Pinneberg. Der Verein Pinneberger Kinder springt dann ein, wenn das Geld zum Beispiel nicht mal für den Schwimmunterricht reicht.

Geht nicht, gibt’s nicht. Diesem Motto folgt Kurt Desselmann nur zu gern, wenn es um junge Menschen geht. In Pinneberg. Dort hat Desselmann Jahrzehnte ehrenamtlichen Engagements auf dem Buckel – etwa als Clubchef des VfL, dessen Ehrenvorsitzender er nun ist. Seit drei Jahren kümmert sich der 82-Jährige als Vorsitzender auch um den Verein Pinneberger Kinder, der dieser Tage 20 Jahre besteht. Aus dem hauptsächlich mittels Spenden finanzierten Verein heraus wird Kindern und Jugendlichen geholfen, deren Eltern kein dickes Portemonnaie in der Tasche tragen. Desselmann und seine Mitstreiter wollen wachsender Armut ein Schnippchen schlagen.

Nur weil das so ist, kann in der Stadt an der Pinnau jedes Kind das Schwimmen erlernen. Reicht das Geld der Eltern nicht für einen mit bis zu 100 Euro zu Buche schlagenden Kursus, springt der Verein Pinneberger Kinder ein. Vermittelt werden bedürftige Familien anonym über die Kitas. Mehr als 500 Jungen und Mädchen profitierten bereits. Das Projekt, das schon 60.000 Euro verschlang, läuft seit nunmehr fünf Jahren. In dieser Zeit habe sich offenbart, was nicht jeder in diesem reichen Land wahrhaben wolle: „Es gibt große Not in Familien“, so Desselmann.

Armut trifft nicht nur die Hartz-IV-Empfänger

Mangel treffe die Schwächsten am härtesten. „Armut ist ein wachsendes Problem, das wird uns aus Kindergärten und Schulen bestätigt“, sagt Desselmann. „Es wird für immer mehr Familien schwerer, alles zu bezahlen.“ Dabei gehe es längst nicht nur um Hartz-IV-Empfänger. Auch wer in Lohn und Brot stehe, habe zuweilen arg zu kämpfen. „Die Schere zwischen Arm und Reich geht insgesamt weiter auseinander.“

Allein könnte Desselmann fraglos nicht viel bewirken. Er hat Mitstreiter, die ihre Freizeit investieren. Susan Burmester gehört dazu. Die Rellingerin, die seit vielen Jahren für Pinnebergs Wirtschaftsgemeinschaft arbeitet, nutzt ihre guten Kontakte in der Region, zieht Fäden und akquiriert manche Spende. Das ist auch nötig, denn allein mit den Beiträgen der aktuell 22 Mitglieder könnte der Verein nicht allzu viel auf die Beine stellen. Kürzlich half das Team des Restaurants in der barocken Landdrostei aus, was Desselmann besonders freut. Gemeinsam mit Familie Meusel, die in der Drostei bewirtet, wurde ein Benefizdinner organisiert. 40 Gäste speisten für den guten Zweck. Am Ende konnten mehr als 1000 Euro überwiesen werden. Das Dinner soll nun Tradition werden.

Spendenkonten

Spendenkonten des Vereins Pinneberg Kinder existieren bei der Volksbank Pinneberg-Elmshorn (IBAN: DE32 2219 1405 0002 0000 00) und bei der Sparkasse Südholstein (IBAN: DE07 2305 1030 0002 3760 77).

Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite des Vereins unter der Adresse www.pinneberger-kinder.de.

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Der Verein Pinneberger Kinder, der Jahr für Jahr einen Kindertag im Spätsommer organisiert, war 1998 gegründet worden. Die Idee hatte der 2006 gestorbene Klaus Bauer mitentwickelt, der sich schon vorher als Chef eines Angelvereins jahrelang um den Nachwuchs bemüht hatte. Bauer war nach der Gründung 1998 auch einige Jahre Vorsitzender. Der Verein ist zudem Teil des Vermächtnisses von Bernd Schröder. Der SPD-Landtagspolitiker hat bis zu seinem Tod im Jahr 2013 im Vorstand mitgearbeitet. An einem Grundsatz aus früheren Tagen hat sich unter Kurt Desselmann nichts geändert: Pinnebergs Kinder sollen profitieren – ungeachtet ihrer Herkunft und Religion.

Die Initiative, jedem Kind das Schwimmen beizubringen, erfährt seit 2013 große Aufmerksamkeit, weil sie in der Region ihresgleichen sucht. Von der RSH-Stiftung gab es kürzlich 4000 Euro, mit denen weitere Kurs-Gutscheine aufgelegt werden können. Doch gibt es weitere Projekte, die Desselmann und Burmester aufs Gleis stellen. So dürfen die Organisatoren des Pinneberger Rockfestivals „Wake Up Pi“ auch 2018 ihre Lautsprechertürme auf der Drosteiwiese aufbauen, weil der Verein einspringt und Lücken im Etat schließt. Die Open-Air-Party ist für Jugendliche in der Kreisstadt seit Jahren Kult – auch weil der Besuch des Festivals trotz namhafter Bands kostenlos ist. „Darum unterstützen wir das Festival gern, Jugendliche und Kinder sollen Freude haben, ohne dafür zu zahlen“, sagt Desselmann.

Apropos Zahlen: 17.000 Euro konnten im abgelaufenen Jahr auf dem Konto des Vereins verbucht werden. Die Finanzlage ist noch gut, daher gingen sogar 24.000 Euro an Projekte raus. Nicht immer ist das so medienwirksam wie beim Schwimmprojekt, häufig wird im Verborgenen geholfen. „Wir bekommen fast täglich Anfragen aufs Handy“, sagt Burmester. Dabei gehe es etwa um Kinder, die nicht an Klassenreisen teilnehmen können, weil ihren Eltern das Geld fehlt. Auch dann springt der Verein mal ein. Wie schon seit zwei Jahrzehnten.