Wedel . Andreas Köhnke hat Meistertitel im Wasserrutschen eingeheimst und Rekorde aufgestellt. Seine Kinder sind im bereits auf den Fersen.

Irgendwie war Andreas Köhnke schon in seiner Kindheit den anderen immer eine Fußlänge voraus. Beim Rutschen konnte ihm einfach keiner das Wasser reichen, und das ist heute noch so. Denn der Wedeler tritt leidenschaftlich gern und regelmäßig bei Wettkämpfen im Wasserrutschen an – und das mit Erfolg. So war der 48-Jährige bereits mehrfach Norddeutscher Meister und Deutscher Meister. Zudem kann er einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde vorweisen. Dabei hat sein Rutschfieber schon längst auf seine Familie übergegriffen.

Seine drei Kinder sind alle ebenfalls bei Wettkämpfen dabei. Vor allem sein Sohn Cedric (13) begleitet ihn fast immer auf der Fahrt zu den Wettkämpfen. Cedric ist aktueller Deutscher Jugendmeister im Wasserrutschen und seinem Vater schon auf den Fersen.

Eine wasserutschenverrückte Familie: Andreas Köhnke und seine Kinder Lisanne, 15, Cedric, 13, und Lenius,7, haben schon an vielen Wettbewerben teilgenommen und zahlreiche Titel errutscht
Eine wasserutschenverrückte Familie: Andreas Köhnke und seine Kinder Lisanne, 15, Cedric, 13, und Lenius,7, haben schon an vielen Wettbewerben teilgenommen und zahlreiche Titel errutscht © krk | Katy Krause

„Was gibt es Schöneres, als vom Sohn geschlagen zu werden?“, fragt Köhnke. Allerdings betont er gleich, dass es noch nicht so weit sei, und lässt den Einwand seines Sohnes nicht gelten, dass er in Osnabrück 0,3 Sekunden schneller gewesen sei. „Da stimmt die Zeiterfassung nicht“, sagt der Wedeler. Die 15-jährige Lisanne und Deutsche Jugendmeisterin im Wasserrutschen von 2015 nimmt die Sache deutlich gelassener. Was ihr Vater und ihr Bruder für einen Wettkampf auf sich nehmen, ist ihr zu viel. Stundenlang nach Süddeutschland oder sogar Norwegen zu fahren, um dort um eine Zehntelsekunde hart zu kämpfen und nach dem Wettkampf dann wieder ins Auto? Das wäre wohl für die meisten nichts.

Was treibt den Versicherungsfachwirt, der von vielen Städten fast nur die Freibäder und Rutschen kennt, also an? „Jedes Schwimmbad ist anders“, erklärt Köhnke. Zusammen mit seinem Sohn testet er die Bahnen. Gemeinsam überlegen sie, mit welcher Rutschtaktik (Zwei- und Dreipunkt also sitzend oder liegend, ob Katapultstart, Handstand oder mit einem Sprung an die Seitenwand startend) sie die meiste Zeit einsparen können. Und wenn jemand schneller ist, was der anders macht. „Das ist, wie ein Rätsel zu lösen“, erklärt der Wedeler. Zudem hat er durch seine mittlerweile 25-jährige Rutschkarriere viele Freunde über Deutschland verteilt gefunden. Sie bei Wettbewerben zu treffen sei heute ein weiterer Anreiz, zu den Veranstaltungen zu fahren.

Rennrutschen

Für Rutschfreunde und diejenigen, die es werden wollen, gibt es etliche Wettkämpfe, bei denen sie ihr Talent testen können.

Die genauen Termine, Bahnlängen und Anforderungen lassen sich der Internetseite www.drv-rennrutschen.com entnehmen.

Weitere Infos über die Rutschvereine und den Deutschland Cup finden sich dort auch.

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Alle zwei Wochen macht sich Köhnke, meist begleitet von mindestens einem seiner Kinder, auf zu einem Wettkampf. „Wir sind etwa zwei Stunden vor Start da“, erklärt er. Diese Zeit wird zum Training und Ausprobieren genutzt. Zigmal wird dann gerutscht, was natürlich auch immer den Treppenaufstieg beinhaltet. Wieviele Treppen er in seinem Leben aufgrund des Rutschens erklommen hat, kann er nicht mehr zählen. Es müssen an die Hundertausend gewesen sein.

Immerhin machte Köhnke sogar einmal bei einem Wettbewerb mit, bei dem es darum ging, 24 Stunden lang zu rutschen. Am Ende stand der Rekord. Anschließend wurde der Wedeler auch zu anderen etwas verrückteren Veranstaltungen eingeladen, wie zum Beispiel in Innsbruck die Bobbahn in einem Wok hinunterzurasen. Köhnke machte mit. Dabei wirkt der Wedeler gar nicht ausgeflippt und waghalsig. Irgendwie sei das alles so gekommen, sagt er.

Schon in seiner Kindheit sei er in der Wasserrutsche schnell gewesen. Köhnke vermutet, dass es an seiner vorherigen Zeit als Geräteturner und der damit trainierten Muskulatur lag. Auf jeden Fall haben er und sein Bruder in der Ostseetherme an einem Rutschwettbewerb teilgenommen. Damals waren sie ungefähr so alt wie der 13-jährige Cedric heute. Die Schnellsten konnten Freikarten gewinnen. „Wir waren die gesamten Sommerferien umsonst in der Ostseetherme“, erinnert sich Köhnke. Dort wurden dann auch die ersten Norddeutschen Meisterschaften abgehalten. Die gibt es dort bis heute noch – und Köhnke und sein Team sind natürlich jedes Mal dabei.

Denn außer der Einzelleistung gibt es auch eine Teambewertung. Familie Köhnke punktet fürs Team Rutschfreunde. Zudem gibt es noch die Speedrutscher und Rutschgranaten. Bei den Norddeutschen Meisterschaften nehmen beispielsweise auch die Kieler Sprotten teil, die allerdings um 11 Uhr immer schon leicht angeheitert sind und trotzdem heil nach unten kommen, wie Köhnke berichtet.

Selbstverständlich wirkte Köhnke an der Ausrichtung der ersten Rutschmeisterschaften in seiner Heimatstadt Anfang dieses Jahres kräftig mit. Und natürlich hält er in Wedel den Bahnrekord mit 10,37 Sekunden auf 90 Meter. Sein Tipp: links gegen die Wand springen, um rechts die Kurve schneller zu bekommen. Das macht er dann auch vor und verschwindet in der Röhre und ins kühle Nass.