Uetersen. Abfuhr für Rewe. Grüne sind bei Sondersitzung des Bauausschusses Zünglein an der Waage. SPD fürchtet Ende angrenzender Fußgängerzone.

Die Rewe-Gruppe hat auf der Sondersitzung des Uetersener Bauausschusses den Poker um das Parkpalettengrundstück an der Klosterkoppel verloren. CDU, FDP und Grüne haben dem Konzept des Investors Betzler den Vorzug gegeben: Wohnungen statt Supermarkt. BfB und SPD glauben, dass das ein historischer Fehler ist – der wirtschaftliche Tod der angrenzenden Fußgängerzone sei damit so gut wie sicher.

Die Debatte zwischen den Parteien ist am Donnerstagabend von heftigen Kontroversen geprägt gewesen. Die Stadtverwaltung, die Kaufmannschaft der IHG und die BfB hatten sich für das Konzept von Meyer & Co. ausgesprochen, das den Bau eines Rewe- und Penny-Marktes auf dem Areal nahe der Fußgängerzone vorsieht. Nur hiermit sei, so BfB-Ratsherr Dieter Köpcke, eine Rettung des Einzelhandels in der Fußgängerzone möglich. Die Supermärkte seien Frequenzbringer, das sei von Gutachtern auch deutlich gemacht worden. „Der Supermarkt wäre ein Anker für die Innenstadt“, so Köpcke. Nachteile für den 500 Meter entfernten Gerberplatz mit seinen Supermärkten aufgrund der erhöhten Konkurrenz sieht die BfB nicht. Dies, so Köpcke, werde die freie Marktwirtschaft regeln.

100 Wohnungen und Räume für Praxen, Kita und Bücherei

Auch die SPD sieht in einem Vollsortimenter wie Rewe einen wichtigen Baustein für die wirtschaftliche Gesundheit der Fußgängerzone. SPD-Ratsherr Dirk Woschei sieht aber zusätzlich einen Bedarf an Wohnraum. Dies würde das Modell des Investor Procom ermöglichen, das eine Kombination aus Supermarkt, Wohnraum und Parken vorsieht. „Es ist ein sinnvoller Kompromiss zwischen den Optionen, die wir haben“, urteilte SPD-Ratsherr Dieter Schipler.

Die CDU und die Grünen wollen hingegen keinen großen Supermarkt dort angesiedelt sehen. Beide Parteien sehen in dem Konzept des Hamburger Investors Betzlar die beste Option für die Stadt. Knapp 100 Wohneinheiten, ergänzt um Räume für Praxen und Handel, Bibliothek, Kita und VHS. Grünen-Fraktionschef Thorsten Berndt beurteilt dieses Konzept als „mit Abstand sinnvollste Lösung“, die auch dem Bürgerwillen Rechnung trage.

„Wir haben vorher intensive Diskussionen geführt, viel abgewogen. Wir sehen bei dem Konzept auch eine Entwicklungschance für das Rewe-Gelände“, sagte Berndt. Das Gesamtkonzept stelle eine „Chance für die Innenstadt“ dar. Berndt kritisierte zugleich Rewe. Das Unternehmen und dessen Investor hätten sich geweigert, ihr Konzept den Vorgaben der Politik entsprechend anzupassen. „Das finde ich frech“, so Berndt. Dass ein Unternehmen, das in Verweigerungshaltung gehe, den Zuschlag bekommen solle, sei nicht plausibel.

Zudem, so CDU und Grüne, sei es Wunsch der Bürger, dass an dem Ort ein Komplex mit diversen Nutzungsangeboten entstehe. Diesem Wunsch werde im Konzept des Investors Betzlar Rechnung getragen. Auf dem Areal lediglich einen oder zwei Supermärkte anzusiedeln, sei nicht gewünscht. Zudem, so Berndt, könne auf dem ehemaligen Rewe-Areal ein Vollsortimenter entstehen, wenn dies gewollt sei.

SPD und BfB sehen beim Betzlar-Konzept, das mit sechs zu fünf Stimmen den Vorzug erhielt, eine Gefahr für die Stadt. Städtebaulich werde die Klosterkoppel zugebaut und unattraktiv. Die Fußgängerzone werde wirtschaftlich weiter geschwächt, eine ähnlich historische Fehlentscheidung wie früher, als sich die Stadt gegen einen Eisenbahnanschluss entschieden hatte, bahne sich an, so SPD-Fraktionschef Ingo Struve. CDU-Fraktionschef Andreas Stief kann den Warnungen vor einem wirtschaftlichen Tod der Fußgängerzone wenig abgewinnen. „Wenn die Fuzo in Gefahr ist, warum hat damals, als Rewe dichtgemacht hat, keiner aufgeschrien?“, fragte der Unionspolitiker. Eine Antwort darauf gab es nicht.