Pinneberg. Pinneberger Rat beschließt Bebauungsplan für ehemaliges Ilo-Gelände. Grüne & Unabhängige befürchten Folgekosten für Stadt.

Das Mühlenauquartier kommt. Jetzt kann die Matrix Immobilien Gruppe richtig loslegen. Die Ratsversammlung hat den Bebauungsplan für den neuen Stadtteil, der in Pinneberg entstehen soll, am Mittwochabend beschlossen – allerdings nicht ohne Widerstand. CDU und SPD drückten den B-Plan mit 20 Stimmen gegen die anderen Parteien durch. Der politische Streit schwelt schon seit Jahren. Bis zuletzt hatten die Grünen & Unabhängigen das Projekt kritisiert und eine maßvolle Stadtentwicklung angemahnt.

360 Wohneinheiten sollen auf dem Gelände entstehen, auf dem bis 1990 noch die Ilo-Motorenwerke beheimatet waren. 20 Prozent davon soll sozial geförderter Wohnraum sein. Das Gesamtprojekt umfasst rund 75.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, wovon ein Drittel für Gewerbe vorgesehen ist. Den Grünen & Unabhängigen ist das zu wenig. „Wir sehen kein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wohnen und Gewerbe. Gerade wegen der Lage und der guten Verkehrsanbindung wären hier mehr Gewerbe und Büros sehr gut möglich gewesen“, sagt Fraktionschef Joachim Dreher.

Man nehme mal wieder etwas in Angriff, ohne vorher die Infrastruktur-Probleme zu lösen, betonte Dreher. Schon jetzt sei die Osterholder Allee ein Nadelöhr. Auch werde man nicht genügend Plätze an Schulen und Kitas haben, wenn viele Familien mit Kindern ins neue Quartier einziehen. In diese Kerbe schlug auch sein Kollege Manfred Stache. „Warum ist keine Kita im Mühlenauquartier geplant?“, fragte er. Schon jetzt müsse Pinneberg zwei bis drei Kitas bauen, um die Quote zu erfüllen. Stache sagte weiter: „Wir werden Folgekosten haben. Das wird Pinneberg finanziell nicht guttun.“

SPD und CDU waren von Beginn an für das Projekt Mühlenauquartier, dementsprechend argumentierten die Fraktionen in der Sitzung. „Wo haben Sie jemals keine Bedenken?“, fragte Klaus Seyfert (CDU) in Richtung der Grünen & Unabhängigen. Es gebe eine große Nachfrage nach Wohnungen, der Standort an der Bahn sei wegen der Anbindung ideal. „Wir brauchen die Wohnungen wirklich dringend, und Sie sind doch einfach gegen alles“, sagte Seyfert.

Lärmschutzwand wird vier Meter höher

SPD-Fraktionschefin Angela Traboldt betonte, wie lange die Fläche bereits brachliegt, immerhin fast 30 Jahre. „2015 haben wir bereits das erste Mal darüber diskutiert. Wir sind froh, dass es jetzt entwickelt wird“, so Traboldt. Sie sei stolz, dass 20 Prozent sozial geförderter Wohnraum ausgehandelt worden sei, und das mit einem privaten Investor. „Wir dürfen nicht vergessen, dass das Areal nicht der Stadt gehört“, so Traboldt. Gewerbegebiete würden genug an anderer Stelle in der Stadt erschlossen.

Pinnebergs Bauamtschef Klaus Stieghorst betonte am Tag nach der Ratsversammlung noch einmal, wie viel in den Verhandlungen mit Matrix erreicht worden sei. „Wir haben bis zum letzten Tag gekämpft, zum Beispiel in Sachen Lärmschutz“, erklärte Stieghorst. Der Lärm von der Bahn sei wirklich enorm, zum Teil an der Schwelle zur Gesundheitsgefährdung. „Deswegen wurde die Höhe der Lärmschutzwand nun von vier auf acht Meter erhöht. Das hat wirklich Nerven gekostet“, sagte Stieghorst.

Die Umgebung

In das neue Mühlenauquartier soll das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen Ilo-Werke integriert werden. Auch die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes Süd soll eingebunden werden, so soll die Lärmschutzwand dort auf sechs Meter reduziert werden.

Mit 130 Laubbäumen sowie Hecken und Büschen sollen die Frei- und Grünanlagen naturnah gestaltet werden, sie erstrecken sich vom Ufer der Mühlenau bis in das Quartier.

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Auch darüber hinaus müsse Matrix einiges leisten. So sollen 20 bis 40 Park-and-ride-Plätze geschaffen werden, und auch bei den Altlasten kommt auf den Investor einiges zu. Das Areal ist stark vorbelastet und muss versiegelt werden, die ehemaligen Deponieflächen sollen als Wald wiederhergestellt werden.

Mit ersten vorbereitenden Arbeiten ist auf dem ehemaligen Ilo-Gelände bereits begonnen worden. Schon im Februar wurden Bäume gefällt und wurde Gehölz zurückgeschnitten. Jetzt, wo die planungsrechtlichen Verfahren abgeschlossen sind, kann es weitergehen.

2024 soll das Gesamtprojekt spätestens fertig sein

Matrix-Geschäftsführer Martin Schaer zeigte sich erleichtert über den Beschluss und erklärt, wie es nun weitergeht: „Als letzter formaler Schritt folgt jetzt noch die öffentliche Bekanntmachung.“ Mit dem Abbruch soll noch im Sommer begonnen werden. „Im Spätherbst werden dann die Erschließungsmaßnahmen starten“, erklärt Schaer weiter. Baubeginn des ersten Bauabschnitts soll im ersten Halbjahr 2019 sein. Der Aus- und Neubau der Straße An der Mühlenau werde eine der letzten Maßnahmen sein.

„Wir sind voll im Zeitplan“, so Schaer. Spätestens 2024 soll das Gesamtprojekt fertig sein, schon jetzt gibt es erste Anfragen. „Wir haben uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, aber es wird wirklich ganz toll“, so der Matrix-Geschäftsführer. Pinneberg werde einen wirklich schönen Stadtteil bekommen.