Wedel. Die Hansestadt kauft das Wedeler Steinkohlekraftwerk zum 1. Januar 2019. Die Anwohner versprechen sich viel vom Betreiberwechsel.
Lange hat es gedauert, kurzfristig sah es sogar danach aus, als wenn das Ringen um die Zukunft der Fernwärme wieder in eine Verlängerung geht. Doch am Dienstag verkündete Hamburgers Bürgermeister Peter Tschentscher, dass die Stadt nach dem Strom- und Gas- nun auch das Fernwärmenetz zurückkauft. Bereits zum 1. Januar 2019 will die Stadt Hamburg, die bislang mit nur 25,1 Prozent beteiligt war, das Netz vollständig von Vattenfall übernehmen, mit einer eigenen Gesellschaft betreiben und damit den Volksentscheid umsetzen. All das hat direkte Auswirkungen auf Wedel. Denn das hier von Vattenfall betriebene Steinkohlekraftwerk direkt neben dem neuen Businesspark Elbufer wird damit auch den Besitzer wechseln.
Bürgermeister spricht von guter Nachricht
„Das ist eine gute Nachricht für Wedel. Jetzt liegt die Verantwortung in einer Hand“, freut sich Wedels Bürgermeister Niels Schmidt, der die Umsetzung abwarten und dann das Gespräch zur neuen Betreibergesellschaft als Eigentümer des Kraftwerks suchen will. Unter anderem wird es dann wohl um die Abschaltpläne Hamburgs für das alte Kraftwerk und somit um die Zukunft des Standortes gehen. Ob das Kraftwerk wie geplant 2022 vom Netz geht, erscheint unwahrscheinlich. Laut Abendblatt-Informationen wird in Senatskreisen über eine Verlängerung der Laufzeit um bis zu zwei Jahre nachgedacht, wenn die EU zustimmt.
Trotz dieser Aussichten herrscht im direkt angrenzenden Wedeler Wohngebiet derzeit gute Stimmung. „Wir freuen uns wirklich sehr über die Entscheidung“, erklärt Kerstin Lueckow als Sprecherin der Bürgerinitiative „Stopp! Kein Megakraftwerk in Wedel“. Sie hofft, dass mit dem Betreiberwechsel andere Zeiten im Nachbarschaftsverhältnis anbrechen. „Seit Jahren gibt es ständig Probleme mit dem in die Jahre gekommenen Kohlekraftwerk Wedel und dem Betreiber Vattenfall“, berichtet sie. Dabei ging es erst um die schallende Turbine, dann um lärmende Schiffsentladungen. Zuletzt fiel das Kraftwerk durch massiven Ausstoß von Partikeln auf, die Terrassen, Wintergärten und Autos verunreinigten und beschädigten.
Anfangs kam Vattenfall aus Kulanz für Schäden auf, nun klagten Anwohner über Probleme. „Wir hoffen nach dem Rückkauf durch die Hansestadt Hamburg auf einen Neuanfang“, sagt
Lueckow. Die Probleme vor Ort seien dadurch nicht erledigt. „Aber in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass der Umgang mit den Betroffenen durch die Hamburger Umweltbehörde und den Hamburger Energienetzbeirat auf Augenhöhe erfolgt.“