Kreis Pinneberg. Städtischer Bauhof setzt Oberflächenbelüfter im Mühlenteich ein. Aufgrund der Sonnenstrahlung sinkt Sauerstoffgehalt in Gewässern.
Nicht nur die Menschen schnappen angesichts der hohen Temperaturen derzeit nach Luft, auch vielen Fischen geht zusehends schlechter. In Hamburg mussten sogar tonnenweise verendete Tiere geborgen werden. Das ist im Kreis Pinneberg bislang nicht der Fall. Allerdings griff in Wedel die Stadt jetzt vorsorglich ein. Seit Dienstag treibt auf dem Mühlenteich im Stadtzentrum mitten zwischen den Seerosen ein gelbes-blaues Miniboot. Dahinter verbirgt sich ein Oberflächenbelüfter, den Mitarbeiter des städtischen Bauhofs in den frühen Morgenstunden in dem Gewässer installiert hatten.
Um es simpel zu halten: Das Gerät macht das, was man als Kind früher gern mit einem Strohhalm in der Badewanne gemacht hat – Luftblasen erzeugen und so den Sauerstoffgehalt im Wasser erhöhen. „Der Oberflächenbelüfter soll die Situation für die Tiere verbessern“, sagt Sven Kamin als Pressesprecher der Stadt Wedel. Damit der Belüfter auch nur Wasser ansaugt und keine kleinen Fische oder Enten in den Strudel geraten, wurde das Belüftungsboot mit einem Schutzkorb versehen. Durch ein Kabel wird das Gerät mit dem notwendigen Strom versorgt. Durch die Maßnahme könne zwar nicht der Sauerstoffgehalt des gesamten Gewässers ausgeglichen werden, so Kamin. Aber Fische bekämen die Möglichkeit, sich hier mit Sauerstoff zu versorgen.
Die Stadt hätte gern früher eingegriffen. Da der besonders warme Sommer aber zu Lieferengpässen für Wasserbelüftungsgeräte geführt habe, konnte ein von der Stadt Wedel bereits bestelltes Modell bisher nicht ausgeliefert werden, wie Kamin erklärt. Bei dem blau-gelben Oberflächenbelüfter, der eine Länge von etwa einem Meter und zwanzig Zentimetern hat, handelt es sich nun um ein Leihgerät. Das wird solange eingesetzt werden, bis die Wasser-Experten des Wedeler Bauhofes Entwarnung geben.
Aufgrund der Wärme und starken Sonneneinstrahlung steigt die Temperatur in den Gewässern. Gleichzeitig kurbelt es den Pflanzenwuchs an, was zusätzlich zu einem niedrigeren Sauerstoffgehalt führt. Im Unterschied zum Kreis Pinneberg werden in Hamburg dauerhaft Temperatur und Sauerstoffgehalt in vielen Seen und Flüssen überwacht. Mittlerweile ist die Elbe zwischen 24,1 bis 26 Grad Celsius „heiß“. In der Außenalster liegt der Sauerstoffgehalt bei 3,9 Milligramm, für Fische wird es bei unter 4 Milligramm kritisch. Im Kreis Pinneberg sind die jeweiligen Eigentümer der Gewässer – zumeist die Städte und Gemeinden – dafür verantwortlich, den Sauerstoffgehalt zu überprüfen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, wie Kreispressesprecher Oliver Carstens auf Abendblatt-Anfrage erklärt. Werte liegen der Kreisverwaltung nicht vor. Dort sind auch keine Fälle von größerem Fischsterben bekannt.
In der Stadt Pinneberg zum Beispiel ist die Gewässerlage laut Stadtsprecherin Maren Uschkurat entspannt. „Bislang gibt es keine Probleme“, sagt sie und verweist auf Maßnahmen wie das Einbringen von Kies in Flüssen, die zuletzt ergriffen worden sein.
Messungen
In Halstenbek verfügt der Krupunder See bereits seit 1990 über eine Tiefenwasserbelüftungsanlage (Tibean), quasi eine Riesenluftpumpe. Sie wird von März bis Oktober zu programmierten Zeiten betrieben und versorgt den See mit Luft. „Wir haben daher dort keine Probleme mit dem Sauerstoffgehalt“, sagt Verwaltungsmitarbeiter Holger Lange. Dazu trage auch der extrem hohe Wasserstand des Sees bei, der auf die starken Regenfälle der zweiten Jahreshälfte 2017 und den ersten drei Monaten 2018 zurückzuführen sei. Probleme gab es in der Vergangenheit mit Schwimmern, die trotz Badeverbots zu der in der Mitte des Sees verankerten Tibean hinausgeschwommen sind und diese beschädigt hatten. Seit die Anlage 2010 mit Nato-Draht, Spikes und Warnaufklebern gesichert worden ist, hörten die Beschädigungen auf.
„Ein Fischesterben wie in Hamburg gibt es bei uns nicht“, sagt Schenefelds Umweltberaterin Martina Schiller. Allerdings verfüge die Stadt nur über das Rückhaltebecken Friedrichshulde, in dem Fische leben. Die Düpenau sei nicht betroffen, weil dort nur kleinere Fische vorkommen. „Und auch von den privaten Angelteichen sind uns bisher keine Probleme gemeldet worden“, sagt Schiller.