zum Beispiel ein Sofa oder eine Dusche. Damit reflektiert auch sie, auf andere Weise und nebenbei, die Situation der meisten Künstler, die arm sind, obwohl sie ständig arbeiten.
Nahebei hängen die minimalistischen Werke der Konzeptkünstlerin Silke Rath. Sie hat das Verrinnen der 24 Stunden in der Form gleich kurzer Striche in Reihe verbildlicht. Durch Pausen oder Unterbrechungen entstehen Lücken – und im Ganzen diverse grafische, immer wieder andere Bilder mit seriellem Charakter.
Auch Annika Unterburg hat in einem Bild die achteckige Pavillonform aufgegriffen und variiert. Als sie sich 24 Stunden dort aufhielt, nutzte sie zudem die Gespräche mit vorbeikommenden Besuchern über Gärten als Inspiration. Unter anderem entstand daraus ein Bild, das eine Art verhüllte Gestalt zeigt, deren Kopf mit den Blüten einer Kaiserkrone verziert ist.
Für Zeichnungen und Malerei hat Annika Unterburg alte Fotopappen, Graphit, chinesische Lernhefte, Zeichentusche und florale Abbildungen aus Gartenbüchern verwendet.
Nicht alle Stipendiaten wurden von der „Kulturwerk“-Jury aus dem Feld der Bildenden Kunst ausgesucht: Lustig-schräge Kreativschreiber aus dem Umkreis des Kieler Literaturmagazins „Der Schnipsel“ werden zur Eröffnung am Sonnabend gegen 15.30 Uhr Texte daraus vorlesen.
„Pav_Stip“ Stipendiaten-Ausstellung: Sa 20. und So 21.10., je 15–18 Uhr, Kunstremise Fahltskamp 30, Pinneberg, Eintritt frei