Tornesch. Der Verein hat der Stadt Kultur eingehaucht. An diesem Wochenende feiert das „ToAll“ sein 25-jähriges Bestehen.
Als Schlafgemeinde wurde Tornesch Anfang der 90er-Jahre von einigen Bürgern empfunden. Kulturell war kaum was los. Und wenn doch, dann fast ausschließlich auf Plattdeutsch. Ein Gruppe von Kulturschaffenden und -fans wollte das ändern und gründete das „Tornescher Allerlei“. Das Abendblatt titelte damals: „Das Tornescher Allerlei will eine bunte Kulturmischung zubereiten“. An diesem Sonntag, 14. August, ab 17 Uhr im Pomm 91, Pommernstraße 91, kann das 25-jährige Bestehen von ToAll gefeiert werden, wie die Tornescher ihre Kulturförderer liebevoll abkürzen.
Der Vorsitzende Hanfried Kim-städt und Beisitzer Achim Retzow lassen im Abendblatt-Gespräch die Vereinsgeschichte Revue passieren. Zur ersten Versammlung am 12. August 1991 luden unter dem Motto „gründen, grillen, klönen, feiern“ Peter Knief, Horst Berndt und Wolfgang Meckel ein. Die Anfangszeit war beschwerlich. Zu einem Abend mit hebräischen Liedern reiste ein Frankfurter Duo an, um vor acht zahlenden Zuschauern aufzutreten. Am nächsten Tag fuhren sie weiter nach Meldorf, wo sie den Dom bis auf den letzten Platz füllten.
Mit einem Open-Air-Konzert fing für Kimstädt alles an
Zudem mussten sich die Vereinsmitglieder erst einmal menschlich und inhaltlich finden, was sich in Wechseln im Vorstand widerspiegelte. Kontinuität kam durch die Vorsitzenden Jürgen Blaas und später Christa Hopf in die Vereinsarbeit. Sie wollte 1997 Kimstädt für die Vereinsarbeit begeistern. „Wenn ich Kultur will, fahre ich nach Hamburg“, so seine aus heutiger Sicht arrogante Antwort. Sein Versuch, zusammen mit einem anderen Tornescher ein Open-Air-Konzert zu organisieren, drohte gerade zu scheitern. Als die beiden unter das Dach von ToAll schlüpften, wurde es doch noch etwas mit dem Freiluftkonzert auf der Weide eines Landwirts und CDU-Gemeindevertreters.
Drei Open-Air-Konzerte, das letzte und größte mit den Rattles und der Beatles Revival Band, machten nicht nur ToAll bekannter, sondern ließ in Kimstädt die Bereitschaft wachsen, sich im Verein zu engagieren. 1999 übernahm er den Vorsitz. Eine der wichtigsten Neuerungen, die der Mediendesigner einführte: An der Eisenbahnbrücke über die meistbefahrenen Straße der Stadt, die Ahrenloher Straße, weist regelmäßig ein Großplakat auf die nächste Veranstaltung hin. Kultur braucht eben auch Werbung.
Etwa zwölf Angebote macht der Verein pro Jahr, vier Ausstellungen und acht Veranstaltungen. Das Programm ist für einen Kulturverein ungewöhnlich strukturiert aufgebaut. Im Januar wird des schottischen Nationaldichters Robert Burns mit einer Lesung plus landestypischen Speisen und Getränken gedacht. Beim Kulturtag im Mai präsentieren sich die zahlreichen Tornescher Maler. Kurz vor den Sommerferien gibt es eine Großveranstaltung, in diesem Jahr mit dem Bandprojekt Almost Pop. Im September wird Theater geboten, im Oktober sind es Chansons. Manchmal gibt es Verschiebungen, doch im wesentlichen steht die Struktur. Mit den Geschäftsräumen von IEN am Kuhlenweg für Ausstellungen und dem Pomm 91 für Veranstaltungen stehen dem Kulturverein ideale Lokalitäten zur Verfügung.
Haben die ToAll-Macher ihr selbst gestecktes Ziel erreicht? „Es ist ein hoher Arbeitsaufwand, aber wir machen es gern“, sagt Retzow. Und Kimstädt ergänzt: „Wir sind mit der Resonanz zufrieden.“