Kreis Pinneberg. Der falscher Enkel,der angebliche Kripo-Beamte am Telefon oder der überraschende Handwerker-Besuch: Hier ist Vorsicht geboten.

Mit immer neuen Methoden versuchen Kriminelle, vor allem alte Leute auszunehmen. Dabei werden die Tricks immer dreister und ausgefeilter. „Aktuell haben wir es im Kreis Pinneberg vermehrt mit den Anrufen falscher Polizisten zu tun“, sagt Lars Brockmann, Sprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg. Doch auch der sogenannte Enkeltrick erfreue sich einer großen Beliebtheit – und ebenfalls sei die Betrugsmasche durch angebliche Handwerker derzeit wieder in Mode. Das Abendblatt erklärt, wie die Betrüger vorgehen und woran zu erkennen ist, dass Straftäter am Werk sind.


Der falsche Handwerker

Am Dienstag voriger Woche sprach ein Mann eine 84-jährige Frau vor ihrem Mehrfamilienhaus in Wedel an und behauptete, dass es in dem Gebäude zu einem Wasserrohrbruch gekommen sei. In Kürze würden Monteure jede Wohnung daraufhin überprüfen. Tatsächlich klingelten wenig später zwei Männer an der Wohnung und erhielten Einlass. Während einer die alte Dame und ihren Lebensgefährten ablenkte, entwendete der andere Geld und Schmuck.

Laut Polizei geben sich die Täter dabei öfter auch als Stadtwerke-Mitarbeiter oder Angestellte von Telefongesellschaften aus. Ihnen geht es allein darum, Eintritt zur Wohnung zu erlangen.. Daher sollten angebliche Monteure, die überraschend vor der Tür stehen, niemals Einlass erhalten. Firmen, die Zutritt zu Haus oder Wohnung benötigen, machen in der Regel vorher einen Termin aus. Ihre Mitarbeiter haben zudem Mitarbeiterausweise. Brockmann: „Lassen Sie sich im Zweifel diesen Ausweis zeigen und rufen Sie in dem Unternehmen an, ob es dort einen solchen Mitarbeiter gibt – und zwar bevor diese Person die Räume betritt!“

Der schlechte Handwerker

Infolge einer Überrumpelungstaktik lassen sich Kunden auf Geschäfte ein, die sich letztlich als Nepp herausstellen. Ist die Auffahrt alt, steht plötzlich eine angebliche Teerkolonne vor der Tür. Weist das Dach altersbedingt Mängel oder Moosbewuchs auf, klingeln überraschend vorgebliche Dachdecker an der Tür, die gerade in der Nachbarschaft beschäftigt sind und zum „Sonderpreis“ noch Kapazitäten frei haben. Dabei gilt: Die ausgeführte Arbeit wird in Rekordtempo erledigt, sie entspricht nie den gemachten Versprechen und ist dann letztlich teuer bezahlt. So wird beispielsweise eine Dachreinigung versprochen, das Dach aber nur nass gemacht. Dafür verlangen die „Handwerker“ dann gern mehrere Tausend Euro.

Der falsche Polizist
Ein Anrufer gibt sich als Beamter der Polizei, der Kriminalpolizei oder der Staatsanwaltschaft aus. Er behauptet, dass es in der Nachbarschaft einen Einbruch gegeben habe. Teilweise wird auch angegeben, dass ein Täter festgenommen worden sei, bei dem die Adresse des Angerufenen gefunden worden sei. Dann fragt der angebliche Polizist, welche Wertgegenstände der Angerufene zu Hause aufbewahre. Ziel ist es, die Opfer so zu verunsichern, dass sie Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände herausgeben – und zwar an einen angeblichen Polizisten, der kurz nach dem Anruf an der Tür klingelt und behauptet, die Sachen sicher in der Polizeidienststelle zu verwahren.

1679 Betrugsdelikte im Jahr 2017

Die Betrugsdelikte sind ein beherrschender Faktor der Kripo-Statistik.

1679 solcher Fälle weist die aktuellste Erhebung aus dem Jahr 2017 für den Kreis Pinneberg aus; im Jahr davor waren es noch 1888 derartiger Delikte. „Wir können nicht genau aufschlüsseln, um welche Form von Betrugsdelikten es sich handelt. Zahlen, wie oft etwa Enkeltrickbetrüger zugeschlagen haben, haben wir nicht“, sagt Polizeisprecher Lars Brockmann.

Die häufigste Form sei aber der Waren- oder Warenkreditbetrug mit 589 Fällen im Jahr 2017.

Von einem Warenkreditbetrug spricht man, wenn Kunden Ware bestellen und bezahlen, diese jedoch nie erhalten – oder wenn Täter unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Warensendungen unterschlagen. In der Regel handelt es sich dann um Internetkriminalität. kol

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Die Anrufe wirken häufig dadurch glaubhaft, dass im Display des Telefons die Nummer 110 oder die Nummer der nächsten Polizeiwache – teilweise auch in leicht abgeänderter Form – auftaucht. Jedoch wird die Polizei nie über die Notrufnummer 110 anrufen. Sie rät, generell nie am Telefon mit Fremden über persönliche oder finanzielle Verhältnisse zu reden. Sollte sich ein Anrufer mit derartigen Anliegen melden, rät die echte Polizei, einfach aufzulegen.

Der Enkeltrick
„Ich bin’s“ – so beginnt häufig das Gespräch, wenn ein Enkeltrickbetrüger zuschlägt. In der Regel startet der Anrufer dann ein Ratespiel („Rate mal, wer dran ist“) – und wird dann etwa auf die Gegenfrage „Klaus, bist da das?“ mit Ja antworten. Dann wird der „Klaus“ erzählen, dass er derzeit in Geldschwierigkeiten sei, der Engpass werde jedoch in einigen Tagen behoben sein. Zur Überbrückung benötige er jedoch kurzfristig Geld und werde gleich einen Bekannten vorbeischicken, der den Betrag abholt. „Niemals Geld an fremde Personen übergeben“, rät dazu die Polizei. Wer einen solchen Anruf erhält, sollte sofort eine Vertrauensperson hinzuziehen oder sich selbst vergewissern, dass der Anrufer wirklich ein Verwandter ist. Dies könne passieren, indem der echte Verwandte über die schon vorher bekannten Nummern zurückgerufen wird.

Trickdiebstahl
Trickdiebstähle kommen meist an belebten Orten vor. Während ein Täter das Opfer anspricht und es auf diese Weise ablenkt, greift der andere blitzschnell zu, stiehlt etwa die Handtaschen aus dem Einkaufswagen oder aus der offenen Fahrertür des Autos.

Der Wechselgeldtrick
Die Täter sprechen vorwiegend ältere Menschen an und fragen nach Wechselgeld etwa für den Einkaufswagen oder den Parkscheinautomaten. Teilweise greifen die Täter dann mit dem Opfer zusammen in dessen Portemonnaie. Für das Opfer sieht es so aus, als wenn die Diebe im Kleingeldfach nach den richtigen Münzen suchen. Nebenbei greifen sie jedoch die Geldscheine. Dank der Fingerfertigkeit der Täter und ihres geschickten Ablenkungsmanövers bemerken viele Bestohlene den Verlust ihres Geldes erst Stunden später.