Kummerfeld. Kulturkritik: Das Holmer Bandprojekt Almost Pop begeistert Publikum in Kummerfeld mit Rock-Klassikern und Pop-Perlen.
Strohballen, Sitzbänke, alte Sofas und Sessel – im rustikal-ländlichen Ambiente der Festscheune des Hofes Wiedwald hat Almost Pop am Sonnabend ein bejubeltes Konzert gegeben. Wer das Musikerkollektiv das erste Mal sah, konnte sich an den Klassikern und einigen verschollen geglaubten Perlen der Pop- und Rockgeschichte erfreuen. Langjährigen Begleitern – und derer gibt es viele – wurden ein paar Neuerungen geboten. Die Holmer Band lieferte den rockigen Höhepunkt des Kummerfelder Kultur-Festival.
Optisch hatte sich die Gruppe um Mastermind Detlef Winkel der Umgebung angepasst. Wo sonst viel das für Bühnenkünstler typische Schwarz zu sehen ist, dominierte diesmal Leinen-Weiß und helles Jeans-Blau. Musikalisch bot Almost Pop die bewährte Mischung aus Pop- und Rocksongs in ganz eigenem Gewand.
Mit Lied Nummer drei gab die Band die Linie des Abends vor. „Take it easy“ von den Eagles wurde zur fröhlichen Mitsing-Hymne. Denn die Gruppe versteht sich in der schweren Kunst, die Pop- und Rockkompositionen wie selbstverständlich leicht zu interpretieren. Durch die zahlreichen Sänger steht Almost Pop nicht nur eine enorme stimmliche Breite zur Verfügung. Mal jubilieren die Sängerinnen im Trio wie die Nachtigallen, im nächsten Stück gibt ein Sänger den Rock ‘n’ Roll-Shouter. Und die zahlreichen Musiker machen ganz unterschiedliche Instrumentalisierungen möglich.
In Kummerfeld waren 18 Musiker und Sänger beteiligt. Deutlich wurde wieder die Freude der Musiker am Experiment und der Neuinterpretation. Da wurde ein Siebziger-Popsong als jazziger Bossa Nova gespielt, ein New-Wave-Kracher kam als Gospel-Hymne daher und eine Country-Schnulze von anno dazumal wurde zur modernen Tanzmusik.
Es gibt kaum Almost-Pop-Klassiker, die bei jedem Konzert zu hören sind. Es wird immer wieder an neuen Songs gearbeitet.
Ansonsten ist manches beim Alten geblieben. Wie immer muss der Zuschauer mit ein bisschen Chaos leben können. „Wie sieht das hier wieder aus?“ mokierte sich denn auch eine der Sängerinnen mit gespielter Entrüstung über die auf der Bühne herumliegenden Instrumente, Kisten, Mappen der Musiker und Mikrofonständer.
Jubiläum mit dem Auftritt in Kummerfeld
Denn die immer neue Besetzungen machen einiges an Umbauten auf der Bühne notwendig. Diese Pausen werden mit längeren Song-Ankündigungen überbrückt. Und es klappt nicht alles bei den Auf- und Abbauten, den Auf- und Abtritten. Mal macht der Bass nicht mehr mit, mal fehlt ein Tambourin auf der Bühne. Dieses kleine Chaos macht einen Teil des Charmes des Projekts aus.
Als „Almost Pop & Friends“ war das Konzert in Kummerfeld angekündigt. Die Freunde, die das erste Mal dabei waren, brachten neue Farben ins Klangspektrum. Im ersten Teil waren die vor allem rockiger Natur. Im zweiten Teil konnte ein ganzer Chor aufgeboten werden. Etwa ein Dutzend Background-Sängerinnen und Sänger sorgten für ungeheure stimmliche Wucht.
Almost Pop konnte in Kummerfeld ein Jubiläum feiern. 2009 von Detlef Winkel initiiert, spielte das Bandprojekt zum 25. Mal seit der Live-Premiere im Mai 2011 auf. In immer neuen Besetzungen wird jedes Konzert separat vorbereitet. Die Idee ist, junge und erfahrene Musiker zusammenzubringen und sie die Stücke spielen zu lassen, die sie mögen. Mehr als drei Dutzend Musiker und Sänger gehören zu dem Projekt, die sich zu jedem Konzert in wechselnden Formationen zusammenfinden. In der Wiedwald-Scheune standen zwei Profimusiker auf der Bühne, alle anderen sind Amateure.