Uetersen. Der Bauausschuss stimmt Plänen eines Hamburger Projektentwicklers zu. Am Stichhafen sollen 220 Wohnungen entstehen.

Das Projekt Uetersener „HafenCity“ kommt ins Rollen. Donnerstagabend hat der Bauausschuss den Aufstellungsbeschlüssen für Flächennutzungs- und Bebauungsplan ohne Gegenstimmen zugestimmt. „Damit hat die Stadt grünes Licht gegeben und gezeigt, dass sie den Plänen des Investors grundsätzlich positiv gegenübersteht“, sagt Bauamtsleiter Michael Koch.

Der Hamburger Projektentwickler Lorenz-Gruppe möchte am Stichhafen ein neues Wohnquartier errichten, das Anwohnern einen Blick auf den Hafen und die Pinnau bietet. Das Filetgrundstück in zentraler Lage nördlich der Pinnau, westlich des Hafenbeckens und östlich der Freiflächen des Bauhofes liegt momentan weitgehend brach und ist eine der wenigen Flächen Uetersens, die für eine großflächige Umplanung noch zur Verfügung stehen.

Die Fläche von etwa 4,7 Hektar soll deshalb von einem Gebiet für landwirtschaftliche und gewerbliche Nutzung in eines für Wohnungsbau umgewandelt werden. Anschließend sollen in Gebäuden mit 3,5 bis fünf Vollgeschossen bis zu 220 Wohnungen entstehen. Die Wohnfläche, die geschaffen würde, läge bei etwa 20.000 Quadratmetern. Entsprechend des politischen Grundsatzbeschlusses sieht die Planung auch eine Kindertagesstätte und einen Anteil von 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnungsbau vor.

Das größte Hindernis bei der Bebauung des Areals ist der Hochwasserschutz. 2011 hat das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume die Fläche als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen. Das vom Investor beauftragte Stadtplanungsbüro Claussen-Seggelke ist aber zuversichtlich: „Die Vorgespräche mit der Landesplanung sind positiv verlaufen“, sagt Partner Torben Sell. „Wir planen, den Hochwasserschutz sicherzustellen, indem wir die Flächen für den Wohnungsbau künstlich erhöhen.“ Ein Konzept, das auch bei der Hamburger HafenCity zum Einsatz gekommen ist. Die höher gelegenen Bauflächen nehmen dem Fluss dabei ein Stück Überschwemmungsraum. Das soll ausgeglichen werden durch eine Art Polder (eine künstliche Wasserfläche), die sich bei starkem Hochwasser füllen kann. Die Polderfäche soll eingebunden werden in eine öffentlich zugängliche Grünanlage entlang der Pinnau, die durchzogen wird von einer neuen Wegeverbindung für Fußgänger und Radfahrer. Dadurch sollen die Uferflächen erstmalig für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar gemacht werden. Die Nutzung des Hafenbeckens als Sportboothafen soll unberührt und auch der Hafen weiter zugänglich bleiben. Außerdem sollen noch weitere Wohnmobilstellplätze entstehen.

Als nächsten Schritt will das Stadtplanungsbüro einen Umweltbericht anfertigen und einen konkreteren Entwurf vorlegen, über den dann wieder die Politik berät. Auch die Öffentlichkeit kann sich informieren und eventuelle Bedenken äußern.

Konkrete Pläne vermutlich Mitte nächsten Jahres

Ein Problem könnten die Einheitserdewerke darstellen. Das Uetersener Traditionsunternehmen produziert Blumenerden in direkter Nachbarschaft zum geplanten Bauprojekt. „Materialien für die Herstellung werden draußen gelagert, um nicht auszutrocknen“, sagt Joachim Poggemann. Der Berater des Unternehmens gibt zu bedenken, dass dabei große Mengen Staub aufgewirbelt und in die Luft geblasen werden. Außerdem würde saisonal bis tief in die Nacht gearbeitet werden. Bei der Be- und Entladung der Lkw wäre ein gewisser Lärmpegel unvermeidbar.

Die Planer sind sich dessen bewusst. „Uns ist klar, dass der Betrieb nicht eingeschränkt werden darf“, sagt Sell. Das dazwischenliegende Gelände des Bauhofs gehöre der Stadt Uetersen. Weiter: „Perspektivisch können wir uns hier eine gemischte Nutzung von Wohnbau und Gewerbe vorstellen.“ Es könne eine Art Pufferzone mit verträglichem Übergang zwischen Einheitserdewerk und dem neuen Wohnquartier entstehen.

Unterm Strich sei noch viel zu klären. Einen allgemeineren Plan wollen die Planer der Öffentlichkeit noch dieses Jahr vorstellen. Konkret soll es dann Mitte nächsten Jahres werden.