Pinneberg. Hamburger Investoren wollen für fünf Millionen Euro das Tor zur Fußgängerzone am Fahltskamp umgestalten. Pläne vorgestellt.

2014 eröffnet Edeka seinen Neubau am Marktplatz. Ein Jahr darauf die Volksbank ihre neue Zentrale nebst Einkaufspassage. Wo einst das Kreishaus stand, wohnen längst Neubürger. Pinnebergs City ist fraglos im Wandel. Und der setzt sich fort: Die Fußgängerzone der Kreisstadt soll ein neues Entree bekommen. Fünf Millionen Euro will sich die Hamburger Kaufmannsfamilie Singh, die das Grundstück Fahltskamp 11 vor einem Jahr erworben hat, ihr Projekt kosten lassen. Entstehen soll eine Wohnzeile mit Geschäften.

Der alte Gebäudebestand an der Ecke Bahnhofstraße/Fahltskamp, in dem bislang ein Restaurant und ein Sonnenstudio untergebracht sind, soll abgerissen werden. Der Neubau wird voraussichtlich viergeschossig ausfallen und soll sich von der Höhe her an das gegenüberliegende Ensemble, in dem früher der Ratskeller war, anpassen. Unten sollen insgesamt 600 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen, darüber laut Konzept 25 Wohnungen. Planer sind die Architekten Jürgen Baars und Ulrich Wehde. „Wohnungen im zentralen Bereich unweit des Bahnhofs werden das Quartier beleben“, ist sich Baars sicher.

Die Ecke Fahltskamp/Bahnhofstraße soll umgestaltet werden, das Restaurant Elena in den Neubau einziehen
Die Ecke Fahltskamp/Bahnhofstraße soll umgestaltet werden, das Restaurant Elena in den Neubau einziehen © HA | Andreas Daebeler

Für Familie Singh, die ihr Geld in der Gastronomie verdient und unter anderem das Restaurant Prego mitten in der Hamburger City betreibt, ist der geplante Neubau ein klassisches Anlage­objekt. Die Wohnungen sollen vermietet, nicht verkauft werden. Das Ratskellergebäude auf der anderen Seite des Fahltskamps haben die Singhs bereits vor zwei Jahren gekauft und saniert. Dort ist jetzt unter anderem die Diakonie beheimatet. Das Gebäude wurde mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt.

City-Wochenmarkt

Der Sonnabend-Wochenmarkt soll vom Marktplatz in die City ziehen und für Belebung sorgen.

Bürgermeisterin Urte Steinberg kündigte während der Ratsversammlung an, dass notwendige Bauarbeiten voraussichtlich im Frühjahr 2018 starten werden.

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Schon ohne den geplanten Neubau erlebt das einstige Problemquartier zwischen Bahnhofstraße und Lindenplatz einen unübersehbaren Aufschwung. Die Zeit von leer stehenden Geschäften und Tristesse scheint vorbei. Eine bestehende Filiale der Sonderposten-Kette Tedi wurde erweitert und bereits neu eröffnet. Ein weiterer Leerstand gegenüber ist ebenfalls beseitigt. Im Fahltskamp 5 hat eine Teppichwäscherei aufgemacht. Nebenan ist ein Lieferservice für Sushi eingezogen. Auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite tut sich was. Wo kürzlich der Modeladen Taifun ausgezogen ist, wird ein Optiker und Hörgeräteakustiker eröffnen. Das Unternehmen Hallmann, das mehr als 30 Filialen in Deutschland und Dänemark betreibt, hat sich die Flächen im Fahltskamp 4 gesichert. Allein im abgelaufenen Jahr gab es 13 Neuansiedlungen in der Innenstadt. Bei etwa sieben Prozent liegt die Quote verwaister Läden noch. Zum Vergleich: In Itzehoe etwa beträgt die Leerstandsquote 20, in Uetersen zehn Prozent.

Wirtschaftförderer Stefan Krappa zaubert die Entwicklung in der Pinneberger City ein Lächeln ins Gesicht. „Wir begrüßen außerordentlich, dass auch in diesem Teil der Innenstadt investiert wird“, sagt er. Er gehe davon aus, dass die Pläne der Familie Singh den östlichen Teil der Fußgängerzone beleben werden. Für die entstehenden Gewerbeflächen kann Krappa sich Dienstleister aus dem sozialen Bereich gut vorstellen. Das im Fahltskamp 11 beheimatete Restaurant Elena soll in den Neubau einziehen, wie Architekt Jürgen Baars betont. „Für die Bauzeit arbeiten wir mit den Betreibern an einer Übergangslösung“, sagt er.

Auch in der westlichen City wird investiert

Der Hamburger Gastronom Jangi Singh (l.) investiert in Pinneberg. Architekt Jürgen Baars plant den Neubau am östlichen Eingang der Fußgängerzone
Der Hamburger Gastronom Jangi Singh (l.) investiert in Pinneberg. Architekt Jürgen Baars plant den Neubau am östlichen Eingang der Fußgängerzone © HA | Andreas Daebeler

Familie Singh ist nur ein Beispiel für das Interesse von Investoren am Standort Pinneberg. Ein anderes liefert das Pinnau-Center, das am westlichen Ende der Fußgängerzone seit Jahren ein Schattendasein fristet. Es wird voraussichtlich 2018 teilweise entkernt und umgebaut. Die Geschäftsleute Savas und Namid Ardic, die ihr Geld einst in Pinnebergs City mit Döner verdienten und in Kummerfeld mit Autos handeln, investieren rund eine Million Euro in 14 Wohnungen. Ins Erdgeschoss soll ein Supermarkt einziehen.

Für Krappa sind regionale Investoren der Schlüssel für den erkennbaren Schub, den die Innenstadt in den vergangenen Jahren erlebte. Er hat kürzlich Zahlen präsentiert. Seit 2014 seien 18 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 108 Millionen Euro angepackt worden. Bekommt Jangi Singh mit seiner Familie Baurecht, soll alles ganz schnell gehen. „Wir könnten sofort loslegen“, sagt Architekt Baars.

Zuvor müsse allerdings noch eine Lösung für das Parkplatzproblem gefunden werden. Die laut Pinneberger Stellplatzverordnung vorgeschriebene Zahl von etwa 40 sei an dem Standort nicht zu erfüllen. „Wir wollen offen und ehrlich mit allen Beteiligten reden und die Politik überzeugen“, sagt Jürgen Baars. Die Kaufmannsfamilie Singh halte zudem die Augen offen, ob sich weitere Grundstücke in Pinneberg finden, auf denen etwas entwickelt werden könne.