Schenefeld. Internationale Forschergruppe leistet Pionierarbeit. Schenefelder XFEL-Campus wächst weiter, neues Werkstattgebäude eingeweiht.
Das ging schneller als erwartet. Bereits nach einem Betriebsjahr konnten erste wissenschaftliche Ergebnisse mit dem einzigartigen Röntgenlaser European XFEL erzielt werden. Wie die Presseabteilung von Desy (Deutsches Elektronen-Synchrotron) mitteilte, gelang es einer großen internationalen Forschergruppe unter Desy-Führung mithilfe des Lasers, eine bislang unbekannte Struktur eines Enzyms zu enthüllen. Letzteres spielt für Antibiotika-Resistenzen eine wichtige Rolle. Gleichzeitig bewiesen sie damit auch, dass der Röntgenlaser Messungen um mehr als das Zehnfache beschleunigen kann und damit erhoffte Einblicke in bislang unbekannte Welten eröffnet.
„Da wir als erste an einer völlig neuen Anlage gearbeitet haben, mussten wir zahlreiche Herausforderungen meistern“, betont der Desy-Forscher Anton Barty vom Center for Free-Electron Laser Science (CFEL), der das Team von etwa 125 Wissenschaftlern geleitet hat. Barty: „Man kann es mit dem Jungfernflug eines neuartigen Flugzeugs vergleichen: Sämtliche Berechnungen und die gesamte Montage sind getan, alles sagt, es wird funktionieren – aber erst wenn man es versucht, wird man wissen, ob es wirklich fliegt.“
„Diese Pionierexperimente des ersten Nutzerteams am European XFEL ebnen den Weg für alle nachfolgenden Nutzer der Anlage, die erheblich hiervon profitieren“, erklärt XFEL-Geschäftsführer Robert Feidenhans’l. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Anlage noch besser funktioniert als erwartet und im besten Zustand ist, um neue wissenschaftliche Durchbrüche zu liefern.“
Der European XFEL ist so konzipiert, dass er Röntgenblitze in sehr kurzem Abstand von nur 220 Nanosekunden liefern kann, das sind 0,000 000 220 Sekunden. Die Blitze können beispielsweise dazu benutzt werden, Biomoleküle zu durchleuchten, um ihre dreidimensionale Form zu bestimmen. Um die Blitze auf Tempo zu bringen, wurde ein 3,4 Kilometer langer Tunnel von der Desy-Forschungsanlage in Bahrenfeld bis zum neuen XFEL-Campus in Schenefeld gegraben und eine in dieser Weise einmalige Beschleunigungsanlage darin errichtet. Vor knapp einem Jahr wurde die 1,2 Milliarden Euro teure Anlage offiziell in Betrieb genommen.
Auf dem Schenefelder Areal wird derweil weiter gebaut. So konnte kürzlich auch das neue Lager- und Werkstattgebäude feierlich eingeweiht werden. Das neue Gebäude steht neben dem Hauptgebäude und verfügt über eine Gesamtfläche von etwa 1130 Quadratmetern. Zwei Etagen mit Büroräumen bieten Platz für 40 Mitarbeiter. Die Werkstatt bietet auf einer Fläche von 400 Quadratmetern Platz für acht Maschinen zur Metallbearbeitung und die Möglichkeit, Teile der komplizierten Instrumente und Experimentierstationen des Röntgenlasers herzustellen und vor Ort zu reparieren. In der Werkstatt sollen ab 2019 auch Ausbildungsplätze angeboten werden.